Köln. Seit 20 Jahren ermitteln Ballauf und Schenk. Im Gegensatz zu anderen „Tatort“-Teams wird in Köln auf filmische Experimente verzichtet.

Ein Mann feiert mit seiner Familie Geburtstag, auf dem Balkon gegenüber hängt eine Frau Wäsche auf, im Garten nebenan pflanzt ein Nachbar ein Bäumchen: Idylle pur – vermeintlich. Denn in der kleinen Kölner Vorstadtsiedlung gärt es.

Dass sich hinter der Fassade dunkle Geheimnisse verbergen, bemerken die Kölner „Tatort“-Kommissare schnell, als sie nach dem gewaltsamen Tod eines Anwohners dessen Nachbarn befragen. Schließlich sind Ballauf und Schenk ein eingespieltes Team: Seit 20 Jahren ermitteln sie in der Domstadt.

„Silberhochzeit“ in Köln wahrscheinlich

Im März 1997 fiel die erste Klappe für „Willkommen in Köln“, den Premieren-„Tatort“ mit Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Nur die Kollegen aus München, Batic und Leitmayr, und Kommissarin Odenthal aus Ludwigshafen sind noch länger dabei. Wobei im Gegensatz zu Odenthals Kollegen Kopper die beiden Kölner nach eigenem Bekunden nicht die Absicht haben, in absehbarer Zeit den Dienst zu quittieren.

Und auch WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn sagt, einer „Silberhochzeit“ des Senders mit Ballauf und Schenk stehe aus seiner Sicht nichts im Wege. Die beiden seien ein tolles Team, das gut zum WDR passe.

„Tatort“ Köln setzt auf Bewährtes

Die „Tatort“-Kommissare Schenk und Ballauf vor 20 Jahren.
Die „Tatort“-Kommissare Schenk und Ballauf vor 20 Jahren. © dpa | Horst Ossinger

Im Gegensatz zu anderen „Tatort“-Teams setzt man in Köln bei der filmischen Umsetzung am liebsten auf Bewährtes. Experimente wie die umstrittene SWR-Folge „Babbeldasch“ aus Ludwigshafen wären dort schwer vorstellbar. „Viele Menschen freuen sich über das klassische Ritual mit uns“, meint Schenk-Darsteller Dietmar Bär. „Die Zuschauer mögen das, es geht immer nur um gute Unterhaltung.“

Die zahlreichen verschiedenen „Tatort“-Teams hätten viele Leute verunsichert, „so dass die gar nicht mehr wissen, wer wer ist“, hat Bär festgestellt. Behrendt vergleicht die Situation mit der Bundesliga: „Jede Mannschaft spielt einen anderen Stil, jede Mannschaft hat andere Fans. Und wir spielen im oberen Viertel.“

