Berlin. Ben Becker ist abonniert auf Bösewicht-Rollen. In „Der gleiche Himmel“ spielt er einen Stasi-Offizier – und sehnt sich nach Schönem.

Er ist der Bösewicht vom Dienst. Ob im „Tatort“, im „Polizeiruf 110“ oder auf der Bühne – Ben Becker verkörpert die Gewalttäter und Psychopathen mit großer Überzeugungskraft. Nun spielt er im Spionage-Drama „Der gleiche Himmel“ (30. März letzter Teil im ZDF, 20.15 Uhr) den schmierigen Stasi-Führungsoffizier Ralf Müller. Martin Weber sprach mit Ben Becker (52) über sein Image als böser Bube.

Sie spielen also schon wieder einen Bösewicht.

Ben Becker: Das macht schon Spaß, von Bösewichten geht ja immer eine große Faszination aus – das gilt sowohl fürs Zugucken als auch fürs Spielen. Die Figur, die ich diesmal spiele, war eine besondere Herausforderung. Man weiß nicht, woher kommt der Typ, wohin geht er. Man weiß nur, das ist ein Agent, der in West-Berlin für die Stasi arbeitet und völlig skrupellos vorgeht. Der ist ein monströses Faszinosum, aber genau das hat die Sache so spannend für mich gemacht.

Wieso müssen Sie immer den Bösen geben?

Becker: Wahrscheinlich, weil ich das ganz gut mache. Dabei würde ich auch ganz gern mal wieder ein liebenswerter Charakter sein, das fordert auch meine Tochter immer ein. Ja, wirklich. So was Clowneskes oder Schönes würde ich schon mal gerne spielen – nicht immer diese völlig verstörten Typen, die schlimme Dinge tun, ihre Familie anzünden und was weiß ich nicht alles. Aber irgendjemand muss diese schwierigen und kaputten Figuren ja spielen, und das bin halt meistens ich.

Haben Sie eine bestimmte TV-Rolle für sich im Blick?

Becker: Nö, das kann ich jetzt auf die Schnelle nicht beantworten.

Haben Sie sich dieses Image als böser Bube erarbeiten müssen?

Becker: Nein, das hat sich eher so ergeben. Ich will darüber aber auch nicht meckern, weil diese Rollen ja ihren ganz speziellen Reiz haben.

Der von Ihnen gespielte Stasi-Spion ist eine besonders schmierige Type. Er sitzt viel im Auto, beobachtet und belauscht seine Opfer.

Becker: Genau, und das war gar nicht so einfach zu spielen. Vor allem die stundenlange Warterei hat ganz schön genervt.

In nur einer Szene lässt er die Maske fallen und bekennt, dass er überzeugter Kommunist ist. Das sind Sie auch, wie Sie selber sagen.

Becker: Stimmt, aber mit dem real existierenden Sozialismus in der DDR, an den der Typ im Film vermeintlich glaubt, habe ich nichts am Hut. Kommunist bin ich immer noch, aber wie der Kommunismus oder Sozialismus in der DDR praktiziert wurde, finde ich überhaupt nicht gut. Als kindlich-naive Utopie halte ich den Kommunismus aber nach wie vor für eine sehr schöne Idee.

Der Film spielt 1974, zu Zeiten des Kalten Krieges. Was haben Sie von der Zeit mitbekommen? Welche Erinnerungen haben Sie?

Becker: Damals war ich zehn Jahre alt, und der Kalte Krieg hat mich überhaupt nicht interessiert. Ich fand es toll, mit meinem Stiefvater Otto Sander in Berlin mit dem Doppeldeckerbus zu fahren, immer oben. Politik war damals überhaupt nicht mein Thema.

Können Sie sich an die Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland erinnern, die im Film eine wichtige Rolle spielt?

Becker: Nö, mit Fußball hatte ich gar nix am Hut. Ich wurde beim Kicken in der Schule immer als Letzter gewählt und habe dann auch noch zwei Eigentore geschossen. Fußball war noch nie mein Ding und wird es auch nie sein. Der Drops ist gelutscht. Wenn mal eine WM oder EM ist, gucke ich mir mit Freunden schon mal ein Spiel an, so aus reinem gemeinschaftlichem Spaß. Aber das war es dann auch schon mit meiner Fußball-Leidenschaft. Ich kann Ihnen auch kein Abseits oder so etwas erklären.

Können Sie sich noch an den Rücktritt Willy Brandts 1974 erinnern?

Becker: Nein, das war damals auch ganz weit weg für mich, daran habe ich null Erinnerung. Oder, warten Sie mal, eine doch: Meine Oma hat geweint, glaube ich. Der ist das richtig nahegegangen.