Berlin. Jochen Schropp, Rosamunde-Pilcher-Star und Moderator im Privatfernsehen, setzt auf Charme. Mit Erfolg. Jetzt moderiert er fürs ZDF.

Abgeklärt, ironisch, sogar zynisch: Joko & Klaas, Jan Böhmermann, Daniel Hartwich, Sonja Zietlow gelten als Gesichter eines Fernsehens, das über Grenzen geht. Und dann gibt es noch Jochen Schropp (38). Der ist vor allem sehr nett. Und das in Zeiten, in denen nett keine Konjunktur hat, verdächtig klingt, gleichgesetzt wird mit trivial, angepasst, langweilig. Jochen Schropp hat seinen Kurs nicht geändert, er ist nett geblieben, und letztendlich hat er sich durchgesetzt. „Ich versuche, so authentisch wie möglich zu sein“, sagt er.

Authentisch ist ein überstrapaziertes Wort, aber man glaubt ihm, dass es einfach nicht sein Ding wäre, andere oder sich selbst in die Pfanne zu hauen. Er sieht aus wie ein Soap-Star und seine Karriere begann auch als Schauspieler, in der ARD-Serie „Sternenfänger“ mit Nora Tschirner und Oliver Pocher. Seit Vox ihn vom „Perfekten Promi Dinner“ weg engagierte, in dem er einmal zu Gast war, moderiert er große Shows beim Privatfernsehen, „X Factor“, „Promi Big Brother“, „Grill den Henssler“, in diesem Jahr „Das Duell der Stars – Die Sat.1 Promiarena“. Er macht es auf eine fast schon altmodisch-galante Art.

Öffentlich-rechtliche Shows

Schrill sind seine Kandidaten und Gäste oft genug, denen muss er nicht die Show stehlen. Jetzt tastet er sich an öffentlich-rechtliche Shows heran: Bei ZDFneo moderiert er am Samstag um 22 Uhr die Spieleshow „Bist du 50.000 Euro wert?“. Sechs Kandidaten müssen sich dort den persönlichen Fragen einer Jury stellen. Die entscheidet dann subjektiv nach Sympathie, wer den Preis bekommt.

Wäre Schropp Kandidat, die Jury würde ihm garantiert jeden Cent gönnen. Als „ehrlich, direkt, verlässlich, großzügig und für jeden Spaß zu haben“, beschreibt er sich selbst und fügt gleich hinzu: „Ich hoffe, ich hab mich jetzt nicht zu viel gelobt.“ Schon okay, aber nun mal eine schlechte Eigenschaft, bitte! Er sei manchmal „ungeduldig“. Das ist die Antwort, die auch jeder beflissene Bewerber im Vorstellungsgespräch gibt, denn „ungeduldig“ bedeutet ja eigentlich, man ist zielstrebig und manchmal eben ein bisschen schneller als andere.

Gesangslehrerin aus New York

Zielstrebig war er immer schon. Aber auch mutig, denn er setzte alles auf eine Karte. Ohne Plan B. „Dass ich was Kreatives mache, wusste ich schon sehr früh“, sagt Schropp, der als Sohn eines Lehrers und einer Arzthelferin in Gießen aufwuchs. „Als Kind habe ich auf Familienfeiern gesungen und mit meiner Cousine Radiosendungen aufgenommen.“

Bei einem Highschool-Jahr in Kalifornien beeindruckte ihn die „Alles ist möglich“-Mentalität der Amerikaner. „Ich hatte eine tolle Gesangslehrerin aus New York, die zu mir sagte: ,Ihr Deutschen macht es falsch. Ihr lernt immer erst einen anständigen Beruf, weil ihr zu viel Angst habt, euren Traum zu leben.‘“ Besser sei es doch, es erst zu probieren. Umschulen könne man ja immer noch. Mit diesem Rat im Gepäck bewarb er sich mit Erfolg auf der von Paul McCartney gegründeten Schauspielschule in Liverpool.

Keine Angaben zu Beziehungsstatus

Amerikanisch sei auch seine Einstellung, erst einmal anzunehmen, was sich anbietet, Job ist Job. Trotzdem hatte auch Schropp sich zwischendurch mal arbeitssuchend melden müssen. Doch wofür steht er, was ist seine Linie? „Meine Linie ist, keine Linie zu haben“, sagt er. „Ich liebe die Abwechslung.“

Auf dem roten Teppich lässt er sich gerne mit Kolleginnen ablichten, hier mit Susan Sideropoulos (l.).
Auf dem roten Teppich lässt er sich gerne mit Kolleginnen ablichten, hier mit Susan Sideropoulos (l.). © Getty Images for 99Fire-Film-Awa | Sean Gallup

Privat joggt er und macht Pilates, guckt US-Serien und reist gerne nach Kapstadt. Mit wem, darüber schweigt er. Auf roten Teppichen erscheint er mit befreundeten Kolleginnen und weicht neugierigen Reporterfragen mit seinem Grübchen-Lächeln aus. „Ich möchte durch meine Arbeit überzeugen und nicht, weil ich mein Liebesleben präsentiere“, sagt er. So bleibt er die perfekte Projektionsfläche. Am Sonntag ist er wieder einmal in einem Rosamunde-Pilcher-Film zu sehen. In „Fast noch verheiratet“ (ZDF, 20.15 Uhr) spielt er laut Pressetext einen „Traummann“. Fans wissen, was sie erwartet: 90 Minuten Wellness-Fernsehen. Zynismus gibt es ja woanders.