Moskau. Russland und Frankreich wollen ein breites Bündnis gegen den IS-Terror organisieren. Kremlchef Putin deutete jetzt Zugeständnisse an.

Die Präsidenten Russlands und Frankreich haben eine Annäherung beim Umgang mit der gemäßigten syrischen Opposition erreicht. Man sei übereingekommen, Angriffe auf bewaffnete Gruppen zu vermeiden, die ihrerseits gegen den Terror kämpfen, sagte Kremlchef Wladimir Putin nach einem Treffen mit dem französischen Staatschef François Hollande am Donnerstagabend in Moskau. Bislang stuft Russland alle Gegner des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad als Terroristen ein.

Russland hatte vor wenigen Wochen mit massiven Luftangriffen in den Syrienkrieg eingegriffen. Diese Angriffe sollen sich gegen Stellungen der IS-Milizen richten, hieß es stets in Moskau. Der Westen geht jedoch davon aus, dass die russischen Jets auch Einheiten der gemäßigten Gegner von Präsident Assad beschießen. Diese Einschätzung wurde durch Berichte syrischer Oppositionsgruppen gestützt. Russland gilt neben dem Iran als letzter Verbündeter des Assad-Regimes.

Putin: Assad ist ein „natürlicher Verbündeter“

Der syrische Bürgerkrieg brauche eine politische Lösung, betonte Hollande. Assad müsse gehen. Putin sagte, der Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei nur mit Bodentruppen zu gewinnen. Dafür seien Assad und seine Armee „die natürlichen Verbündeten“.

Nach den Anschlägen von Paris und dem Bombenanschlag auf ein russisches Passagierflugzeug drohten Frankreich und Russland, sie würden gemeinsam die Verantwortlichen aufspüren und bestrafen. Hollande hat sich in dieser Woche auch schon mit den USA, Großbritannien, Deutschland und Italien abgestimmt, um einen gemeinsamen Kampf gegen den IS zu organisieren.

Zuvor hatten Putin und Hollande die Notwendigkeit eines Bündnisses gegen den Terrorismus betont. Die jüngsten Anschläge würden beide Länder zwingen, ihre Bemühungen zu vereinigen, sagte der Kremlchef zu Beginn des Treffens mit Hollande im Kreml. „Wir sind bereit zu dieser Zusammenarbeit, mehr noch, wir halten sie für absolut notwendig“, fügte Putin hinzu.

Hollande sagte: „Wir müssen diese breite Koalition gemeinsam bilden, um den Terrorismus zu schlagen.“ Er hatte sich in dieser Woche schon mit den USA, Großbritannien, Deutschland und Italien über einen gemeinsamen Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) abgestimmt.

Putin will eine „mächtige Kraft gegen den Terror“

Zu dem im russischen Fernsehen übertragenen Beginn des Treffens sagte Hollande: „Deshalb bin ich in Moskau: Um festzustellen, wie wir handeln und uns abstimmen können, um diese Terrorgruppe zu treffen.“

Putin versicherte erneut, Russland trauere nach den Anschlägen in Paris mit Frankreich. Auch sein Land habe Opfer zu beklagen. Er verwies auf den Terroranschlag auf eine russische Passagiermaschine Ende Oktober über Ägypten. Zu dem Mord an 224 Menschen hatte sich die IS-Terrormiliz bekannt.

Präsidenten suchen auch politische Lösung

Schon vor dem Eintreffen des Franzosen betonte Putin: „Es sollte endlich eine einheitliche mächtige Kraft entstehen, die die Handlungen des russischen Militärs unterstützt, das erfolgreich gegen Terroristengruppen in Syrien vorgeht“. Putin hatte seine Militärs letzte Woche angewiesen, die Franzosen als Verbündete zu behandeln.

Die Präsidenten wollten nach Angaben beider Seiten auch über eine politische Lösung des Syrien-Konflikts beraten. Russland ist enger Partner des umstrittenen Präsidenten Baschar al-Assad und lehnt westliche Forderungen nach einem Machtverzicht Assads ab. Die Bemühungen um internationale Kooperation wurden auch durch den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe im syrischen Grenzgebiet zurückgeworfen. (dpa)