Berlin. Uff, das war ein harter „Tatort“. Die Folge „Borowski und das Fest des Nordens“ dürfte so manchem Zuschauer einen Kater bereitet haben.
- Uff, das war ein harter „Tatort“
- Die Folge „Borowski und das Fest des Nordens“ dürfte so manchem Zuschauer einen Kater bereitet haben
Kühl, lässig und ein bisschen arrogant – so kennen die „Tatort“-Fans ihren Kommissar Borowski (Axel Milberg) aus Kiel. Umso verwirrter dürften am Sonntagabend viele Zuschauer gewesen sein: Der sonst so beherrschte TV-Ermittler war zum cholerischen Macho mutiert.
Und das klang dann beispielsweise so: „Sie blöde Kuh!“, brüllte Borowski seine Kollegin Brandt (Sibel Kekilli) an. „Verschwinden Sie aus meinem Leben!“ Er ermittelte unkollegial auf eigene Faust. Flaschenweise kippte er Rotwein in sich hinein, ließ seinen Ärger an den Außenspiegeln geparkter Autos ab oder er schlich mit Düstermiene über einen Friedhof, Sätze wie „Wer bist du? Was willst du“ vor sich hin murmelnd. Kollegin Brandt diagnostizierte zunehmend genervt: „Sie sind beziehungsgestört.“
Was den Mörder trieb, blieb im Dunkeln
Die seltsame Verwandlung des Klaus Borowski kam nicht nur reichlich unvermittelt, sondern überzeugte auch nicht. Sie wirkte wahllos und ohne Konzept. Regisseur, Jan Bonny, von Hause aus eigentlich Experimentalfilmer, schaffte es nicht, die Persönlichkeitsveränderung des Kommissars glaubhaft zu vermitteln.
„Das Fest des Nordens“ in Bildern
Gänzlich daneben ging der Versuch, eine Seelenverwandtschaft zwischen Borowski und dem stets ausrastenden Mörder herzustellen. Beide seien „zwei Seiten einer Figur“, hatte Bonny angekündigt. Doch statt psychologische Tiefe zu vermitteln, blieb es bei Oberflächlichkeiten. „Erlösen Sie mich“, flehte der Mörder Eggers (grandios: Mišel Matičević) auf dem Krankenbett den Kommissar an. Was den Täter letztlich zu den Morden trieb – es blieb im Dunkeln.
Sibel Kekillis zufälliger Abschied
Und noch etwas passte nicht: Für Brandt-Darstellerin Sibel Kekilli war es der letzte „Tatort“ in Kiel, sie verabschiedete sich am Sonntagabend aus der Serie. Man möchte meinen: Das Zerwürfnis mit ihrem Chef Borowski war eine passende Episode für ihren Abgang aus der Serie. Dumm nur: „Borowski und das Fest des Nordens“ war gar nicht als Abschiedsfolge für Kekilli konzipiert.
Der Film sollte eigentlich viel früher laufen, wurde aber mehrfach verschoben. Die Streitereien zwischen den Ermittlern, die laut ARD dem Zuschauer „ein bevorstehendes Ende der Figur Sarah Brandt ankündigen“ sollten, gerieten somit zum Schlussakkord. Echte Dramaturgie sieht anders aus.