Berlin. Felicitas Woll über ihren Film „Nackt. Das Netz vergisst nie“. Ihre Rolle: eine Mutter, deren Tochter mit Nacktfotos erpresst wird.

Längst schon ist das Internet nicht mehr die nur positive Errungenschaft, die es einmal gewesen ist – zu viel Hass, Respektlosigkeit und anonym eingestellte Grausamkeiten haben sich dort breitgemacht. Was private Fotos, die von jemand anderem hochgeladen wurden, im Leben einer Familie anrichten können, zeigt der Film „Nackt. Das Netz vergisst nie“. In der Hauptrolle ist Felicitas Woll zu sehen. Sie spielt eine Mutter, deren Tochter mit Nacktfotos im Internet erpresst wird.

Frau Woll, was war für Sie die größte Herausforderung an der Rolle?

Felicitas Woll: Der Gedanke, dass ich mich mehrere Wochen lang intensiv mit diesem heftigen Thema anfreunden muss. Wenn ich einen Film drehe, tauche ich für diese Zeit sehr tief in eine Figur ein, und ich war mir nicht sicher, ob ich die Kraft habe, das durchzustehen.

Versuche von Charlotte (Felicitas Woll, r.), bei einem Anwalt (Andreas Leopold Schadt, l.) oder dem LKA weiterzukommen, scheitern ebenso wie die Bemühungen, etwas bei den Website-Betreibern und dem Kreditinstitut, über das die erpresserischen Zahlungen abgewickelt werden, zu erreichen. Bis es ihr gelingt, weitere Betroffene ausfindig zu machen.
Versuche von Charlotte (Felicitas Woll, r.), bei einem Anwalt (Andreas Leopold Schadt, l.) oder dem LKA weiterzukommen, scheitern ebenso wie die Bemühungen, etwas bei den Website-Betreibern und dem Kreditinstitut, über das die erpresserischen Zahlungen abgewickelt werden, zu erreichen. Bis es ihr gelingt, weitere Betroffene ausfindig zu machen. © Arvid Uhlig

Die Geschichte basiert auf einem wahren Fall.

Woll: Das Vorbild für die Filmfigur war eine Frau in Kanada, deren Tochter das passiert ist. Die Mutter hat angefangen, alleine gegen die Verantwortlichen vorzugehen, aber sie lief gegen eine Wand – eine heftige Geschichte.

Hatten Sie sich vorher mit Internetsicherheit beschäftigt?

Woll: Ich hatte auch schon vor dem Film ein ganz gutes Bewusstsein dafür, wie ich das Internet nutze. Ich achte auf meine Passwörter, und bei meinem PC habe ich die Kamera abgeklebt, seit sie einmal von alleine anfing zu blinken. Ich mache es mir aber nicht allzu schwer, denn ich genieße die Arbeit über den Computer, er erleichtert vieles – man muss eben einfach einen Mittelweg finden.

Müsste es nicht einen Internetführerschein geben?

Woll: Internetsicherheit sollte wirklich Teil des Schulunterrichts werden. Mindestens genauso wichtig ist das Thema Empathie – ich fürchte, unser fehlendes Mitgefühl wird uns irgendwann um die Ohren fliegen. Die Schulen sollten den Kindern beibringen, wie man miteinander umgeht.

Natürlich geistert das Nacktbild schon bald auch in der Schule herum und Lara (Aleen Kötter, M.) und ihr Freund Basti (Niklas Nißl, M.l.) sind dem Spott der Mitschüler ausgesetzt.
Natürlich geistert das Nacktbild schon bald auch in der Schule herum und Lara (Aleen Kötter, M.) und ihr Freund Basti (Niklas Nißl, M.l.) sind dem Spott der Mitschüler ausgesetzt. © Arvid Uhlig

Sie waren neulich bei einem Aktionstag „Klicksafe“ gegen Cybermobbing an einer Schule.

Woll: Ich hatte ehrlich gesagt den Eindruck, dass die Schüler über das ganze Themenfeld noch mit einem Lächeln hinweggehen und das nicht so ganz ernst nehmen.

• Der Film (Sat.1, 20.15 Uhr) ist ein starker Frauenfilm, gebündelt in der Mutterfigur, die gegen die Veröffentlichung von Nacktfotos ihrer Tochter im Netz ankämpft. Es geht zudem um die Frage, inwieweit die Menschen Privates im Internet preisgeben.

• Das Thema Cybermobbing ist brisant und wird überzeugend umgesetzt. Nur manche Szenen geraten etwas zu klischeehaft – wie die bei der Polizei, als eine Beamtin behauptet, dass das Mädchen die Bilder selbst ins Netz gestellt hat.