Berlin. In „Mordkommission Istanbul“ hat Mehmet Özakin alias Erol Sander Zeit für eine neue Liebe. Die Zukunft der Reihe ist jedoch ungewiss.

Ein Mehmet Özakin ist nicht lange allein. Andere würden sich nach einer Trennung in der dunklen Wohnung verkriechen, der Gentleman-Kommissar im Anzug jedoch lächelt lässig wie immer und lernt gleich zu Beginn des Films seine neue Nachbarin kennen. Das zweisame Dinner endet jedoch noch vor dem Nachtisch, als erst die Dame und dann Özakin einen dringenden Anruf bekommen. Wenig später treffen sie sich an einem Tatort wieder. Ausgerechnet diese Nachbarin Derya Güzel (Melanie Winiger) ist die neue Rechtsmedizinerin. War irgendwie klar.

Es passiert gerade viel bei der „Mordkommission Istanbul“. Seit dem Start der Reihe vor neun Jahren wirkte Özakins Ehe mit Sevim, gespielt von der Berlinerin Idil Üner, zwar krisenanfällig, aber unzerbrechlich. Bis jetzt: Wer die Doppelfolge im September gesehen hat, weiß, dass Sevim ausgezogen ist. Sie wird nicht zurückkehren. Erol Sanders Özakin ist also wieder Single und hat Zeit für die attraktive Nachbarin.

Eine verkohlte Leiche

Aber erst mal stehen die beiden vor einer verkohlten Leiche. Es ist der Videoblogger Can Türkman. „Der dreht Reportagen und stellt sie dann ins Internet“, erklärt Özekins korrekter Kollege Tombul (Oscar Ortega Sánchez) beim Gang durch die Istanbuler Gassen. „In der Regel sind das soziale Themen. Also mehr Demokratie, Frauenrechte, Homosexualität.“ „Damit ist er sicher einigen auf die Füße getreten“, schlussfolgert Özakin.

Zuletzt arbeitete das Opfer an einem Film über eine stillgelegte Zeche in seinem Heimatort an der Schwarzmeerküste. In Tepek stößt Özakin auf seltsam schweigsame Kumpel. Was für ein Geheimnis wollen sie verbergen? In „Mordkommission Istanbul“ verkörpern deutsche Schauspieler auf türkisch getrimmte Charaktere vor exotischer Kulisse. Das ist kühn, aber so funktioniert Fernsehen heute: Auch in den Donna-Leon-Filmen ist Uwe Kockisch der venezianische Kommissar. Und Michael Degen sein Chef.

Brisante Türkeithemen

Diese Art der Rollenverteilung ist schon gewagt und oft genug unfreiwillig komisch. Doch „Ein Dorf unter Verdacht“, so der Titel, wagt sich an brisante Türkeithemen heran: Grubenunglücke in schlecht gesicherten Bergwerken und moderne Lebenswirklichkeiten abseits religiöser Dogmen.

Die Zukunft der Reihe, die vor allem von schönen Außenaufnahmen mit blauem Himmel und glitzerndem Meer punktet, ist derweil ungewiss. Das Filmteam wohnt während des Drehs wochenlang im Hotel. Doch die vielen Anschläge des „Islamischen Staats“ und militanter Kurden haben die Beteiligten um den gebürtigen Istanbuler Sander (48) verunsichert.

Heitere Zeiten sind vorbei

Der Schauplatz dieser Folge liegt deshalb weit weg von Istanbul. Zwei weitere Folgen wurden aus Sicherheitsgründen in der Küstenstadt Izmir gedreht. Die Produzenten beraten nun, ob und wann die Reihe nach Istanbul zurückkehren kann. Die heiteren Zeiten sind bei der „Mordkommission“ vorbei.

Fazit: Immer noch keine Krimiperle, aber durch die Reduzierung der Postkartenmotive wirkt die Reihe lebensnäher.

Donnerstag, 12. Januar, 20.15 Uhr, ARD