Essen. In der ZDF-Komödie „Die Diva, Thailand und wir!“ muss Hannelore Elsner mit ins Urlaubparadies. Ihre Allüren nerven die ganze Familie.

Es geht wohl nicht anders: Hannelore Elsner muss rauchen. Als Deutschlands Diva vom Dienst wird sie erneut dazu verpflichtet, diesmal in der Rolle des alternden Opernstars, der im Krankenhaus gerade die Diagnose „Hirntumor“ bekommen hat.

Und möchte sie vielleicht einen Tee? Nein, sie besteht auf Wodka-Lemon. Die Frau weiß, was sie will. Dann aber sitzt sie in ihrem alten Pelzmantel im Kinderzimmer ihres Enkels, heimatlos, allein, grantig und fehl am Platz. Sie ist ganz unten angekommen. Wie soll es nun weitergehen?

Offenbar auf Thai-Art. Denn die Familie, die die ungeliebte, sich angeblich nur von einem leichten Schlaganfall erholende Oma plötzlich erdulden muss, nimmt sie einfach mit ins Urlaubsparadies. Es ist gerade sechs Wochen her, seit das ZDF Lars Kraumes Film „Familienfest“ ausgestrahlt hat, in dem Hannelore Elsner raucht, trinkt und Probleme mit der Familie hat. Dadurch entsteht beim Zuschauen von „Die Diva, Thailand und wir!“ der dringende Wunsch, sie lieber mal in einer völlig anderen Rolle zu erleben.

Ohne divenhafte Züge

Ohne Zigaretten, ohne Alkohol und ohne divenhafte Züge. Der Vergleich zu „Familienfest“ ist sowieso nicht sehr vorteilhaft für die Thailand-Expedition von Regisseurin Franziska Buch. Während jener Film ehrlich und ohne Schonung von familiären Verstrickungen erzählt, bleibt dieser unentschlossen zwischen Klamauk, Traumschiff-Folklore und dem doch gelegentlich aufblitzenden Bemühen um Ehrlichkeit.

Manche Dialoge der Autoren Aglef Püschel und Franziska an der Gassen sitzen wie angegossen. „Neue Frisur? Steht dir nicht.“ „Hab ich seit vier Jahren“: Damit etwa ist die Mutter-Tochter-Beziehung von Anneliese (Elsner) und Susanne (gewohnt souverän: Anneke Kim Sarnau) nach wenigen Minuten auf den Punkt gebracht. Die emotionale Bindung ist also nicht die engste. Was heißt das nun, wenn die Mutter plötzlich betreuungsbedürftig vor einem steht?

Oma im Thai-Resort

Eine für viele Menschen wichtige Frage. Daraus ließe sich eine Geschichte machen, in der die Zuschauer sich wiederfinden. Hier wird die Pflegefrage aber mit einer nicht gerade weitverbreiteten Lösung beantwortet. Ist es in Thailand nicht wunderschön? Und diese Altersheime – so günstig! Klare Sache: Oma kommt ins Thai-Resort. Erstmal steht sie aber schlecht gelaunt am Strand. „Feuchte Hitze: die Pest für meine Stimme – und für meine Haare“, sagt sie. Die Diva nervt.

Es gibt auch weniger überdrehte Momente. Innerhalb der Familie werden neue Allianzen geschmiedet, wie die zwischen der Oma und ihrer pubertierenden Enkelin (Lina Hüesker) – mit Raum für authentische Szenen.

Das Thailand-Problem aber bleibt: Zuweilen lässt die Kulisse die Geschichte hinter sich verschwinden. Es vergehen sehr viele Tuktuk-Fahrten, ein gehöriges Maß an Thai-Boxen und natürlich eine „Full-Moon-Party“, bevor Susanne ihre Mutter endlich mal nicht mit „Anneliese“, sondern einfach mit „Mama“ anredet.

Fazit: Für einen berührenden Beitrag zum Thema elterliche Pflege bleibt dieser Film zu komödiantisch.

ARD, 11. Januar, 20.15 Uhr