Traurige Levina: ESC trotzdem eine „wundervolle Erfahrung“
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Kiew. Kurz nach dem schlechten Ergebnis beim ESC konnte die deutsche Kandidatin wieder lachen: immerhin nur vorletzter, nicht letzter Platz.
Die deutsche ESC-Kandidatin Levina ist traurig über ihren vorletzten Platz in Kiew
Mit diesem Ergebnis habe sie nicht gerechnet, sagte die 26-Jährige nach dem Wettbewerb
ARD-Unterhaltungskoordinator Schreiber sagte, das Ergebnis sei „für Levina und unser Team eine herbe Enttäuschung“
Nach dem Schock über den vorletzten Platz beim Eurovision Song Contest in Kiew kann Sängerin Levina kurz darauf schon wieder lachen. Sie sei traurig – bedanke sich aber bei Irland, das Deutschland immerhin drei Punkte gegeben habe, sagte die 26-Jährige in der Nacht zu Sonntag in der ARD. „Und außerdem sind wir nicht Letzter geworden, sondern Vorletzter.“ Wenn das nun 25 Jahre so weitergehe, werde erreiche Deutschland auch wieder Platz eins.
Es sei trotzdem eine „wundervolle Erfahrung“ gewesen, sagte Levina. Sie habe so viel Spaß gehabt und tolle neue Leute kennengelernt. Außerdem habe ihre Mutter Geburtstag – „es gibt auf jeden Fall was zu feiern“. Bei der Punktevergabe war Levina das Entsetzen noch deutlich ins Gesicht geschrieben.
Nur eine Länder-Jury hatte Punkte für Deutschland übrig
In den vergangenen beiden Jahren war Deutschland jeweils Letzter geworden. Levina wurde nun 25. von 26 Kandidaten. Sie erhielt insgesamt sechs Punkte, davon drei von der Jury aus Irland - die einzige Länderjury, die Deutschland Punkte gab. Die übrigen Punkte kamen ganz am Schluss durch die Publikumsabstimmung dazu.
So lief das ESC-Finale 2017 in Kiew
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Der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber vom NDR sagte, das Ergebnis sei „für Levina und unser Team eine herbe Enttäuschung.“ Der Song „Perfect Life“ habe beim Deutschen Vorentscheid zwei Drittel der Fernsehzuschauer überzeugt, in Europa habe das Lied die Herzen der Menschen jedoch nicht erreicht. „Das hatten wir nicht erwartet. Wir stellen uns dem Ergebnis und werden es analysieren.“
ESC-Experte Urban: „Weiß auch nicht, woran es liegt“
Levinas vorletzter Platz dürfte wieder grundsätzliche Diskussionen über Deutschlands Abschneiden bei dem Musikwettbewerb nach sich ziehen. Auch der legendäre ESC-Kommentator Peter Urban (69) vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) konnte sich das Ergebnis nicht erklären: „Ich weiß auch nicht, woran es liegt.“
Auch das Fernsehpublikum in Deutschland mochte sich nicht so recht für die effektvoll inszenierte Show in der ukrainischen Hauptstadt erwärmen. 7,76 Millionen Zuschauer (Marktanteil 31,5 Prozent) wurden am Samstagabend ab 21 Uhr gemessen. Für eine Fernsehshow immer noch eine gute Quote, aber der schlechteste ESC-Wert seit 2009. Bei den beiden Lena-Auftritten 2012 und 2011 waren es jeweils mehr als 13 und 14 Millionen.
Lena siegte 2010 mit „Satellite“
Seit Lenas Sieg mit „Satellite“ im Jahr 2010 ist Deutschland beim ESC viel Kummer gewohnt. 2016 hatte Sängerin Jamie-Lee für ihr Lied „Ghost“ nur elf Punkte bekommen und war Letzte geworden – ebenso wie im Jahr zuvor Ann Sophie, die mit „Black Smoke“ keinen einzigen Punkt geholt hatte.
Der für den ESC in Deutschland zuständige NDR hatte in den vergangenen Jahren immer wieder das Prozedere für den Vorentscheid modifiziert. Probleme gab es, als 2015 der Rocksänger Andreas Kümmert die Vorauswahl gewann, dann aber überraschend verzichtete. Damals rückte Ann Sophie auf.
Levinas Auftritt: eher reduziert
2016 wollte der NDR dann Xavier Naidoo schicken, zog den Plan aber nach Protesten zurück und ließ doch wieder das Publikum entscheiden, woraufhin Jamie-Lee die deutsche Vorauswahl gewann. 2017 ging zunächst alles glatt: Am Ende votierten beim Vorentscheid 69 Prozent der Zuschauer für „Perfect Life“.
Levina, die in Bonn geboren wurde, in Chemnitz aufwuchs und heute in London und Berlin wohnt, hatte sich für einen eher reduzierten, von Grautönen dominierten Auftritt entschieden. Barfuß, mit dunklem Rock und hellem Oberteil sang sie vor vergleichsweise schlichter Kulisse alleine auf der Bühne ihren Song. (dpa)