Berlin. Bei „Hart aber fair“ durften diesmal Zuschauer ihre Fragen zu Donald Trump loswerden. Besonders eine war nicht sehr schmeichelhaft.

Kein anderer Politiker ist derzeit so präsent wie Donald Trump. Seit seinem Amtsantritt vor 17 Tagen scheint eine ungeheuerliche Nachricht die nächste abzulösen. Da wird ein Mauerbau angeordnet, Muslimen die Einreise verweigert, die Gewaltenteilung lächerlich gemacht, indem „sogenannten Richtern“ die Schuld für künftige Terroranschläge gegeben wird.

Mit seinem Tun hat der neue US-Präsident im eigenen Land für Proteste gesorgt und weltweit für Beunruhigung. Und so war er der „Hart aber fair“-Redaktion zwei Wochen in Folge eine Sendung wert. An diesem Montag aber mit einem etwas anderen - und durchaus gelungenen – Konzept: Experten sollten Zuschauerfragen beantworten.

Wie verrückt ist Donald Trump?

Die Experten, das waren Ina Ruck, Leiterin des ARD-Studios in Washington, Jürgen Hardt (CDU), Koordinator für die Transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt, Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Borwin Bandelow, Angstforscher und klinischer Psychiater, und Christian Hacke, Politikwissenschaftler mit Fachgebiet Amerika.

Die Fragen, die kamen per Video von den Zuschauern, und waren mitunter provokant. Bestes Beispiel: „Ist Trump wirklich ein Psychopath?“

Psychiater erkennt „narzisstische Persönlichkeit“

So weit wollte Psychiater Bandelow nicht gehen, schließlich müsse er für eine solche Diagnose erst mit Trump sprechen, stellte aber „Zeichen einer narzisstischen Persönlichkeit“ fest. Die da wären: übersteigertes Selbstwertgefühl, Mangel an Reue und Mitgefühl, nicht empfänglich sein für Kritik oder Beratung.

„Er möchte nicht Amerika great machen, sondern Donald Trump“, sagte Bandelow, der sich an Erdogans Türkei, Putins Russland und Berlusconis Italien erinnert sah. Die Menschen gewinne er durch seinen manipulativen Charme, „da steckt aber nichts hinter“.

Rückendeckung für Donald Trump

Mahnende Worte kamen von Politikwissenschaftler Hacke. Es sei „ein Fehler, ihn zu pathologisieren.“ Trump repräsentiere einen Teil Amerikas, wie es schon immer gewesen sei. Bloß kenne man das heute nicht mehr. „In vielen Dingen ist Trump uramerikanisch“, sagte Hacke.

Für CDU-Politiker Hardt hat er mit dem Einreisebann für Muslime und seinem Protektionismus allerdings das Gegenteil bewiesen. „Er rüttelt an den zwei Säulen, die Amerika groß gemacht haben“, sagte er – den offenen Grenzen für Menschen und Handel. Das glaubte auch DIW-Präsident Fratzscher und antwortete deshalb auf die Frage, ob sich der Angestellte eines vom USA-Export abhängigen Unternehmens Sorgen um seinen Job machen müsse mit „Ja“.

Dekrete: Darum kann Trump durchregieren

weitere Videos

    Fratzscher: Angst um Jobs berechtigt

    „1,6 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland sind direkt an Exporte in die USA gekoppelt“, so Fratzscher. Verhänge Trump nun hohe Strafzölle, wären viele Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig. Doch er machte auch Zugeständnisse: „Nicht alles, was Trump sagt, ist falsch.“ Der Vorwurf, Deutschland betreibe Lohndumping und schotte seinen Dienstleistungssektor ab, sei berechtigt. Fratzscher hat deshalb Sorge, „dass Trump Europa spaltet.“

    Einen Zuschauer trieben noch größere Ängste um. Er wollte wissen: „Muss ich mir Sorgen um den Weltfrieden oder gar einen dritten Weltkrieg machen?“

    „Hysterie wegen Trump ist bedenklich“

    Auch hier sprang Hacke Trump zur Seite. Er halte ihn auch für grenzwertig, aber die militärische Karte werde Trump nicht spielen. „Ich finde es bedenklich, was für eine Hysterie betrieben wird. Die Gleichung ist nicht ,Sympathischer Politiker gleich gute Politik’, ,Unsympathischer Politiker gleich schlechte Politik’.“ Psychiater Bandelow gab allerdings zu bedenken: „Es ist möglich, dass er Stellvertreterkriege führen wird, dass am Ende ein kleines Land dran glauben muss, weil es ihm darum geht, als starker Mann dazustehen.“

    Und wenn tatsächlich alle Stricke reißen? „Was muss Trump anstellen, damit er seines Amtes enthoben werden kann?“, fragte ein Zuschauer.

    Amtsenthebung erst bei Straftat

    Hacke: „Das ist außerordentlich schwierig.“ Ein solches Verfahren könne man zwar mit einfacher Mehrheit im Repräsentantenhaus einleiten, für eine Verurteilung brauche es aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Senat. Auch ein konstruktives Misstrauensvotum wie in Deutschland, mit dem das Parlament die Regierung absetzen kann, wenn die Politik nicht mehr mitgetragen wird, gebe es nicht. Korrespondentin Ruck: „Man muss schon den Anfangsverdacht für eine Straftat haben.“