Essen. „Nord Nord Mord“: Im neuen ZDF-Inselkrimi „Clüver und die tödliche Affäre“ suchen die Sylter Ermittler nach einer Leiche und der Liebe.

Es ist einsam auf Sylt. In den hübschen Reethäusern wohnen zerstrittene Ehepaare, Verlassene, Betrogene. Keine Figur des neuen Inselkrimis „Clüver und die tödliche Affäre“ lebt in einer stabilen Beziehung. Auch Kommissar Clüver nicht, der von seiner Frau per Nachricht auf dem Anrufbeantworter abserviert wird. Es könnte also eine arg düstere „Nord Nord Mord“-Episode werden. Gut, dass zwei sehenswerte Schauspieler für Lichtblicke sorgen.

Da ist zum einen die charmante Annette Frier, die sogar als Mordverdächtige noch eine grundsympathische Erscheinung ist. Clüver (Robert Atzorn) lernt sie zufällig kennen, als er gedankenverloren durch die Dünen schlendert. Plötzlich sitzt da diese schlagfertige Unbekannte im Sand. Die beiden leeren zusammen eine Flasche Champagner und verbringen schließlich die Nacht zusammen. Zwei traurige Seelen, die froh sind, jemanden zum Anlehnen zu haben.

Annette Frier als verdächtige Witwe

Am nächsten Morgen ist die Frau weg. Doch Clüver trifft sie wieder. Diesmal ist er im Dienst: Jene Bernadette Kipling ist die Witwe eines vor Monaten mit einem Boot in dänischen Gewässern verunglückten Künstlers. Eher routiniert als filigran führt der Flensburger Regisseur Christian Theede die private und die berufliche Handlungsebene zusammen: Eine anonyme Anruferin meldet sich bei der Polizei.

Sie behauptet, die Leiche des vermissten Bildhauers Kipling in einem Teich gefunden zu haben. Doch als die Kommissare eintreffen, ist die Leiche verschwunden. Dafür kehrt plötzlich die Frau des angeblich toten Künstlers nach Sylt zurück, nachdem sie „irgendwo im Ausland“ den Verlust ihres Mannes verarbeitet hatte. Als Clüver ihr nach der gemeinsamen Nacht unverhofft gegenüber steht, während er ihr stammelnd seinen Dienstausweis zeigt, bringt ihn das in eine schwierige Situation.

Mord vertuschen

Flirtet Bernadette tatsächlich mit ihm – oder versucht sie, den Mord an ihrem Mann zu vertuschen? Der sechste Fall des misslaunigen Kommissars wird selbst bei herzkranken Zuschauern kein akutes Kammerflimmern auslösen. Dröge Ermittlungsarbeit in beruhigenden Sylter Landschaften. Dazu gibt es immer mehr Verstrickungen, mehr Intrigen, viele Themen: Clüvers neuer Fall ist bis zum Ende schwer zu durchschauen.

Ganz souverän wirken auch die Ermittler dabei nicht. Auch ihnen fällt es schwer, alle möglichen Alternativen in jeder Situation durchzuspielen. Seine besten Momente hat der Film (Buch: Thomas Oliver Walendy), wenn Clüvers Kollege Hinnerk (Oliver Wnuk) in Aktion tritt.

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    Dienstreise nach Dänemark

    Wie der tollpatschig im Schlamm ausrutscht, während er in Bernadette Kiplings Gartenteich nach Spuren fischt, wird Krimipuristen verschrecken, ist aber pointierter Slapstick. Ein Höhepunkt ist Hinnerks Dienstreise nach Dänemark, während der er bei Kollegin Ina zu landen versucht. Wenn er im Supermarkt verschämt Kondome kauft, ist das erstklassiger Klamauk. Oliver Wnuk ist drauf und dran, Krimiveteran Atzorn als wahren Star der Reihe abzulösen.

    Fazit: Ein Film, der unentschlossen zwischen melancholischer Mördersuche und Comedykrimi pendelt. Bitte mehr Wnuk wagen!

    ZDF, Montag, 20. März, 20.15 Uhr