Essen. „Spiel mit dem Tod“ ist kein Glanzstück der erfolgreichen Spreewaldkrimis. Kommissare Krüger und Fichte decken Mord an jungem Paar auf.

Wenn der Nebel sich schwer über Sonnentau und Knabenkraut legt in jenem Land, an dem Schwarzstorch und Fischotter sich noch biosphärisch gute Nacht sagen, dann weiß der treue deutsche Krimi-Abonnent: Es schlägt die Stunde des Spreewaldkrimis.

Man hat ihn gepriesen für seine ans Kinoformat grenzende Fotografie, für die sperrige Intensität seines Helden, die raffinierte Verschränkung von Zeitebenen, die einen Fall mit so großem Ton aufrollen, wie es einst das analytische Drama tat. Doch wie es mit so guten, so bewährten Zutaten mitunter ist: Sie verführen zum Mehr. Dieses Mehr ist dieses Mal ein herbes Zuviel geworden.

Erdrückt von schwerer Last

„Spiel mit dem Tod“ ist der wohl schwächste Film der Reihe, er sackt ein auf dem feuchtweichen Boden der Niederung bei Lübben, so schwer lastet das Bündel zusammengestoppelter Themen auf ihm. Afghanistan und Ballerspiele, Bomben-Attentat, tägliches Hartzen, die Wenden und die Sorben, der lange Schatten des Zweiten Weltkriegs, eine Kollegin mit gefühltem Hirntumor ...

Und dann singt uns ein naseweises Kind auch noch Theodor Fontanes 1859er-Ballade aus Afghanistan ins Ohr: „Soldaten, Führer, Weib und Kind/ Erstarrt, erschlagen, verraten sind.“ Da möchte man eigentlich schon abgeschaltet und sich mit einem guten Buch zurückgezogen haben. Zufällig tut Christian Redl als Thorsten Krüger das. Er sitzt vor seinem alten Wohnmobil. Sein Buch: „Fontane. Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Spreeland“.

Rätsel um Tod des Paares

Die Kommissare Krüger (l., Christian Redl) und Fichte (Thorsten Merten) in einer Szene aus „Spiel mit dem Tod“, Montag, 20.15 Uhr, ZDF.
Die Kommissare Krüger (l., Christian Redl) und Fichte (Thorsten Merten) in einer Szene aus „Spiel mit dem Tod“, Montag, 20.15 Uhr, ZDF. © dpa | Julia von Vietinghoff

Aber dann kommt der Anruf, der noch jeden Polizisten aus der Ruhe gebracht hat. Zwei Tote im Wald: Bombenopfer. Dieses schöne, junge Paar ist aber ganz eindeutig nicht lebensmüde gewesen. Sie spielten bloß Geocaching, eine Art Schnitzeljagd. Das gelöste Rätsel brachte ihnen den Tod. Das ist der Punkt, da Thomas Kirchners Drehbuch die ganz große Maschine anwirft. Der tapfere, stoische Krüger stapft durch eine Welt schmallippiger Klageweiber (Karolin Eichhorn), verwitweter Wutbürgerinnen, rollstuhlfahrender Bundeswehrveteranen.

Krüger tastet sich mühsam durch diese Depressionslandschaft. Aber nicht spreewaldisches Laubdickicht und Totholz, das Andreas Höfers Kamera in den dramatischen Zeugenstand holt, vernebeln hier die schlechte Sicht auf die Wahrheit. Es sind posttraumatische Belastungsstörungen deutscher Soldaten und gleichauf der ganz normale Prekariatsalltag niederlausitzscher Prägung.

Hoffnungslos überladen

Das möchte zu einem Fernsehkrimi führen, der die Probleme der Menschen ernst nimmt und in ihre Tragödie ein Verbrechen bettet. Die Lösung aber ist schließlich so banal, dass vieles bedeutungsschwanger Referiertes bloß wie eine Verlegenheitsvolte scheint, die dünndumpfe Tat mit Beifutter zu versehen.

Nachgerade peinsam die Szenen, da zwecks biografischer Selbsttherapie Kommissar Krüger neben sich als Kind Thorsten in der Landschaft steht. Älteren fällt die Lenor-Reklame ein, aber mit gutem Gewissen ist dieser Film erst recht nicht zu empfehlen.

Fazit: Bildersatt, doch hoffnungslos überladen. Gurke aus dem Spreewald.

;; K ZDF, Montag, 20.15 Uhr