Berlin. Die neue Netflix-Serie „Grace und Frankie“ mit Jane Fonda erzählt witzig und klug vom Neustart im Alter nach einem Schicksalsschlag.

Grace und Frankie konnten nie viel miteinander anfangen. Die unterkühlte Perfektionistin (Jane Fonda) und die wilde Anarchistin, die aus der Hippie-Phase nie herausgekommen ist (Lily Tomlin) – wie sollte das auch gehen? Doch dann bitten ihre Ehemänner sie zu einem Abendessen zu viert – und verpassen ihnen den Schock ihres Lebens: Die smarten älteren Herren sind nicht nur Geschäftspartner, sondern schon seit Jahrzehnten heimlich ein Paar. Große Liebe! Und jetzt, im Herbst des Lebens, soll Schluss sein mit dem Versteckspiel. Sorry, Ladys.

Dieser Schicksalsschlag für die beiden Frauen um die 70 ist der Ausgangspunk der US-Serie „Grace and Frankie“. Sie gehört zu den kleinen Schätzen, die beim Streamingdienst Netflix zu finden sind. Gerade ist die dritte Staffel online gegangen. Zeit, einmal einzutauchen in diesen ganz besonderen Senioren-Kosmos.

Auch erotisch gehen sie neue Wege

Grace war sich so sicher, im Leben alles richtig gemacht zu haben, und nun steht sie vor dem Nichts. Wut, Würde, Wodka: Eine Rolle wie gemacht für Jane Fonda. Ihr Gegenpart ist die großartige Lily Tomlin. Als Frankie strapaziert sie unkonventionell, warmherzig und angstbefreit die Nerven ihrer Leidensgenossin – und nimmt die Zuschauer gleichzeitig für sich ein.

Nach der Katastrophe finden sich die beiden Frauen nun in dem Strandhaus wieder, das ihre Ehemänner (übrigens auch top besetzt mit Martin Sheen und Sam Waterston) zusammen angeschafft haben. Angeblich als kluge Investition, nach neuesten Erkenntnissen mutmaßlich eher als Liebesnest. Was auch immer der Grund war: Jetzt dient es den Frauen als Ausgangspunkt für ihren Neustart. Hier brechen sie zusammen, hier erholen sie sich von Schock und Trauer, hier gehen sie vorsichtig neue Wege – übrigens auch erotische.

Humorvoller Umgang mit Sex im Alter

Der ehrliche, ernst gemeinte und humorvolle Umgang mit Sex im Alter gehört zu den Stärken der Serie. Da ist sie weit unverklemmter als das frühere Großprojekt der Autorin und Produzentin: Marta Kauffman war in den 90ern Miterfinderin der Kult-Sitcom „Friends“. Jetzt hat sie sich nicht nur auf eine andere Generation verlegt, sondern zum Glück auch auf eine andere Erzählform. Ein bisschen Slapstick ist geblieben, aber die Charaktere haben Tiefe, und der Humor schließt die Ernsthaftigkeit nicht aus.

Die dritte Staffel startet mit dem Versuch, für eine ausgesprochen originelle Geschäftsidee einen Kredit zu bekommen. Mit zehnjähriger Laufzeit. Nicht ganz so einfach, wie Grace und Frankie feststellen müssen. Die Banker finden das Risiko zu groß, dass die beiden sterben, bevor sie das Darlehen abbezahlt haben. „Jugend vergeht, und außerdem haben Sie ein komisches Lachen!“ Für den Anfang begegnen sie dieser neuen Hürde wie so oft nur mit Sprüchen. Aber ihnen wird schon etwas einfallen, so wie ihnen immer etwas einfällt.

Fazit: Ihre ungewöhnliche Freundschaft, die wechselhafte Beziehung zu ihren Ex-Männern und zu den längst erwachsenen Kindern: Darum und um neu entdeckte und wiederbelebte Talente und Leidenschaften geht es in bislang drei wunderbaren Staffeln mit 13 halbstündigen Folgen. Zu empfangen nach Anmeldung bei Netflix (ab 7,99/Monat, monatlich kündbar) auf dem Tablet, Smartphone, Laptop, Smart-TV.

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