Essen. „Kommissar Pascha“: Der neue Krimi im Ersten kreist heiter um einen bayerischen Türken. Zeki Demirbilek geht in München auf Spurensuche.

Versuche, im deutschen Fernsehen einen türkischen Ermittler in Kultgröße zu etablieren, lassen sich nicht eben Fahndungserfolge nennen. Ihre Fehlschläge werden angeführt von Ex-Model Erol Sander, der als „Sinan Toprak“ wie als Özakin („Mordkommission Istanbul“) das Image des sprechenden Kleiderständers bis heute nicht abzulegen vermag. Mehmet Kurtulus, gleichfalls kein Wunder an darstellerischer Kaleidoskopie, warf nach ein paar verdeckten „Tatorten“ hin.

Da fällt Hoffen und Sehnen zusammen, wenn Zeki Demirbilek alias „Kommissar Pascha“ ab heute Abend im Ersten auf Spurensuche geht. Es treffen sich am Schauplatz Isar Schmunzelkrimi („Kruzifix!“ – „Kruzitürken heißt dös!“) und reichlich Menschelei, dauergespeist von Schicksalsschlägen, die dieser Pascha seiner Natur nach ganz besonders gut versteht.

Schweinsbraten im Brauhaus

Zeki ist mit zwölf nach München gekommen, ein bayerischer Türke, er liebt das Zitronenhuhn des Orients, aber ein bisserl mehr noch Schweinsbraten im Brauhaus. Natürlich leitet so einer die „Migra“ – eine Mordkommission, in deren Richtung die Kollegen alles schieben, was ihnen weder bayrisch noch lupenrein deutsch vorkommt, Opfer der Sorte „is’ zwar koa Neger, aber dunkel getönt“.

Das ist so der auf alle politische Korrektheit pfeifende Ton, der Su Turhans Pascha-Romane ihre Fangemeinde verdanken. Taugt das fürs Fernsehen? Unbedingt – wegen eines Helden versöhnter Widersprüche. Wie Tim Seyfi als Pascha orientalischen Pragmatismus mit deutscher Pingeligkeit vermählt, wie der tadellos Gekleidete bierbäuchige Kollegenhünen wegfaucht, wie Seyfi diesen Pascha mit eitler Grandezza versieht, um ihn wenig später mit heißem Eisen daheim als zwanghaften Bügler vom Bosporus zu entlarven, dem kann man sich schwerlich entziehen.

Über Leichen gehen

Um Seyfi herum gibt es darstellerisch wenig Licht im ersten Fall, der einen jungen Türken tot auf der Isar treiben lässt – erdrosselt. Spuren führen zum greisen Dönerkönig Güzeloglu (schablonenhaft schwach: Vedat Erincin), der seine schöne Tochter (kaum mehr als dekorativ: Pinar Erincin) im Sinne florierender Geschäfte vermählen will. Doch gerade, wo ungewöhnliche Milieustudien dem neuen Format in seiner über Leichen gehenden Heiterkeit Tiefe geben könnten, verhindern schwache Darsteller das.

Längere Dialoge saufen unter Sascha Biglers Regie ab ins Spannungslose, während Paschas restliches Dezernat schauspielerisch kaum besser dasteht und im Stil einer Typen-Komödie (der fette Macho, die graue Fleißnudel etc.) dem Affen allzu viel Zucker gibt.

Lust auf mehr

Mit Zeki Demirbilek freilich betritt ein schlau gezeichneter Schelm den Bildschirm: Snob und Straßenköter zugleich. Man schließt ihn ins Herz. Und waltete überall in diesem Debüt so viel Hingabe wie in den Überraschungsmomenten von Christian Paschmanns Kamera und der listig zwischen Krachleder und Morgenland tänzelnden Musik, man bekäme entschieden Lust auf mehr.

Fazit: Münchner Schmunzelkrimi. Mit stärkeren Schauspielern wäre künftig ein Mordsspaß drin.

Donnerstag, 16. März, ARD, 20.15 Uhr