Essen. Fest für Fans: Der RBB füllt ab dem 26. Juni jeden Montag das Sommerloch mit 14 „Tatort“-Klassikern, die neu bearbeitet worden sind.

Bei den Fernsehsendern, hieß es, arbeiten im Sommer nur zwei Leute: der Pförtner und ein Techniker, der die Videokassetten mit den Wiederholungen wechselt. Bei den Fernsehfilmen sind Erstausstrahlungen in den nächsten Wochen in der Tat absolute Mangelware. Die Sender nutzen Sommerzeit, um zu sparen, weil Wiederholungen deutlich preiswerter sind als frische Ware.

Außerdem ist das Fernsehen, ansonsten die bevorzugte Freizeitbeschäftigung der Deutschen, im Sommer nur noch zweite Wahl: Bei schönem Wetter sinkt die durchschnittliche tägliche Nutzung um fast eine Stunde. Im Winter liegt die Zahl aller Zuschauer in der Zeit zwischen 20 und 21 Uhr bei rund 35 Millionen. Im Sommer verschiebt sich der Spitzenwert um eine Stunde nach hinten, aber selbst dann sind es weniger als 30 Millionen.

Vergessene Kommissare

Mit Statistik rechtfertigen die Programmplaner die vielen Wiederholungen: Wenn ein Fernsehfilm bei der Erstausstrahlung 20 Prozent Marktanteil hatte, bleiben 80 Prozent, die ihn noch nicht kennen. Mitunter haben Wiederholungen tatsächlich mehr Zuschauer als die Erstausstrahlung. Wiederholungen der besonderen Art zeigt der RBB ab dem 26. Juni montags um 22.15 Uhr mit 14 Filmen aus der „Tatort“-Reihe, die neu bearbeitet sind.

Die Werke stammen aus den Jahren 1971 bis 1994, waren aus technischen Gründen seit vielen Jahren nicht mehr sendbar und sind nun restauriert worden. Es handelt sich ausnahmslos um „Tatort“-Beiträge des ehemaligen Sender Freies Berlin, die ein Wiedersehen mit zum Teil längst vergessenen Kommissaren bescheren.

Götz George als Gangster

Während sich der Reihenauftakt „Der Boss“ (1971), erster Berliner „Tatort“ überhaupt, gemessen an heutigen TV-Gewohnheiten trotz seiner Kürze von nicht mal sechzig Minuten als echte Geduldsprobe erweist, sind die beiden nächsten Filme umso sehenswerter, zumal beide Male Götz George als Ganove mitwirkt: „Rattennest“ (3. Juli) stammt aus dem Jahr 1972 und ist das sehenswerte Porträt eines Gangsters, der am Ende zum kleinen Würstchen wird, „Transit ins Jenseits“ (1976; 10. Juli) erzählt von zwei Fluchthelfern, deren raffinierter Plan an banalen Details scheitert – Hauptdarsteller ist Marius Müller-Westernhagen, der kurz darauf mit „Theo gegen den Rest der Welt“ zum Kinostar wurde.

Während die Kommissare in den ersten Filmen bloß Nebenfiguren sind, rücken sie in den späteren Krimis ins Zentrum, allen voran Günther Lamprecht als Franz Markowitz (ab 1991).