Berlin. Nach „Tote Mädchen lügen nicht“ wagt sich Netflix mit „To the Bone“ erneut an ein heikles Thema. Experten warnen vor bösen Folgen.

Der Film ist noch nicht veröffentlicht, erhitzt aber schon jetzt die Gemüter: „To the Bone“ erzählt die Geschichte der 20-jährigen Ellen, die einen Großteil ihrer Jugend in Therapie verbracht hat. Denn Ellen ist magersüchtig – und scheint erst mithilfe eines unkonventionellen Arztes ihre Krankheit besiegen zu können.

Erst Suizid, jetzt Magersucht – in kurzer Zeit widmet sich der Streaming-Dienst Netflix zwei heiklen Themen. Schon die Hit-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ (Original: „13 Reasons Why“), die eine Schülerin auf ihrem Weg zum Suizid zeigt, sorgte für Aufregung, weil Psychologen Nachahmungstaten fürchteten. Nun steht mit dem Magersucht-Drama „To the Bone“ die nächste Eigenproduktion von Netflix in der Kritik.

Psychologin schlägt Warnhinweis vor

Während Netflix selbst das Thema „aus einer erfrischend humorvollen und doch unerschrocken ehrlichen Perspektive“ erzählt sieht, haben Gesundheitsexperten Bedenken, dass der Film für labile Jugendliche verstörend sein und Essstörungen erst hervorrufen könnte.

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Die Psychologin Dr. Carolyne Keenan sagte dem britischen „Guardian“: „Sowohl Netflix als auch die Zuschauer werden Verantwortung für die Folgen übernehmen müssen.“ In ihren Augen wäre ein Warnhinweis sinnvoll. „Dann wissen die Zuschauer, worauf sie sich einlassen“, so Keenan.

Regisseurin und Hauptdarstellerin litten selbst an Magersucht

Laut der Psychologin, die bisher nur den zweiminütigen Trailer kennt, bestehe aber Grund zur Hoffnung, dass „To the Bone“ als „nützliches, informierendes Stück zur Diskussion einladen“ könne. Denn sowohl Regisseurin Marti Noxon als auch Hauptdarstellerin Lily Collins waren früher selbst an Magersucht erkrankt und hätten den Film in Zusammenarbeit mit Experten produziert.

Umso verwunderlicher, dass Collins den Schritt zurück in ihre Vergangenheit wagte und mithilfe von Ernährungsexperten für ihre Rolle abnahm. Das sei anfangs „furchterregend“ gewesen, sagte die Schauspielerin „Vanity Fair“, „denn ich wusste ja, was es bedeutet, sich selbst so viel vorzuenthalten“. Für Collins überzeugt der Film vor allem aufgrund seines schwarzen Humors, den Menschen, die mit der Krankheit zu kämpfen haben, verstehen würden.

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Petition will Ausstrahlung von „To the Bone“ verhindern

Doch gerade von denen sehen das viele anders. Auf Change.org ist inzwischen eine Petition gestartet, die darauf abzielt, „To the Bone“ nicht auszustrahlen. Nach Meinung der Initiatorin verharmlose der Film psychische Krankheiten, verschärfe das Stigma, das Essstörungen umgibt, und könne bei Betroffenen, die von der Krankheit loskommen wollen, genau das Gegenteil bewirken.

Die Emmy-nominierte Drehbuchautorin Noxon, die mit „To the Bone“ ihr Regiedebüt gibt, glaubt hingegen an eine positive Wirkung ihres Films. Dem „People“-Magazin sagte sie: „Ich glaube, dass dieser Film das Potenzial hat, etwas zu bewegen und Gespräche über ein Thema anzuregen, das so oft als Tabu gilt.“

„To the Bone“ ist ab dem 14. Juli bei Netflix zu sehen.