Köln. Wenn Horst Lichter seine Trödel-Sendung „Bares für Rares“ moderiert, geht ihm das Sammlerherz auf. Freunde rieten ihm von dem Job ab.

Horst Lichter weiß noch, wie das war vor gut fünf Jahren. Als sie ihm eine neue Sendung angeboten haben beim ZDF. Eine Show, in der Menschen ihre Antiquitäten erst schätzen lassen, dann an Händler verkaufen können. „Bares für Rares“ sollte sie heißen. Freunde warnten. „Lass es, mach das nicht. Du bist doch kein Trödel-Onkel.“ Lichter lächelt in die Frühlingssonne, die über Köln steht. „Viele haben mir abgeraten“ , erinnert er sich. Unterschrieben hat er trotzdem.

Ein gute Entscheidung, denn „Bares für Rares“ gilt als derzeit erfolgreichste Nachmittagssendung im deutschen Fernsehen. An manchen Tagen schaltet jeder vierte TV-Zuschauer ein. Für das ZDF Grund genug, zwei extra lange Sonderausgaben ins Abendprogramm zu heben.

Lichter hat mit dem Erfolg nicht gerechnet

„Nein“, sagt Lichter noch, bevor man ihn danach fragen kann, „im Leben hätte ich nicht geglaubt, dass diese Sendung ein solcher Erfolg wird“. Mittlerweile aber ahnt er, warum Millionen Zuschauer eine Show einschalten, in der eigentlich kaum etwas passiert. Oder zumindest immer das gleiche. Leute bringen Dinge, die seit Jahren auf Dachböden oder in Kellerräumen schlummern, Experten schauen, was sie wert sind, und einen Raum weiter warten schon vier Trödler, die sie möglicherweise kaufen.

„Die Sendung hat eine wunderbare Taktung“, findet der 55-jährige Lichter. „Von der Erwartung des Verkäufers, über die Begutachtung durch den Experten bis hin zum Feilschen mit den Händlern. Das ist jedes Mal ein kleiner Krimi oder eine Komödie in acht Minuten.“ Und theoretisch kann fast jeder irgendwann mal die Hauptrolle dabei spielen. „Wer hat denn nicht irgendwo etwas liegen, von dem er nicht wissen möchte, was es wert ist?“

Jovial bietet er fast jedem gleich das Du an

Gerne schreibt er mit am Drehbuch, indem er nach der Geschichte hinter dem angebotenen Stück forscht. Und kaum jemand macht das so locker und jovial wie er. „Ich bin der Horst“, sagt er zur Begrüßung und bietet fast jedem sofort das Du an. „Erzähl mal, wo haste das Ding denn her?“

Liegen Schätz- und Wunscherlös nicht zu weit auseinander, zückt der Gastgeber die begehrte Händlerkarte und gibt den Weg frei in den ersten Stock, wo bereits vier Trödler warten. Lasst euch von denen nicht unter Druck setzen, gibt Lichter den Verkäufern mit auf den Weg und rät: Ihr müsst nicht abschließen, wenn euch der gebotene Preis zu niedrig ist.

Verkäufer gibt es genug. „Wir bekommen jeden Tag im Schnitt 150 Bewerbungen“, erzählt der Mann, der als TV-Koch bekannt geworden ist. Längst nicht jeder schafft es bis in die Sendung. Von den Dingen, die interessant erscheinen, fordert der Sender mehr Fotos und eine genaue Beschreibung an, mit deren Hilfe sich die Gutachter ein erstes Bild der angebotenen Ware machen können. In natura sehen die Experten die Sachen erst in der Sendung. Dann müssen sie entscheiden. Kunst oder Krempel, Schatz oder Schätzchen. „Ein harter Job“, sagt Lichter.

Steven Gätjen unterstützt Lichter in der Jubiläumssendung

Aber auch für ihn ist die Sendung nicht einfach. Denn er ist ja ein Sammelkopp: „Alte Bücher, Automobilia, Zeitschriften – die Leute bringen ständig Sachen mit, die mir gefallen. Da könnt ich kaputt gehen“, erzählt er lachend. Denn er darf von seinen Gästen nichts kaufen. Höchstens von dem Händler, der später den Zuschlag bekommt. „Aber die hauen alle richtig was drauf“, hat Lichter längst gemerkt.

Das wird in der Jubiläumssendung, in der Lichter von Steven Gätjen unterstützt wird, nicht viel anders sein. Die beiden Moderatoren melden sich von einem Schloss im Bergischen Land. Es gibt eine Oldtimer-Show, musikalische Gäste und „ein paar Überraschungen“. „Im Grunde“, sagt Lichter, „ist alles wie immer. Nur viel größer.“

Donnerstag, 15. Juni um 20.15 Uhr, ZDF und am Donnerstag, 13. Juli ebenfalls um 20.15 Uhr