Berlin. Die zweite Folge des Promi-Wettbewerbs steht ganz im Zeichen der 80er-Jahre. Ein Tänzer kann sogar Jury-Mitglieder zu Tränen rühren.
Sollte Deutschland jemals einen Botschafter für die Sommerzeit brauchen (die uns ab Sonntag wieder beehrt), ein Kandidat für das Amt ist bereits ohne Casting gefunden. Denn was Gil Ofarim und seine Tanzpartnerin Ekaterina in der der zweiten Folge der Jubiläumsstaffel von „Let’s Dance“ aufs Parkett legten, also das ist doch genau das, was wir uns für die heißeste Zeit des Jahres erhoffen: Leidenschaft. (Lager-)Feuer. Gefühle, Gefühle, Gefühle.
Juror Joachim Llambi: „Euer Salsa ist ein Anschauungsbeispiel dafür, wie Mann und Frau miteinander tanzen sollen. Mehr geht nicht.“ Und so sichert sich der Schmusesänger mal eben 30 Punkte. Höchstwertung? Bamboleo, das ist eine Ansage.
Das war die zweite „Let’s Dance“-Show
Dabei kommen Llambi-Kollegin Motsi Mabuse in der 80er-Jahre-Mottoshow bei einem anderen Mann die Tränen: Nach dem Auftritt von Paralympics-Goldjunge Heinrich Popow kann sich die ehemalige Profi-Tänzerin vor Rührung kaum retten. Geht dem Kandidaten genauso. Popow habe schon viele besondere Momente erlebt, aber „Let’s Dance“ toppe alles, jede Medaille. Haaahhh… ist es nicht herrlich? Dabei wollte der 33-Jährige wegen akuter Selbstzweifel fast aufgeben, den Slowfox zu „Wonderful Life“ erst gar nicht auf die Bühne bringen. Am Ende heimst er 18 Punkte ein. Geht doch.
Maschine Vanessa Mai soll atmen
Eben ein Kämpferherz, der Popow. So wie Konkurrentin Vanessa Mai. Lieber quält sich die 24-Jährige für ihren perfekten Jive „wie eine Maschine“ – wobei das dem höchsten Tanzgericht aka Joachim Llambi dann auch nicht schmecken will. „Ich möchte einen Menschen sehen, der atmet und lebt“, klagt der 52-Jährige in einem Albtraum von schwarz-weißem Paisley-Anzug. Und da wir gerade bei Kleiderfragen sind: Turnschuhe zum Tanzen? Zweiter Fauxpas für die Favoritin, die trotzdem mit soliden 26 Punkten in die nächsten Runde hüpft. Oder springt. Oder schreitet. Egal, Hauptsache, Mai „tapst“ nicht.
Denn genau das hat Schauspielerin Cheyenne Pahde zum Missfallen von Mister Llambi getan. Bei ihrem Cha-Cha-Cha brilliert die 22-Jährige in der Rolle des „Storchs im Salat“ – und muss deshalb kurz vor der Entscheidung zittern. Doch es reicht. Mit 15 Punkten liegt sie am unteren Ende der Skala – so wie Anni Friesinger-Postma (40), die die Eleganz des Eisschnelllaufens in ihren Tango einflechten möchte, in ihrem schwarzen Schlitzkleid aber vor allem ihre Oberschenkel präsentiert. Aber die sind ja auch ein Zeugnis des Sports.
Rühr-Geschichte aus der Schule
Bastiaan Ragas, Boyband-Mitglied längst vergangener Tage, schließt seinen ersten „Let’s Dance“-Einsatz nach der Blinddarm-OP nur mit 15 Zählern ab – auch er muss vor Showende zittern. Letztlich rettet ihn wohl sein Blick. Oder war es doch die vermeintlich rührende Geschichte, dass er mal in seine Lehrerin verliebt war? Man weiß es nicht.
Sicher ist nur dieses Trio von Tatsachen: Aus Familie Arland ist bis dato noch kein erfolgreicher Tänzer hervorgegangen, und dass trotz großer Mühe Maximilians (zehn Punkte). Ann-Kathrin Brömmel (27) ist nicht nur ein schüchternes „Püppchen“, sondern auch eine angehende Jive-Expertin (21 Punkte). Und Giovanni Zarrella (39) könnte auch als Matrose durchgehen, und zwar als einer, der per Slowfox übers Deck schwebt (19 Punkte).
Boxerin Kentikian ist jetzt Tänzerin – mit 17 Punkten
Kommen wir vor dem bitteren Ende noch schnell auf die weiteren Höhepunkte zu sprechen: Da hätten wir Angelina Kirsch (28) im Barbie-Komplett-Look, die für ihren Slowfox 23 Punkte kassiert, Faisal Kawusi (25), der trotz optischer Engpässe (Motsi: „Es gibt einen großen Unterschied bei euch beiden: Deine Tanzpartnerin Oana ist sehr schön und klein,..“) einen grazilen Tango zu Falcos Klassiker „Der Kommissar“ darzubieten imstande ist, sowie Susi Kentikian (29).
Die Profi-Boxerin sorgte mit ihrem 1a-Autritt in der ersten Folge für eine kleine Sensation, fühlte sich im Aladdin-Outfit aber wohl nicht bereit, ihr Können erneut vollends abzurufen (die Füße, leicht eingedreht). Das Wichtigste aber ist geschafft, wie Motsi einzuschätzen weiß: „Du bist nicht mehr Boxerin, du bist Tänzerin.“ 17 Punkte.
Zwischen „Fifty Shades of Grey“ und Humpelstilzchen
Chiara Ohoven ist raus
Und damit neun mehr, als Chiara Ohoven (33) auf ihr Tanzkonto gutschreiben kann. Statt bei „Let’s Dance“ muss sie ihre Version des Cha-Cha-Cha wohl künftig wieder auf den Bällen der Society unter Beweis stellen. Auch wenn der „Spaß sichtbar war“, wie Jorge Gonzalez anerkennend feststellt, so fehlt doch zu viel. Vor allem das Können, vielleicht auch die Leidenschaft. Ohoven wirkte auf der Tanzfläche immer eine Spur zu kühl. Und der Winter ist – siehe Tagessieger Ofarim – doch nun wirklich vorbei.