München. Nach einer Terrorwarnung war an Silvester der Hauptbahnhof in München evakuiert worden. Nun legen die Ermittler den Fall zu den Akten.

Die Staatsanwaltschaft München stellt ihre Ermittlungen wegen der Hinweise auf Terroranschläge auf zwei Münchener Bahnhöfe ein. Die bisher gesammelten Informationen reichen nach Angaben der Justizbehörde nicht aus, um eine Anklage vorzubereiten. Wie nun bekannt wurde, konnten die Ermittler zu dem Hinweis mit Namen mutmaßlicher Terroristen keine realen Personen finden.

„Zu den mitgeteilten Namen konnten (auch unter Berücksichtigung unterschiedlicher Schreibweisen) keine Übereinstimmungen zu in Deutschland wohnhaften oder registrierten Personen ermittelt werden“, erklärte Judith Henkel, stellvertretende Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München I auf Anfrage unserer Redaktion. Weil keine Verdächtigen identifiziert werden konnten, stellte die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren Ende Januar ein. Bereits Anfang Januar hatte es Berichte darüber gegeben, dass die Liste mit den sieben mutmaßlichen Attentätern fehlerhaft sein könnte.

Geheimdienste beriefen sich auf Quelle aus dem Irak

Wenige Stunden vor dem vergangenen Jahreswechsel hatte eine Terrorwarnung die Feierstimmung in München merkbar gedämpft. Die Polizei reagierte damals auf Hinweise mehrerer ausländischer Geheimdienste und evakuierte sowohl den Hauptbahnhof als auch den Bahnhof im Stadtteil Pasing. Kurz zuvor hatte es Hinweise ausländischer Sicherheitsdienste auf eine siebenköpfige Terrorzelle gegeben. Doch wie die Staatsanwaltschaft nun bestätigt, hat diese Terrorgruppe niemals existiert.

Die Liste stammte übereinstimmenden Berichten zufolge von einem Mann aus dem Irak. Dessen Bruder aus Baden-Württemberg hatte die deutschen Behörden bereits am 23. Dezember auf einen möglichen Terroranschlag hingewiesen. Terrorexperten telefonierten daraufhin mit der Quelle im Irak. Der Mann berichtete von Anschlagsplänen auf Verkehrsknotenpunkte in Bayern. Doch damals war noch nicht vom Silvesterabend als Termin eines Anschlags die Rede.

Der Münchener Polizei blieb kaum Zeit

Kurz vor den Silvesterfeierlichkeiten schickte ein französischer Sicherheitsdienst dann eine Mitteilung an die deutschen Behörden, die sowohl die Zeit als auch den Ort eines möglichen Anschlags konkretisierte. Wie sich später herausstellte, stammten die Informationen des befreundeten Geheimdienstes auch von dem Informanten aus dem Irak.

Um 19.40 Uhr leiteten Bundesbehörden die Nachricht an die Münchener Polizei weiter. In der Mitteilung hieß es, dass eine Gruppe von sieben mutmaßlichen IS-Terroristen aus dem Irak und Syrien Selbstmordattentate am Hauptbahnhof und am Bahnhof Pasing in München verüben könnten. Nach dieser Mitteilung reichte die Zeit offensichtlich nicht aus, um eine detaillierte Gefahrenabwägung durchzuführen. Die Münchner Polizei entschied sich dazu, die beiden Verkehrsknotenpunkte zu räumen. Etwa 550 Beamte waren an dem Anti-Terror-Einsatz beteiligt.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä hatten den Polizeieinsatz im Nachgang verteidigt. „Es war nicht zu verantworten, auf eine Entwarnung zu warten“, erklärte Andrä auf einer Pressekonferenz an Neujahr. Der Polizeipräsident hatte im gleichen Atemzug auch infrage gestellt, wie viele der sieben mutmaßlichen Terroristen überhaupt reale Personen sein könnten. Dennoch hatte sich Andrä geweigert, den Einsatz als Fehlalarm zu bezeichnen.