Bei diesem ZDF-Heimatfilm muss man sich nicht schämen: In „Geliehenes Glück“ ist Lena Lorenz unter erschwerten Bedingungen unterwegs.

Sie hat’s einfach drauf: Steht in Gummistiefeln auf der Weide und repariert die Tränke, während sie am Handy einer jungen Mutter erklärt, wie ihr Baby trotz Mittelohrentzündung an beiden Brüsten trinkt. Zünftig verdreckt turtelt sie dann kurz mit ihrem Freund, lädt quasi gleichzeitig Futter vom Lkw und kümmert sich außerdem um den Opa, der seine Tabletten nicht findet. Lena Lorenz (Patricia Aulitzky) kann alles.

Zum Glück schläft sie dann bei der Geburtsvorbereitung vor ihren schwangeren Frauen ein, und zu essen gibt es nur Tiefkühlpizza – kleine Zeichen menschlicher Schwäche, ohne die das Zuschauen für Normalsterbliche kaum zu ertragen wäre. So aber: ein reines Vergnügen. „Geliehenes Glück“ heißt die neue „Lena Lorenz“-Folge, in der die Lieblingshebamme des ZDF unter erschwerten Bedingungen unterwegs ist, da Mutter Eva (Eva Mattes) zwecks Erholung das Weite gesucht hat.

Bayerische Idylle

Nun muss Lena also doppelt aktiv sein, in der heimischen Landwirtschaft und in der eigenen Praxis. Der Fall, der die unerlässliche Portion Drama in das heitere bayerische Idyll bringt, sitzt spät abends auf einer Bank an der Bushaltestelle im Dorf: die junge Tschechin Katharina (Natalia Rudziewicz), hochschwanger und offenbar tieftraurig. Lena lässt sie natürlich nicht dort sitzen, sondern nimmt sie mit auf den Hof. Was ist da los?

Nur Streit mit dem Freund, wie die Schwangere behauptet? Nein, komplizierter: Das Kind gehört anderen. Sie ist eine Leihmutter. Aber jetzt will sie nicht mehr, und sie versteht selbst nicht, warum. Was macht Menschen zu Eltern? Die Frage stellt sich auch Lenas Freundin Julia (Liane Foretierie); seit Kurzem hat sie wieder Kontakt zu ihrem Sohn. Der ist bei Adoptiveltern aufgewachsen und möchte nun nicht nur sie, sondern auch seinen biologischen Vater kennenlernen. Nur: Der weiß nicht, dass er einst ein Kind gezeugt hat.

Postkarten statt WhatsApp

Was bedeutet das für das familiäre Beziehungsgeflecht? Schwere Themen werden bei Lena behandelt, aber natürlich ohne dass die Idylle gestört wird. Denn die steht eindeutig im Mittelpunkt. Dazu passen die Kommunikationswege der guten alten Art: Eva schickt Postkarten statt WhatsApp-Nachrichten, und Hofteilhaber Basti (Raban Bieling) kriegt Fanpost von einem früheren Feriengast.

Auf Papier! Der Brief bringt allerdings sein Glück mit dem jungen Wirt durcheinander – aber auch das fügt dem Gesamtbild nur leichte Risse zu. Erst spät wird der Ton etwas rauer, und der Abgrund, der sich für die Leihmutter und ihre Vertragspartner auftut, lässt sich erahnen.

Tröstliches Ende

Aber hoffnungslos kann es nicht enden, sonst wäre das Versprechen dem Zuschauer gegenüber gebrochen – das würde das ZDF sich nicht erlauben. Deshalb haben die Menschen in Lenas Welt immer genau die passenden Leute um sich, die ihnen zur rechten Zeit beistehen. Es kann nur tröstlich enden. Dass es vor lauter Nettigkeit nicht klebrig wird, sondern lustig bleibt, dafür sorgen Autorin Wiebke Jas­persen und Regisseurin Sophie Allet-Coche mit ihrem Humor – und Lena-Darstellerin Aulitzky mit Natürlichkeit.

Fazit: Heimatfilm ohne Fremdscham-Anlass. Weiteres Plus: kein Mord, keine Kommissare. Angenehme Abwechslung.

ZDF, Donnerstag, 23. März, 20.15 Uhr