Tatort in Ludwigshafen: „Babbeldasch“

Der Ludwigshafener Tatort „Babbeldasch“ dreht sich ganz ums Amateurtheater. Die Ermittler versuchen, den Mörder einer Theater-Chefin aufzudecken.
Der Ludwigshafener Tatort „Babbeldasch“ dreht sich ganz ums Amateurtheater. Die Ermittler versuchen, den Mörder einer Theater-Chefin aufzudecken. © SWR | Martin Furch
Im Zentrum steht das Theater „Babbeldasch“, dessen Patronin ermordet wurde. Als Kulisse dient das Ludwigshafener Theater „Hemshofschachtel“. Der Clou: Dessen Laiendarsteller mimen auch im Film die Amateurschauspieler.
Im Zentrum steht das Theater „Babbeldasch“, dessen Patronin ermordet wurde. Als Kulisse dient das Ludwigshafener Theater „Hemshofschachtel“. Der Clou: Dessen Laiendarsteller mimen auch im Film die Amateurschauspieler. © SWR | Martin Furch
Zu Beginn der Folge begleitet Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, Mitte) ihren Kollegen Peter Becker (Peter Espeloer, rechts) zu einer Premiere ins „Babbeldasch“. Beim Empfang vor der Aufführung wird Theaterleiterin Sophie Fettèr (Malou Mott, links) auf sie aufmerksam.
Zu Beginn der Folge begleitet Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, Mitte) ihren Kollegen Peter Becker (Peter Espeloer, rechts) zu einer Premiere ins „Babbeldasch“. Beim Empfang vor der Aufführung wird Theaterleiterin Sophie Fettèr (Malou Mott, links) auf sie aufmerksam. © SWR | Martin Furch
Doch noch während der Vorstellung stirbt Sophie Fettér in ihrer Garderobe. Todesursache: Eine allergische Reaktion auf ein Mohncroissant. Doch es war kein Unfall – sagt zumindest der Geist der Theaterleiterin, der Odenthal im Traum erscheint. Die Tote mahnt die Kommissarin, zu ermitteln.
Doch noch während der Vorstellung stirbt Sophie Fettér in ihrer Garderobe. Todesursache: Eine allergische Reaktion auf ein Mohncroissant. Doch es war kein Unfall – sagt zumindest der Geist der Theaterleiterin, der Odenthal im Traum erscheint. Die Tote mahnt die Kommissarin, zu ermitteln. © SWR | Martin Furch
Odenthal geht auf Tätersuche – jedoch nicht offiziell. Als Privatperson kommt sie in die Bäckerei, um von Manfred Oelenschläger (Gerd Rohrbacher) mehr über die mit Mohn versetzten Croissants zu erfahren. Sie stammen aus seiner Backstube.
Odenthal geht auf Tätersuche – jedoch nicht offiziell. Als Privatperson kommt sie in die Bäckerei, um von Manfred Oelenschläger (Gerd Rohrbacher) mehr über die mit Mohn versetzten Croissants zu erfahren. Sie stammen aus seiner Backstube. © SWR | Martin Furch
Der Bäcker, der selbst in der Theatergruppe mitwirkt, macht sich wegen Fettérs Tod Vorwürfe und versucht, sich das Leben zu nehmen. Doch die Tochter der Toten, Sarah Fettér (Petra Mott), findet ihn gerade noch rechtzeitig in seiner Backstube.
Der Bäcker, der selbst in der Theatergruppe mitwirkt, macht sich wegen Fettérs Tod Vorwürfe und versucht, sich das Leben zu nehmen. Doch die Tochter der Toten, Sarah Fettér (Petra Mott), findet ihn gerade noch rechtzeitig in seiner Backstube. © SWR | Martin Furch
Nach der Beerdigung des Opfers übergibt Theater-Vermieter Bollmann (Harald Dimmler) Fettèr Beileidsbekundungen überbringt. Das Ensemble findet sie allerdings nicht sehr glaubhaft .
Nach der Beerdigung des Opfers übergibt Theater-Vermieter Bollmann (Harald Dimmler) Fettèr Beileidsbekundungen überbringt. Das Ensemble findet sie allerdings nicht sehr glaubhaft . © SWR | Martin Furch
Gegenüber Odenthal sagt er offen, dass er das Theater so schnell wie möglich aus seinem Gebäude haben möchte. Für den Tatabend aber hat er ein Alibi.
Gegenüber Odenthal sagt er offen, dass er das Theater so schnell wie möglich aus seinem Gebäude haben möchte. Für den Tatabend aber hat er ein Alibi. © SWR | Martin Furch
Odenthal kommt bei den Ermittlungen nicht voran. Da hilft es auch nicht, dass die Tote der Kommissarin immer wieder im Traum erscheint, um zu helfen. Ihr grandioser Tipp: Verdächtig sind alle Ensemblemitglieder.
Odenthal kommt bei den Ermittlungen nicht voran. Da hilft es auch nicht, dass die Tote der Kommissarin immer wieder im Traum erscheint, um zu helfen. Ihr grandioser Tipp: Verdächtig sind alle Ensemblemitglieder. © SWR | Martin Furch
Zwischendurch bereitet Mario Kopper (Andreas Hoppe) für die Kollegen ein Essen zu. Kurz vor seinem Italienurlaub möchte er ihnen gern etwas Persönliches erzählen.
Zwischendurch bereitet Mario Kopper (Andreas Hoppe) für die Kollegen ein Essen zu. Kurz vor seinem Italienurlaub möchte er ihnen gern etwas Persönliches erzählen. © SWR | Martin Furch
Um einen besseren Einblick in das Theater zu bekommen, tritt Odenthal ins Ensemble ein. Ohne jedoch zu sagen, dass sie Polizistin ist.
Um einen besseren Einblick in das Theater zu bekommen, tritt Odenthal ins Ensemble ein. Ohne jedoch zu sagen, dass sie Polizistin ist. © SWR | Martin Furch
Die offiziellen Ermittlungen führt indes ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter).
Die offiziellen Ermittlungen führt indes ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter). © SWR | Martin Furch
Als sie Odenthal im Theater begegnet ist sie ziemlich erstaunt. Abgesprochen war das nicht.
Als sie Odenthal im Theater begegnet ist sie ziemlich erstaunt. Abgesprochen war das nicht. © SWR | Martin Furch
Damit Odenthals Tarnung nicht auffliegt, versteckt sie sich im Büro, während Stern das Ensemble verhört.
Damit Odenthals Tarnung nicht auffliegt, versteckt sie sich im Büro, während Stern das Ensemble verhört. © SWR | Martin Furch
Wieder ein kurioser Traum: In Realität ist Kopper im Italienurlaub, aber in Odenthals Träumen hilft er bei den Ermittlungen.
Wieder ein kurioser Traum: In Realität ist Kopper im Italienurlaub, aber in Odenthals Träumen hilft er bei den Ermittlungen. © SWR | Martin Furch
Hat vielleicht Sophie Fettérs Lebensgefährte Sascha Werner (Andreas Assanoff) etwas mit ihrem Tod zu tun?
Hat vielleicht Sophie Fettérs Lebensgefährte Sascha Werner (Andreas Assanoff) etwas mit ihrem Tod zu tun? © SWR | Martin Furch
Stern bittet ihn erneut zum Verhör.
Stern bittet ihn erneut zum Verhör. © SWR | Martin Furch
Während Stern offiziell ermittelt, passt Odenthal auf ihre kranken Töchter auf. Beim Treffen auf dem Spielplatz tauschen sie Ermittlungsergebnisse aus.
Während Stern offiziell ermittelt, passt Odenthal auf ihre kranken Töchter auf. Beim Treffen auf dem Spielplatz tauschen sie Ermittlungsergebnisse aus. © SWR | Martin Furch
Axel Ranisch (Mitte) hat die Tatort-Folge gedreht. Das besondere: Alle Szenen sind von den Schauspielern improvisiert. Bei Folkerts und Ranisch sitzt Annalena Schmidt, die Odenthals Sekretärin Edith Keller spielt.
Axel Ranisch (Mitte) hat die Tatort-Folge gedreht. Das besondere: Alle Szenen sind von den Schauspielern improvisiert. Bei Folkerts und Ranisch sitzt Annalena Schmidt, die Odenthals Sekretärin Edith Keller spielt. © SWR | Martin Furch
1/19

