Essen. Commissario Brunetti ermittelt im neuen „Donna Leon“-Fall in Venedigs Bibliothek. Doch die Geschichte krankt an den banalen Dialogen.

Die Panoramabilder sind betörend. Beneidenswert auch der Blick von der Dachterrasse der Wohnung Brunettis auf den Canal Grande. Und wenn der Commissario (Uwe Kockisch) und seine Frau Paola (Julia Jäger) mit den inzwischen erwachsenen Kindern nicht dort Pasta essen wollen und sich lieber in eines der Restaurants an der Kanalbrücke davonschleichen, kann der Zuschauer nur seufzen: Ach Venedig, ich komme!

Das Venedig der „Donna Leon“-Verfilmungen, das die ARD seit 17 Jahren in loser Reihe zeigt, ist das des Werbeprospekts. Und erstaunlich frei von Touristen und sonstiger Wirklichkeit. Es ist vielmehr der Film gewordene Sehnsuchtsort, in dem historische Ereignisse auf wundersame Weise bis in die Gegenwart wirken.

Fall führt Brunetti zurück an seine Universität

Inmitten dieser Idylle geht es am Donnerstag in „Tod zwischen den Zeilen“ um die schwindende Welt der Bücher und ihrer Liebhaber: Ein alter Mann wird, brutal totgetreten, in seinem Haus aufgefunden. Ob der Mörder es auf seine kostbare Buchsammlung abgesehen hatte? Ob eines der antiken Bände fehlt, lässt sich nicht feststellen.

Sergente Vianello (Karl Fischer) zeigt Commissario Brunetti (Uwe Kockisch, li.) die fehlenden Buchseiten.
Sergente Vianello (Karl Fischer) zeigt Commissario Brunetti (Uwe Kockisch, li.) die fehlenden Buchseiten. © dpa | Nicolas Maas

Aber auf dem Computer des Toten findet Brunettis Assistentin Elettra (Annett Renneberg) einzeln gescannte, aus alten Büchern herausgeschnittene Zeichnungen und Karten, die aus der Universitätsbibliothek stammen. So kommt der Commissario in seinem 23. Fall auch einmal zurück an seine Universität. Aber wir dürfen uns wundern, dass er überhaupt jemals eine humanistische Bildung genossen hat – so verloren, wie er dort wirkt. Kühl lässt er sich von der Bibliotheksleiterin (Jenny Schily) vorführen.

Bücher als Mordmotiv?

„Wer weiß, wie lange es überhaupt noch Bücher gibt“, springt ihm Sergente Vianello (Karl Fischer) zur Seite. Seine Frau habe gerade alle verkauft. Also für Bücher töten? Wer tut denn so etwas? Das soll historisch tatsächlich – und nicht nur in Venedig – vorgekommen sein, dann allerdings aus brennender Leidenschaft. Davon handelt dieser Fall nicht. Das Motiv der Bibliophilie ist nur eines von mehreren Ablenkungsmanövern.

Tatsächlich geht es um eine mächtige Familie, die in Intrigen, Korruption und Manipulationen verstrickt ist. Um ziemlichen Humbug also, wenn er so wie in diesem Krimi aus dem Hause UFA Fiction zusammengeschustert ist.

Banale Dialoge und hölzerne Darsteller

Denn leider ist die Geschichte reichlich einfältig konstruiert, als ob die Filmautoren (Stefan Holtz und Florian Iwersen) außer Drehbüchern nie etwas anderes gelesen hätten. Die Hauptdarsteller wirken jedenfalls allesamt hölzern, selbst Michael Degen hat als Vice-Questore Patta kaum eine Chance, die Banalität der Dialoge wegzuspielen. Und Brunetti als sein „bester Mann“ stolpert lieber von Befragung zu Befragung, als dass er eine schlüssige Idee hätte, von dem, was er tut.

Nun ja, aber die morbide Kulisse ist wenigstens wunderbar.

Fazit: Ein konstruierter und unbeholfen gespielter Fall aus der Welt der Bibliophilie.

ARD, Donnerstag, 13. April, 20.15 Uhr