Bei „Aktenzeichen XY“ werden jahrzehntealte Mordfälle neu aufgerollt. Die Ermittler vermuten, dass sie vom selben Täter verübt wurden.

Das Bild, das sich den Polizeibeamten am 26. Mai 1979 auf einem Feldweg bei Velbert bot, muss grausam gewesen sein. Dort lag der Körper der 17-jährigen Regina Neudorf. Zwei Tage zuvor war sie nach einem Abend in einer Disco verschwunden. Nun war klar, die junge Frau ist tot.

Arme und Beine „fachmännisch abgetrennt“, wie die Polizei damals mitteilte. Bis jetzt ist nicht geklärt, was Regina Neudorf zustieß. Doch es kommt wieder Bewegung in den Fall. Am Mittwochabend präsentieren die Ermittler bei „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ neue Erkenntnisse.

Fall von 1982 dank „Aktenzeichen XY“ 2011 geklärt

Denn inzwischen sind sich die Kriminalpolizisten sicher, dass derselbe Täter einige Jahre nach Regina Neudorf eine weitere Frau tötete: die damals 20-jährige Ulrike Hingkeldey aus Wuppertal. Sie war zuletzt am 19. August 1984 gesehen worden, als sie zu einem unbekannten Mann ins Auto stieg. Über „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ erhofft sich die Polizei nun neue Hinweise zu den Verbrechen.

Wie gut das Konzept funktioniert, zeigte sich beispielsweise im Mordfall Lolita Brieger. Die 17-Jährige aus Euskirchen war 1982 verschwunden. 2011 griff „Aktenzeichen XY“ den Fall noch einmal auf. Der Mann, der Lolita Brieger tötete, wurde dank Zuschauerhinweisen kurz nach der Sendung festgenommen.

„Aktenzeichen XY“ startete vor 50 Jahren mit Kritik

Solche Ermittlungserfolge treiben Moderator Rudi Cerne (58) an: „Wir schaffen Aufmerksamkeit und erhöhen so immer wieder den Druck auf die Täter.“ Gerade bei lange zurückliegenden Fällen wolle „Aktenzeichen XY“ auch ein Signal senden. „Die Verbrecher sollen wissen: Wir bleiben dran“, sagt Cerne im Gespräch mit dieser Redaktion.

Seit inzwischen 50 Jahren hilft das ZDF der Polizei bei der Verbrechensbekämpfung. Dabei gab es gerade zu Beginn der Reihe 1967 Kritik an der Darstellung von Verbrechen. Kriminelle würden geradezu animiert, die Fälle nachzuahmen, hieß es.

Moderator Cerne verstand Sendung als Kind erst nicht

Auch für den jungen Rudi Cerne aus Wanne-Eickel war „Aktenzeichen XY“ damals aufregend. „Die Verbrechen waren auch Thema auf dem Schulhof“, erinnert er sich. Doch wie genau die Sendung funktioniert, war dem Schüler damals offenbar noch nicht klar.

„Ich habe mich als Kind immer gewundert, warum die Täter nicht gleich festgenommen wurden. Sie waren ja im Fernsehen zu sehen.“ Erst später sei Cerne klar geworden, dass die Fälle von Schauspielern nachgespielt werden. Bis heute werden Darsteller manchmal als vermeintliche Täter „wiedererkannt“.

Hemmschwelle für Zeugen niedriger

Doch abgesehen von solchen kleinen Verwechslungen profitieren die Ermittler meist von der Zusammenarbeit mit der „Aktenzeichen“-Redaktion. Zwar gibt es keine Zahlen über Aufklärungsquoten, doch jeder Hinweis könne helfen. Und die kommen meist reichlich.

„Bei uns ist die Hemmschwelle, sich zu melden, sehr niedrig“, vermutet Cerne. „Man muss sich nicht erst erklären oder zur Polizei fahren, sondern ist direkt mit einem Beamten verbunden.“ Die Beamten kommen dadurch an Zeugen, die ihre Beobachtungen sonst vielleicht für immer für sich behalten hätten. So soll es am Mittwoch auch im Fall der ungeklärten Morde an Regina Neudorf und Ulrike Hingkeldey sein.

ZDF, Mittwoch, 26. April, 20.15 Uhr