Der alltägliche Streit am Gartenzaun

Die Eigenart der Kölner, im „Tatort“ regelmäßig Sozialkritisches unterzubringen, soll beibehalten werden, wie WDR-Fernsehfilmchef Gebhard Henke betont: „Auch in Zukunft wird der Kölner „Tatort" Gesellschaftspolitik stark thematisieren. Das ist sein Markenkern.“

Die nächste Folge „Nachbarn“ (Sonntag, 20.15, ARD) dreht sich weniger um ein großes aktuelles Thema, sondern um ein eher kleines, das für viele Menschen aber ärgerlicher Alltag ist: Den Streit am Gartenzaun. Die Ermittlungen zeigen bald, dass es in der Nachbarschaft seltsame Verstrickungen gibt und gleich mehrere Anwohner ein Motiv für den Mord an Werner Holtkamp gehabt hätten.

Falsch gepflanzte Zypressen und Heiserkeit

Leo Voigt (Werner Wölbern) konnte den Toten nicht leiden, weil dieser seine Zypressen zu dicht an die Grundstücksgrenze gepflanzt hat. Jens Scholten (Florian Panzner) ist der Vater von Voigts Enkelin und wohnt mit seiner neuen Familie nebenan. Er verhält sich ebenso seltsam wie Voigts Stieftochter Sandra (Claudia Eisinger), die unter rätselhafter Heiserkeit leidet. Anne Möbius (Birge Schade) hatte ein Verhältnis mit dem Toten, was auch ihrem Mann Frank (Stephan Grossmann) nicht verborgen geblieben ist.

Hat man sich als Zuschauer erst einmal durch den zunächst recht unüberschaubaren Personen-Dschungel gekämpft, nimmt die Folge (Regie: Torsten C. Fischer) zunehmend an Fahrt auf – mit einer überraschenden Wende. Dass Ballauf und Schenk den Fall schließlich routiniert lösen, ist klar – und darf nach 20 gemeinsamen Dienstjahren wohl auch erwartet werden.

(dpa)