Hamburg. In der neuen Folge der ZDF-Krimireihe „Nachtschicht“ sind tolle Schauspieler dabei. Ihr Können zeigen sie allerdings diesmal nicht.

Es gibt sie immer noch, diese interessanten Regie-Figuren in der Flut der TV-Krimis. Lars Becker gehört dazu, weil es ihm gelungen ist, seine „Nachtschicht“-Reihe in eigenen Händen zu behalten. Seit 2003 schreibt und inszeniert er die Geschichten um die Kommissare einer Hamburger Nachtschicht, was ihm erzählerisch ein breites Spektrum erlaubt. Das Hamburger Nachtleben bietet eben sehr viel mehr als nur den stupiden Mord, dessen Aufklärung hier ohnehin, der begrenzten Zeit wegen, meist nur durch Zufall gelingt.

Bei seinem 14. „Nachtschicht“-Film mit dem Titel „Ladies First“ nähert sich Becker der Comedy-Szene, nur um am Ende als Ergebnis vorzeigen zu können, welch trauriges Geschäft hier eigentlich bestellt wird. Traurig ist es aber auch, mit ansehen zu müssen, wie der Regisseur sich hier erstmals kräftig verheddert – in der Vielzahl der Personen ebenso wie in der Anzahl der Erzählstränge. Man blickt schließlich kaum noch durch, wer in dieser überzogenen Groteske hier gerade wen erschossen hat, oder wer hier gerade und warum mal wieder durchdreht. Und das liegt sicher nicht allein an den diesmal sehr dunkel geratenen Bildern.

Jürgen Vogel spielt Comedian

Es beginnt damit, dass die Kommissare Erichsen (Armin Rohde) und Kruse (Christoph Letkowski) zu einem Verkehrsunfall gerufen werden, weil die Rede von einem Scharfschützen ist, der das Auto von einer Brücke aus beschossen haben soll. Im Ferrari sitzt der bekannte Comedian Jackie Herbst (Jürgen Vogel), der seinen Gag-Schreiber (Anatole Taubman) als Fahrer vorschiebt, weil ihm selbst längst der Führerschein entzogen wurde.

Jackies Manager Strootmann (Henry Hübchen) ist bereits eingetroffen, um Beistand zu leisten. Und die geschädigte Krankenschwester Emma Graf (Nora von Waldstätten) ist bereits abgefunden, weil Jackie ihr einen Neuwagen spendieren will.

Handluing wird immer wirrer

Was nach einfacher Lösung aussieht, ist jedoch nur der Beginn einer immer wilder werdenden Handlung mit diversen Leichen. Henry Hübchen trägt als Manager furchtbar dick auf, Alexander Scheer gibt einen Drogendealer, der offenbar zu viele Mafiafilme auf einmal gesehen hat. Selbst der verlässliche Armin Rohde gebärdet sich auf der Comedy-Bühne als eine Art tasmanischer Tanzteufel. Ach ja, im Krankenhaus liegt auch noch eine Komödiantin im Koma, an deren Zustand Jackie nicht ganz unbeteiligt sein soll.

Überhaupt Jackie. So mies, wie Jürgen Vogel auf der Bühne die Gags vor johlendem Publikum verkauft, wundert es doch sehr, dass dieser Typ als Heilsbringer des Komischen verehrt wird. Vermutlich hat Becker eine Besetzung gegen den Strich versucht, wie er es auch bei der Krankenschwester Emma mit Nora von Waldstätten probiert. Sie, sonst immer die aristokratische Kälteschönheit, versagt hier völlig als prolliger Comedy-Fan mit Hang zur Grimasse.

Fazit: Eine sonst sehr zuverlässige Krimireihe will diesmal einfach nicht funktionieren. Polizisten benehmen sich seltsam dilettantisch, tolle Schauspieler müssen maßlos überdrehen.

• Montag, 20. Februar, 20.15 Uhr, ZDF