Wissenschaftler aus Freiburg und Münster untersuchen in einem Buch den Umgang der „Simpsons“ mit der Religion und der Gesellschaft.

Vor dem Spott der „Simpsons“ ist niemand sicher. US-Präsident Donald Trump wird mit einem Pudel als Toupet gezeigt, und der gelähmte Physiker Stephen Hawking fliegt mit seinem zum Helikopter transformierten Rollstuhl davon. Besonders gern treiben die Macher der „Simpsons“ offenbar ihren Spaß mit religiösen Themen. Mal wird Jesus als Latschen tragender Hippie samt Groupies porträtiert, mal wird ein muslimischer Junge in der Schule hofiert, weil seine Klassenkameraden andernfalls einen Anschlag befürchten, und schließlich gibt es den jüdischen Clown Krusty, dem es vor allem um sein Geld geht.

Die „Simpsons“ sind nicht zimperlich, wenn es um die Religion geht. Wie wichtig das Thema in dieser vermeintlichen Kinderserie ist, haben die Theologen Johannes Heger und Thomas Jürgasch aus Freiburg sowie der Islamwissenschaftler Milad Karimi aus Münster in ihrem Buch „Religion? Ay Caramba! Theologisches und Religiöses aus der Welt der Simpsons“ (Herder-Verlag, 380 Seiten, 19,99 Euro) zusammengefasst.

Sorgen der Schäfchen

So ist die Kirche im fiktiven Ort Springfield ein zentraler Handlungsort der Serie. Auch Familie Simpson besucht hier – meist widerwillig – den sonntäglichen Gottesdienst. In einer Folge wird Mutter Marge gar zum „Prototyp des Christen“, wie es in dem Buch heißt. Der Grund: Marge erkennt, dass der Pfarrer ihrer Gemeinde amtsmüde geworden ist und kein Ohr mehr für die Sorgen seiner Schäfchen hat.

Also springt sie in die Bresche und praktiziert Nächstenliebe, indem sie am Telefon zur „Zuhör-Lady“ wird, bei der Gemeindemitglieder ihre Nöte und Sorgen loswerden können. Vater Homer Simpson versucht schließlich, die Religionen Christentum, Islam und Judentum zu vereinen, und gründet die Gemeinschaft der „Chrismusluden“.

Grenzen aufzeigen

Als Homer seinen Sohn Bart fragt, was er so treibe, antwortet der lapidar: „Ich lese Gebete und ignoriere sie – so wie Gott.“ Und Tochter Lisa schließlich konvertierte zum Buddhismus – seither fühlt sie sich berufen, die Welt zu retten. Laut den Autoren des Buches geht es den Machern der Serie aber nicht bloß darum, sich über Religion lustig zu machen.

„Was die Simpsons prinzipiell, in ganz vielen kulturellen, gesellschaftlichen Bereichen tun, ist, dass sie Grenzen aufzeigen. Dass sie durch ihre satirische Kritik darauf hinweisen, wo eigentlich die Grenzen bestimmter Konzepte von Gesellschaft, Politik, Religion liegen“, schreiben sie. Durch ihre satirische Art reflektiert die Serie auch den gesellschaftlichen Umgang mit Minderheiten – zum Beispiel Muslimen.

Iran verbannte Serie

Die werden bei den „Simpsons“ meist negativ dargestellt. Aus Sicht des Islamwissenschaftlers Milad Karimi ist das eine plakative Art darzustellen, „wie unsere Gesellschaft überhaupt etwas mit dem Islam zu tun haben will“. Die Macher karikierten nicht den Islam, sondern das Denken der westlichen Gesellschaft über ihn.

Das brachte den Machern der „Simpsons“ aber schon manchen Ärger ein. Die Türkei verhängte 2012 ein Bußgeld wegen der Verletzung religiöser Gefühle. So sei gezeigt worden, wie Gott dem Teufel Kaffee serviert. Der Iran schließlich verbannte die Serie gleich gänzlich aus dem Fernsehen.

K ProSieben, Mo.–Fr. 18.10 Uhr