Berlin. 100 Tage Trump haben die Kritiker nicht besänftigt. Bei „Maischberger“ traf sich eine streitlustige Runde - mit scharfen Wortgefechten.

John Kornblum hatte geahnt, was in Sandra Maischbergers ARD-Runde auf ihn wartete. „Und ich bin nicht enttäuscht worden“, lästerte der frühere US-Botschafter in Deutschland. Im Studio machte er „volle Pulle Weltuntergangsstimmung“ aus. Tatsächlich arbeitete sich die Runde am späten Mittwochabend einmal mehr an US-Präsident Donald Trump ab.

„Trump, Le Pen und Co: Sind die Nationalisten entzaubert?“ lautete der Titel der Sendung. Doch im Zentrum stand fast allein der amerikanische Präsident. Und es zeigte sich schnell: Auch nach hundert Tagen im Weißen Haus polarisiert „The Donald“ wie kein Präsident vor ihm. Und seine Kritiker schießen verbal immer noch aus vollen Rohren. Beispiele gefällig? Bitte sehr:

Trump sei ein Desaster

Linkspartei-Übervater Gregor Gysi: „Trump ist psychisch leicht gestört und müsste behandelt werden. Er leidet unter Minderwertigkeitskomplexen. Er ist unberechenbar. Wohl ist mir bei alldem nicht.“

Ex-“Tagesthemen“-Moderator Thomas Roth: „Es ist ein Desaster. Trump ist kein Demokrat. Er hat grundlegende politische Prozesse nicht verstanden. Er ist ein gefährlicher Präsident, wenn er nicht aufgehalten wird.“

Amerikaner, der es auf amerikanische Art macht

„Spiegel“-Journalist Markus Feldenkirchen: „Donald Trump ist unvorbereitet und ignorant in das Amt gekommen. Er verbreitet konsequent Lügen und Unwahrheiten.“

ARD-Börsenexpertin Anja Kohl: „Trump hat Grenzen überschritten wie kein anderer vor ihm.“

Das war sie also, die von Kornblum diagnostizierte „Weltuntergangsstimmung ohne Ende“. Für den erfahrenen Diplomaten, der seit vielen Jahren in der Bundesrepublik lebt, „typisch deutsche Reaktionen“, die sich gern gegen die USA richteten. „Jedes was wir tun, ist immer falsch“, ätzte Kornblum. „Trump ist ein Amerikaner, der es auf amerikanische Art macht.“ Zwar sei der Mann „nicht mein Bier, nicht mein Geschmack“, räumte Kornblum ein. Aber nach Trump würden „die USA stärker sein als vorher“.

Trump kein „Weltenverschlinger“

So ganz allein auf weiter Flur stand Kornblum allerdings bei „Maischberger“ nicht. Denn da war noch Roger Köppel, Publizist und politischer Rechtsausleger aus der Schweiz. „Ich bin der Anti-Anti-Trump“, bekannte Köppel gleich zu Beginn, damit das schon mal klar war. Trumps scharfe Kritiker hätten einfach noch nicht verwunden, dass Hillary Clinton mit ihrer „links-etatistischen Gutmenschenpolitik“ die Wahl verloren habe. Die Kritik an Trump entspringt für Köppel einer „moralischen Überheblichkeit“. Köppel zu Gysi und Roth: „Ihr versteht Amerika nicht. Trump ist nicht der Weltenverschlinger für den ihr ihn haltet.“ Und in den ersten hundert Tagen sei der Präsident ja bereits „gebändigt“ worden. Etwa bei der gescheiterten Attacke zur Abschaffung von Obamas Gesundheitsreform.

Das Zitat des Abends lieferte denn auch der Schweizer Köppel. Seinen Nebenmann Feldenkirchen meierte er spitzzüngig ab: „Sie haben die Prämisse Ihres eigenen Gedankens nicht verstanden.“ Das könnte wohl auch auf Donald Trump zutreffen.

Die komplette Sendung in der ARD-Mediathek