Berlin. In der Show „Game 2: Winter“ müssen Teilnehmer in Sibirien überleben – zur Not auch gegeneinander kämpfen. Doch kommt die Show jemals?

Die russische Fernsehsendung „Game 2: Winter“ könnte eine revolutionäre Show unter den Reality-Formaten werden. Die einzige Regel der Show: Überleben in der sibirischen Kälte. Doch nun gibt es starke Zweifel daran, ob das Format jemals den Weg ins Fernsehen findet. Selbst der aktuell einzige Deutsche im Bewerberfeld ist sich nicht sicher.

Als der Erfinder der Show, Yevgeny Pyatkovsky, im vergangenen Dezember das Konzept der Sendung gegenüber der Zeitung „Siberian Times“ vorstellte, fühlten sich Filmfans an „Die Tribute von Panem“ erinnert. So sollen im Juli 30 Kandidaten in der Taiga ausgesetzt werden, mit dem Ziel dort zu überwintern. Die genaueren Spielregeln laut Pyatkovsky: „Alles ist erlaubt. Kämpfe, Alkohol, Mord, Vergewaltigung, rauchen, alles.“ Während der Erfinder wortgewaltig seine Sendung bewarb, nährte ein Blick auf die Website der Show Zweifel an der Seriosität.

Auch auf Wettbewerber wirkt das Konzept unübersichtlich

Die ZDF-Doku „Sternflüstern“ begleitete den deutschen Rene Klapproth im Jahr 2004 auf der Insel Olchon.
Die ZDF-Doku „Sternflüstern“ begleitete den deutschen Rene Klapproth im Jahr 2004 auf der Insel Olchon. © ZDF | Wojciech Krzeminski

Die Homepage ist umständlich zu bedienen und sämtliche Symbole wirken, als wären sie von Microsoft Word geklaut. Zwar kann man als Besucher abstimmen, welcher der über 160 Wettbewerber letztendlich eines der 30 Tickets in die Taiga erhält. Doch ist nirgendwo ersichtlich, wer das Voting gerade anführt. Selbst die Wettbewerber haben kaum einen Überblick. „Das Voting ist für mich zur Zeit mehr als undurchsichtig. Vor fünf Tagen stand mein Profil auf 3100 Stimmen und so an zweiter Stelle. Dann gegen Mittag auf 2000 Stimmen“, sagt Rene Klapproth im Gespräch mit unserer Redaktion. Klapproth ist bisher der einzige Deutsche im Teilnehmerfeld. Glaubt man den undurchsichtigen Statistiken, ist er aber unter den Top 30.

Nach der ersten Aufregung über das Sendekonzept haben die Macher der Show nun offensichtlich umgeschwenkt. In den Regeln findet sich nun der Zusatz, dass während der Sendung die Gesetze Russlands beachtet werden müssen. Zudem betont das Team, dass stets ein Rettungshubschrauber bereitstehe, der Teilnehmer innerhalb von einer Stunde abholen könne.

Werden Kandidaten wirklich in einer Stunde aus der Taiga abgeholt?

Doch genau diese Zusagen stellt Rene Klapproth infrage. Für die ZDF-Doku „Sternflüstern“ war Klapproth mit seiner Familie 2004 auf die Insel Olchon in Sibirien gereist und hatte dort für einige Monate gelebt. Zum Abtransport der Teilnehmer sagt Klapproth: „So wie im Winter Sturm oder einfache Schlechtwetterfronten aufziehen, fliegt dort kein Hubschrauber“, so Klapproth. „Auf Olchon mussten Kranke, die nach Irkutsk ins Krankenhaus sollten, in der Zeit, in der die Fähre nicht mehr fuhr, auch über eine Woche warten“, erklärt er weiter.

Auf der Insel Olchon heuerte Klapproth auf einem Fischkutter an.
Auf der Insel Olchon heuerte Klapproth auf einem Fischkutter an. © ZDF | Wojciech Krzeminski

Ein Problem könnte nach Angaben des 52-jährigen Air-Brush-Künstlers die Essenssuche im russischen Winter werden. In Bezug auf das Fallenstellen bei der Jagd sagt er: „Das wird mit die einzige Möglichkeit sein, sich Lebensmittel zu beschaffen, ist aber in Russland auch streng verboten.“ Fragen nach dem Fallenstellen und der Wilderei seien noch zu beantworten.

Rene Klapproth rechnet sich gute Chancen aus

Werden diese und viele andere offene Fragen noch geklärt, rechnet sich Klapproth gute Chancen aus, in Sibirien zu überleben – auch wenn er einer der älteren Teilnehmer ist. „Dort vor Ort weiß ich sehr genau, auf was ich mich einlasse“, sagt er. Zwar sei er nicht der Teamfähigste, aber an einer Stelle ist der Ablauf der Show schon jetzt eindeutig: Nach einer Eingewöhnungsphase in einem Team im Sommer kann im Winter jeder Teilnehmer sich auch alleine durchschlagen.