Essen. Ein Junge wünscht sich in „Die Konfirmation“ Nähe zu Gott – und verunsichert so seine Eltern. Glaubhaft ist der Film dabei nicht immer.

Mit Themenwochen der ARD ist das so eine Sache. Am letzten Sonntag beispielsweise wurde bereits der „Tatort: Level X“ mit dem Signet „Woran glaubst du?“ versehen, was den Zuschauer angesichts des Mordes an einem Youtube-Star schon ein wenig ins Grübeln gebracht haben mag. Bei einem Film jedoch mit dem nicht gerade vor Einfallsreichtum sprühenden Titel „Die Konfirmation“ dürfte die Zielrichtung klar sein. Hier geht es um den 15-jährigen Ben, der plötzlich Sehnsucht nach der Taufe verspürt, um anschließend protestantisch konfirmiert werden zu können.

Die Eltern, die mit dem Glauben und der Institution Kirche nicht viel zu tun haben, sind zunächst einmal sprachlos. Wie kommt der nur dazu, ohne ihr Wissen einen solchen Schritt zu tun? So ganz kann Ben (Tim Litwinschuh) das auch nicht erklären, nur, dass es da doch etwas geben müsse, an das man glauben sollte.

Eltern am Rande des Nervenzusammenbruchs

Stiefvater Felix (Ben Braun) stört der Faktor Christentum. Hätte er nicht den Buddhismus wählen können, der sei doch sehr viel toleranter? Mutter Johanna (Ulrike C. Tscharre) hingegen interessiert viel mehr, dass Konfirmationen auch gefeiert werden wollen und dass dies Geld kostet. Eine Kundin hat der Versicherungsangestellten schon mal angedeutet, dass Summen im höheren vierstelligen Bereich wohl die Regel sind.

Ein ungewöhnlicher Alleingang: Ben (Tim Litwinschuh) lässt sich ohne das Wissen seiner Mutter von Pfarrerin Tabea (Christina Große) taufen.
Ein ungewöhnlicher Alleingang: Ben (Tim Litwinschuh) lässt sich ohne das Wissen seiner Mutter von Pfarrerin Tabea (Christina Große) taufen. © ARD Degeto/Reiner Bajo | ARD Degeto/Reiner Bajo

Der Regisseur Stefan Kromer und die Drehbuchautorin Beate Langmaack haben im Laufe der Jahre bereits viele Fernsehpreise abgeräumt. Und auch dieser Film will eigentlich gefallen, weil er so herrlich Eltern am Rande des Nervenzusammenbruchs zeigt, die sich nun plötzlich einer Situation gegenübersehen, die ihren Erfahrungsbereich deutlich überschreitet. Bei Johanna bricht nun plötzlich wieder ihre alte Spielsucht aus, in der fatalen Hoffnung, mit Gewinnen im Casino die anstehenden Ausgaben zu bewältigen. Stiefvater Ben wiederum will erst einmal die Kirche kennenlernen. Er entwickelt dabei aber auch gleich Gefühle für die attraktive Pfarrerin Tabea (Christina Große). Im weiteren Umkreis agieren auch noch der knurrige Großvater Axel (Reiner Schöne) sowie Bens leiblicher Vater (Kai Wiesinger), der alles mit Geld erledigen will.

Ben ist unglaublich cool

Der Schwachpunkt des Films aber ist ausgerechnet die Inszenierung der Hauptfigur. Regisseur Kromer stattet diesen Ben mit einer geradezu unverschämten Abgeklärtheit aus, die auf Dauer reichlich unglaubwürdig wirkt. Seine Eltern in ihrer Aufgeschrecktheit scheint er fast wie Versuchstiere im Käfig zu betrachten.

Extra für seine ihm hinterherschnüffelnde Mutter hat er als Zuckerl ein paar Pornos in seinen Rechner hochgeladen, damit sie ihn für einen „ganz normalen Jungen“ hält. Das aber ist dieser Neuerweckte auf gar keinen Fall, er sucht auch nach seiner eigenen Sexualität. „Konfirmanden sind kein bisschen anders als andere Jugendliche“, meint Vater Felix am Ende entdeckt zu haben. Dieses in Coolness getauchte Exemplar sicher doch.

Fazit: Der Film hat seine Momente, vor allem im Hinblick auf die Reaktionen der Eltern. Doch der eigentliche Held erscheint viel zu abgeklärt, um als Identifikationsfigur zu bestehen.

Donnerstag, 15. Juni, 20.15 Uhr, ARD: „Die Konfirmation“