Essen. Die neue RTL-Gameshow „The Wall“ setzt den Quiz-Boom im TV fort. In jeder Folge können Kandidaten bis zu drei Millionen Euro gewinnen.

Das Genre „Quizshow“ wird erwachsen: Vor 18 Jahren, im September 1999, begann mit dem Start von Günther Jauchs „Wer wird Millionär“ das Ratefieber im deutschen Fernsehen – und immer noch ist kein Ende in Sicht. Jetzt startet RTL, seinerzeit der Vorreiter des Quizbooms, ein neues Format: „The Wall“ ist die deutsche Form einer international vermarkteten Show. Sie wird aufgezeichnet in einem Studio in Paris, wo die Originalkulisse des Formats steht. In jeder Folge können die Kandidaten bis zu drei Millionen Euro gewinnen.

Moderator ist der Bottroper Frank Buschmann (52). Die eigentliche Hauptrolle aber spielt die namensgebende, zwölf Meter hohe Spielwand. Von deren oberem Ende fallen Bälle herab, die durch ein Gittersystem auf unberechenbare Art nach unten gelenkt werden und in einer von 15 Geldboxen landen. Von dieser ungewöhnlichen Grundidee abgesehen, ist „The Wall“ eine typische Quizshow nach dem Frage-Antwort-System – an diesem Prinzip hat sich in der deutschen Fernsehlandschaft wenig geändert, seit vor gut fünf Jahrzehnten im damaligen „Deutschen Fernsehen“ (heute ARD) Heinz Maegerlein, ein Pionier des TV-Quiz, fragte: „Hätten Sie’s gewusst?“

Das große Geld

Die US-Version von „The Wall“ kam in Amerika nicht gut an. Kritiker waren der Meinung, die Gameshow variiere nur vertraute Quizelemente. Doch die deutsche Variante funktioniert: Im Wettstreit zwischen Wissen (der Kandidaten) und Willkür (der Bälle) wächst die Spannung kontinuierlich. Runde eins beginnt noch harmlos. Während Bälle den Geldboxen (1 bis 250 000 Euro) entgegenpurzeln, ist eine Frage zu beantworten. Stimmt die Antwort, leuchtet der Ball grün, die Kasse klingelt; bei Rot folgt entsprechender Abzug. Was nach der ersten Runde bleibt, ist der „Garantiebetrag“.

Von diesem Moment an nimmt die Sendung Fahrt auf. Das größte Allgemeinwissen nützt den Kandidaten wenig, wenn Fortuna zickt. Pro Folge spielen zwei Kandidatenpaare um das große Geld – die Partner werden allerdings nach der ersten Runde getrennt. Wer vor der Wand steht, sieht nur mögliche Antworten auf Fragen, die dem in einer Kabine isolierten Partner gestellt wurden. Es beginnt ein Wechselbad der Gefühle zwischen Zuversicht und Unsicherheit, zwischen Zittern, Hoffen, Jubeln und Stöhnen.

Spannung steckt an

Zugegeben, die Regeln klingen erst mal etwas kompliziert. Die Stärke der Show besteht darin, dass auch der Zuschauer vom Flipper-Fieber erfasst wird und sich bei dem natürlich sinnlosen Versuch ertappt, den Lauf der Bälle mental zu steuern. Doch selbst wenn die Bälle glücklich gelandet sind: Pech, wenn sich dann die Antwort des Partners als falsch erweist.

Schließlich eine letzte Finte: Am Ende muss der separierte Spieler in seiner Kabine entscheiden: Er weiß nicht, wie sich sein Partner an der Wand geschlagen hat, muss aber festlegen, ob das Paar das Geld aus der Vorrunde mitnimmt oder die Summe aus dem Finale. Das Quiz-Rad ist mit „The Wall“ natürlich nicht neu erfunden worden. Dafür strahlen die neuen Felgen umso heller.

RTL, Samstag, 1. Juli, 20.15 Uhr