Essen. „Abenteuer Leben am Sonntag“ zeigt auf Kabel ein in einem kulturellen Streifzug Hobbys und Vergnügen von Menschen auf der ganzen Welt.

„Es geht darum, zu zeigen, was man hat“, sagt der selbst ernannte Selfmade-Man David Spiller und deutet mit breitem Grinsen auf eine dunkle Holztür mitten im kalifornischen Malibu. Dahinter versteckt sich ein wahres Testosteron-Walhalla: ein fünf Quadratmeter großer Raum mit LED-Tanzfläche, dicker Discokugel und einem Sofa aus glänzenden E-Gitarren.

Mit diesem Hobbykeller im Rock’n’Roll-Chic macht Spiller das Konzept seines Ein-Mann-Unternehmens deutlich. „Mancaves“, also, „Männerhöhle“, nennt er die durchdesignten Hobbyräume, in denen sich Amerikas Männer zu Hause mal wieder so richtig ausleben können – und ist damit Vorreiter eines US-Freizeittrends.

Bei Freizeitgestaltung kollidieren zwei Gegensätze

Spillers „Mancaving“-Business ist nur eines der skurrilen Phänomene, die das Magazin „Abenteuer Leben am Sonntag“ bei seiner Erkundungstour durch das Freizeitverhalten verschiedener Nationen auftut: Outdoorgrillhäuschen mitten im skandinavischen Nirgendwo, virtuelle Themenwelten im deutschen Freizeitpark, per App organisierte Familientrips.

Und während ein solcher kultureller Streifzug schnell zur plumpen Aneinanderreihung möglichst ungewöhnlicher Kuriositäten werden könnte, verdeutlicht die Reportage dabei clever zwei unterschiedliche gesellschaftliche Tendenzen: die durchdigitalisierte Freizeitmaschinerie, in der Wirklichkeit und Virtualität immer stärker verschmelzen, sowie der Wunsch nach rustikaler Gemütlichkeit fern abseits jeglicher Bildschirmrealitäten.

Japaner haben nur zweieinhalb Stunden Freizeit pro Tag

Durchgeplant ist die knappe Freizeit der Japaner. Nur zweieinhalb Stunden am Tag haben die nämlich zur freien Verfügung – zum Vergleich: In Deutschland sind es knapp vier. Und um diese möglichst effizient zu nutzen, setzt man auf professionelle Unterstützung.

Yuriko Santo arbeitet in einem Großraumbüro, das per Mausklick Freizeittrips für gestresste Großstadtfamilien organisiert. Via Smartapp schickt die Unternehmerin Papa, Mama und Kind zum Erdbeerfeld oder auf den Indoorspielplatz. „Dank unseres Angebots können Kinder wieder mehr Zeit mit ihren Eltern verbringen“, erklärt sie.

Doku ist durch Zurückhaltung besonders entlarvend

Und in Deutschland? Dort rüsten Freizeitparks wie der Heidepark Soltau digital auf: Eine Achterbahn lässt die Fahrgäste eintauchen in eine virtuelle Geisterwelt wie im Kinofilm „Ghostbusters“. Über eine QR-Code-Leiste werden die Waggons dafür individuell gesteuert.

Die Dokumentation von Raphael Lauer selbst verzichtet dabei bewusst auf einen Kommentar und wirkt gerade durch diese Zurückhaltung besonders entlarvend. Subtil und deutlich zugleich spielt sie die Gegensätze zwischen den verschiedenen Freizeitwelten aus und lässt so genügend Raum für die entscheidende Frage: Wohin mit uns in dieser modernen Welt, wenn uns gerade mal niemand eine Richtung vorgibt?

Fazit: Ein unterhaltsamer Ländervergleich, der auch zeigt, wie Freizeit durchgestaltet wird – bis sie den Namen kaum noch verdient.

Sendetermin: Sonntag, 23. Juli, 22.15 Uhr, Kabel eins