Verhandlungsexperte lobt bei „Hart aber fair“ Donald Trump
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Von Sasan Abdi-Herrle
Berlin. Donald Trump ist eine Gefahr für die Menschheit. Ja, aber sein Verhandlungsstil ist toll, befindet ein Experte bei „Hart aber fair“.
Mauerbau, Muslime, Abschottung: Wer glaubte, dass Donald Trump sich als US-Präsident mäßigen würde, ist nach den ersten zehn Tagen seiner Amtszeit eines Besseren belehrt worden. Für Deutschland ist die Situation derzeit vor allem in einer Hinsicht bedrohlich: Trumps protektionistische Wirtschaftspolitik könnte dem Exportweltmeister nachhaltig schaden.
Insofern war es nicht verkehrt, dass sich „Hart aber fair“ am Montagabend vor allem diesem Aspekt widmete. „Trump macht ernst – wie warm müssen wir uns anziehen?“, fragte die Redaktion aus hiesiger Perspektive.
Super Verhandlungsstil?
Die ungewöhnlichste Stellung nahm in der Diskussion Matthias Schranner ein. Inmitten der allgemeinen Ablehnung des US-Präsidenten war der Verhandlungsexperte voll des Lobes für Donald Trump – auch wenn er ihn, wie Schranner sagte, als Mensch nicht schätzt. „Das ist ein super Verhandlungsstil, er bestimmt die Themen und setzt die Agenda“, bewertete Schranner die Strategie des US-Präsidenten.
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Seine Euphorie erklärte Schranner damit, dass Trump in der derzeitigen „Verhandlungsphase“ die richtige Taktik einsetze. So gehe der US-Präsident genau richtig vor, wenn er seine Gegner zum Auftakt seiner Amtszeit in die Ecke dränge und sich als Macher inszeniere. Bei allem Aktionismus signalisiere er aber immer auch Verhandlungsbereitschaft.
Narzistische Züge als Inszenierung
Dass Trump erklärtermaßen Situationen für absurd hält, in denen beide Verhandlungsseiten gewinnen, erklärte Schranner mit der typischen Haltung in der amerikanischen Geschäftswelt. „Er will einfach gewinnen.“ Allerdings sei anders wie vielfach diagnostiziert nicht klar, ob Trump ein Narzisst sei. „Es kann sein, vielleicht ist es aber auch vorgetäuscht.“
Den anderen Staats- und Regierungschefs empfahl Schranner, sich nicht in einer Opferrolle zu begeben. „Das Signal ist: Hey, du willst einen Konflikt? Gerne, lass uns reden.“ Merkel habe sich da bisher geschickt verhalten, indem sie die gemeinsamen Interessen hervorhob.
Wo Lafontaine Trump lobt
So streitbar Schranners Argumente waren, so erfrischend war doch sein Blick auf das „Problem Trump“. Und auch Oskar Lafontaine konnte dem neuen US-Präsidenten etwas abgewinnen. „Es imponiert mir, wenn Politiker konsequent gegenüber Wirtschaftsführern auftreten“, sagte der frühere Chef der Linkspartei.
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Und auch Trumps Kritik an den Handelsüberschüssen, mit denen insbesondere Exportland Deutschland auftrumpft, kann Lafontaine verstehen. „Damit ist die ganze Welt nicht zufrieden, Deutschland ist da der größte Sünder.“ Als Mittel dagegen könnte man hierzulande die Löhne anheben. Das würde zwar die Wettbewerbsfähigkeit verringern, dafür aber die Binnennachfrage stärken. Die typische linke Platte, die aber doch zumindest einen wahren Kern hat.
Bitte keinen ADHS-Präsident
Noch mehr Lob für Trump kam von Wolfram Weimer. „Immer wenn ich abends beim zweiten Glas Riesling denke, er hat vielleicht doch was Gutes, kriege ich wieder eins aufs Dach“, räumte der Publizist zunächst mit Blick auf Trumps ständige Entscheidungswut ein. Allerdings könnte es ja tatsächlich sein, dass er noch die Kurve kriegt und doch nicht als „ADHS-Präsident“ in die Geschichte eingeht. „Vielleicht überrascht uns dieser Trump ja noch mit etwas Gutem“, hoffte Weimer.
Und die Zukunft?
Wurde am schlüssigsten von Melinda Crane orakelt. Zwar sei es durchaus möglich, dass Trump kurzfristig Erfolg haben wird, prognostizierte die US-Journalistin, um dies dann auf die gute Vorarbeit von Barack Obama zurückzuführen. Langfristig aber werde Trumps Politik die Ungleichheit in den USA verstärken. „Das ist keine Basis für eine gesunde Wirtschaft.“