Berlin. Seit Jahrzehnten ist Rolf Seelmann-Eggebert der Adelsexperte – dabei reicht sein Wirken weiter. Mit 80 will er sich nun zurückziehen.

Beatrix, Königin der Niederlande, hat es mit 75 getan. Spaniens König Juan Carlos mit 76. Und Albert II. von Belgien war 79 Jahre alt, als er abdankte. Auch der Abschied von Rolf Seelmann-Eggebert dürfte die deutschen Königsfans schwer treffen. Mit seinem 80. Geburtstag am 5. Februar zieht sich der „Königsfritze“ – wie er sich selbst nennt – aus dem Fernsehen zurück.

„Ich habe das mit der Rente bisher nicht besonders gut hinbekommen. Das will ich nachholen“, sagt Seelmann-Eggebert im Gespräch mit dieser Redaktion. Nur bei besonderen Ereignissen ließe er sich vielleicht nochmal überreden, ans Mikro zurückzukehren.

Vater verfasste Testament des Kaisers

Fast 40 Jahre lang ist der gebürtige Berliner bei fast jeder königlichen Hochzeit oder Thronbesteigung in Europa dabei gewesen. Hat dem Fernsehzuschauer mit sonorer Stimme und gleichsam adlig anmutender Ausdrucksweise jede Finesse des Protokolls erklärt.

Doch Seelmann-Eggebert ist alles andere als ein Royalist. „Ich stehe auf dem Boden des Grundgesetzes“, betont er. Eine Monarchie in Deutschland? „Undenkbar!“ Dabei hatte schon sein Vater eine Verbindung zum Adel: Als Fachanwalt verfasste er das Testament des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II.

Schon als Schüler gerne geschrieben

Die Seelmann-Eggeberts selbst gehörten zum Berliner Großbürgertum. Doch mit dem Bombenkrieg der Nazis endete das gewohnte Leben. „Meine Mutter hat immer erzählt, ich sei als Kind mit meinem Koffer stets der Erste im Luftschutzkeller gewesen“, berichtet Seelmann-Eggebert. Die Familie floh nach Hannover.

Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert im Mai 2016 hinter seinem Schreibtisch in den Räumen seiner Produktionsfirma.
Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert im Mai 2016 hinter seinem Schreibtisch in den Räumen seiner Produktionsfirma. © dpa | Christian Charisius

Trotz aller Widrigkeiten versuchten die Eltern, ihrem Sohn eine gutbürgerliche Erziehung zu bieten: Geige, humanistisches Gymnasium, Reisen. Bereits 1953 besuchte Seelmann-Eggebert Griechenland. Nebenbei schrieb er für die Schülerzeitung. Texte mit Titeln wie „Ein Fall für die Texaspolizei“. Die ferne Welt schien es ihm angetan zu haben. Doch die erste journalistische Prüfung wartete nicht weit von Hannover.

Afrika-Korrespondent für die ARD

Neben dem Studium des Völkerrechts und der Ethnologie arbeitete Seelmann-Eggebert beim NDR. Auch, als 1963 Kumpel im Bergwerk Lengede eingeschlossen waren. Die Rettung von elf Bergleuten nach 14 Tagen ging als „Wunder von Lengede“ in die Geschichte ein. „So etwas geht an die Nieren. Da ist man dann nicht einfach nur Reporter“.

Danach aber ging’s hinaus. Von 1968 bis 1977 war er für die ARD Afrika-Korrespondent. Eine prägende Zeit mit Frau und drei kleinen Kindern zwischen Hungersnöten und Bürgerkriegen. Der „Platz am Rande“, den Afrika aus seiner Sicht bis heute in der Öffentlichkeit hat, ärgert ihn. Lange Zeit engagierte er sich deshalb als Unicef-Botschafter und bis heute in der „World Childhood Foundation“ der schwedischen Königin Silvia.

Falsche Neujahrsansprache ging auf sein Konto

Von Afrika ging es nach London, wo er von 1978 bis 1982 Korrespondent war – und auch über das Königshaus berichtete. Unter anderem von der Hochzeit von Prinz Charles und Diana.

Den vielleicht peinlichsten Moment aber erlebte er am 31. Dezember 1986 als Programmdirektor des NDR: Unter seiner Leitung wurde die falsche Neujahrsansprache des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl gezeigt – die von 1985. „Ein Albtraum“, sagt er bis heute.

Nur die Queen blieb ihm versagt

Erst ab 1990 wandte er sich endgültig den europäischen Königshäusern zu. „Mich fasziniert die Geschichte, die Idee des Königtums. Und die Frage: Wie konnten sich manche an der Macht halten?“ Und dafür öffneten sich ihm (fast) alle Paläste. Nicht ohne Stolz betont Seelmann-Eggebert, dass er alle regierenden Könige Europas interviewt hat. Nur eine fehlt: die Queen. „Aber die gibt auch keine Interviews.“

Und was kommt nun? „Ich möchte nochmal nach Afrika – an meine alten Wirkungsstätten“, erzählt Seelmann-Eggebert. Anders als Monarchen, die er immer wegen ihrer Pflichten bemitleidet habe, könne er jetzt das Leben genießen.