Essen. Die Thriller-Reihe „Fortitude“ ist was für Krimifans mit Anspruch. Die Besetzung ist hochkarätig und die Kameraarbeit hat Kinoqualität.

Es ist kalt, es ist weiß, es ist einsam. Die von Sky Großbritannien produzierte Serie „Fortitude“ spielt am Ende der Welt, im ewigen Eis. Bei Arte läuft sie nun erstmals frei empfangbar im deutschen Fernsehen. Morden im hohen Norden. Freunde komplexer Handlungsstränge sollten sich den Donnerstagabend in den nächsten Wochen frei halten.

Eigentlich ist dieses fiktive 713-Seelen-Städtchen in der Arktis denkbar ungeeignet für einen Thriller. Zwar ist jeder Einwohner gesetzlich verpflichtet, eine Waffe bei sich zu tragen. Aber die soll nur vor wilden Tieren schützen. Wenn hier überhaupt mal jemand stirbt, dann aus Langeweile oder Altersschwäche. Noch nie hat es ein Verbrechen gegeben, und Sheriff Dan Andersen (Richard Dormer) ist deshalb von einem Burn-out so weit entfernt wie Luxemburg vom Fußball-WM-Titel. Bis sich die Ereignisse eines Tages überschlagen.

Ein dunkles Geheimnis

Viel mehr soll nicht verraten werden an dieser Stelle. Nur noch, dass es Tote gibt, einen mysteriösen Fund unter dem ewigen Eis und einen kleinen Jungen, der – kaum weniger mysteriös – schwer erkrankt. Deshalb bekommt Andersen gegen seinen Willen Verstärkung vom Festland in Person des arroganten Eugene Morton (Stanley Tucci, „Hunger Games“).

Henry Tyson (Michael Gambon) wird Zeuge, wie ein Mann von einem Eisbär angegriffen wird – eine Szene aus der ersten Folge des neuen Thriller-Zehnteilers „Fortitude“.
Henry Tyson (Michael Gambon) wird Zeuge, wie ein Mann von einem Eisbär angegriffen wird – eine Szene aus der ersten Folge des neuen Thriller-Zehnteilers „Fortitude“. © dpa

Je länger die Ermittlungen des ungleichen Duos laufen, desto mehr wird klar, dass nahezu jeder Einwohner des Städtchens ein dunkles Geheimnis hat – allen voran Bürgermeisterin Hildur Odegard, gespielt von Sofie Gråbøl, seit „Kommissarin Lund“ eine der bekanntesten dänischen Seriendarstellerinnen. Freunde gepflegter Action seien gewarnt. Die Handlung bei „For­titude“ nimmt nur langsam Fahrt auf.

Kamera in Kinoqualität

Aber trotz des beschaulichen Tempos macht es die Serie dem Zuschauer anfangs nicht leicht. Schon in der ersten Folge werden enorm viele Figuren eingeführt und kaum weniger Handlungsstränge. Anders aber als in der Serie „Lost“, die trotz der völlig anderen Umgebung eine ähnliche Grundkonstellation hat, verliert das Drehbuch hier nie das eigentliche Rätsel aus den Augen.

Dennoch ist natürlich nicht alles neu an „Fortitude“. Manchmal schimmert ein wenig „True Detectives“ durch, und in guten Augenblicken scheint ein Hauch von „Twin Peaks“ am Horizont aufzuleuchten. Neben der cleveren, oft düsteren und weitgehend humorlosen Story glänzt die Produktion durch eine Kameraarbeit in Kinoqualität.

Hochkarätige Besetzung

In vielen Momenten meint man zu spüren, wie die Kälte aus dem Bildschirm kriecht. Abgerundet wird das Ganze durch eine hochkarätige Besetzung, die die großzügige Spieldauer nutzt, ihren Figuren Tiefe zu verleihen.Wer sich durch die komplexe, anfangs manchmal sogar unverständliche Handlung nicht schrecken lässt, wird mit Fernsehen der Extraklasse belohnt.

In England waren das so viele, dass eine zweite Staffel in Auftrag gegeben wurde. Kunden des Bezahlsenders Sky können sie ab 26. Januar in der englischen Originalversion, ab 28. Februar auch synchronisiert sehen. Alle anderen müssen auf Arte hoffen.

Fazit: Weit weg vom deutschen Serien-Einerlei und nahe dran an US-Serien der Sender HBO & Co. Bei Arte deshalb genau richtig aufgehoben.

Arte, ab Donnerstag, 19. Januar, 22.25 Uhr