Berlin. Beim Überraschungs-Special von „Wer wird Millionär“ wird eine 80-Jährige auf Jauchs Rate-Thron gezwungen. Schuld ist der eigene Enkel.

Ach, die Familie, kann sie nicht furchtbar grausam sein? Da essen und trinken Mutter, Vater und die Kinder Schokokuchen und Schampus, während Oma auf Deutschlands gefürchtetstem Quiz-Stuhl Platz nehmen muss. Ursula Wegener, Rentnerin aus Gummersbach, hat das Schicksal von der fiesen Verwandtschaft am Montagabend erfahren müssen – im Überraschungs-Special von „Wer wird Millionär?“ („WWM“).

Zur Show angemeldet, quasi als nachträgliches Geschenk, hatte sie ihr Enkel Luis (26). Den jungen Mann plagte nämlich das schlechte Gewissen, hat er während des 80. Geburtstags seiner Großmutter doch auf Hawaii geplanscht. Und Oma soll das jetzt ausbaden.

Bei Günther Jauch ist es an Tag zwei des neuen Jahres also wieder soweit: Ein „Überraschungs-Special“ steht auf dem Programm. Das Konzept – Familie und Freunde melden Kandidaten ohne deren Wissen in der Sendung an – ist inzwischen bekannt und für RTL offenbar Erfolg genug, damit in Serie zu gehen.

Kandidatin Ursula Wegener will mit Familie in die Karibik

Ursula Wegener kann es noch nicht so recht glauben: Enkelsohn Luis hat sie bei „Wer wird Millionär?“ angemeldet.
Ursula Wegener kann es noch nicht so recht glauben: Enkelsohn Luis hat sie bei „Wer wird Millionär?“ angemeldet. © RTL | Stefan Gregorowius

Und so darf Ursula Wegener – zwangsweise – ihr Glück versuchen. „Ich hoffe nicht, dass das einer aus meiner Familie war“, sagt die Rentnerin, als Jauch sie aus dem Publikum auf den Quiz-Stuhl bittet. Leider doch, liebe Frau Wegener. Der Enkel hat sie angemeldet.

Und weil der junge Mann wohl nicht nur wegen Hawaii, sondern auch wegen der unangekündigten Teilnahme seiner Oma an „WWM“ unsicher ist, entschuldigt er sich vor laufender Kamera in aller Form. Bringt aber auch nichts, Wegener ist, sagen wir, leicht angesäuert: „Warum tust du mir das an?“

Weil es natürlich wieder jede Menge Kohle zu gewinnen gibt. Diese soll für eine Karibik-Kreuzfahrt mit der ganzen Familie kassiert werden, wünscht sich Wegener. Denn dass ihre Töchter, Schwiegersöhne und anderen Enkelkinder während ihres nervenaufreibenden Ausflugs in die Quizwelt an einer festlich gedeckten Tafel im Kölner Studio Köstlichkeiten genießen, ist dann doch halb so schlimm. Schließlich muss sich Wegener jetzt auf die Fragen konzentrieren, und das, obwohl sie am ganzen Leib zittert, die arme Frau.

Günther Jauch spart gerne an Staubsaugerbeuteln

Trotzdem weiß die 80-Jährige – wenig überraschend –, was alljährlich zwischen dem 22. März und dem 25. April stattfindet, nämlich Ostern – und nicht der Frühjahrsanfang, Muttertag oder der Eurovision Song Contest. Und auf welcher Insel es zurzeit zwei Zeitzonen gibt (Zypern). Tja, sie ist ja auch „der schlauste Mensch der Welt, und deswegen bist du mein Held“, trägt Enkel Luis, herausgeputzt im Anzug, auch noch ein Gedicht vor. (Als wäre die Teilnahme bei Jauch für Oma nicht schon Strafe genug).

Am Schluss darf die Rentnerin mit 125.000 Euro, dem Geständnis, dass sie Tiere lieber mag als Männer, und einem gemeinsamen Hobby mit Günther Jauch – Sparen an Staubsaugerbeuteln – nach Hause gehen. Beziehungsweise in die Karibik fahren. Luis bleibt hoffentlich zu Hause.

Ein „Käsemädsche“ hat Probleme bei Daniel Craig

Melanie Kindle hat Günther Jauch ein paar Käse-Kostproben mitgebracht.
Melanie Kindle hat Günther Jauch ein paar Käse-Kostproben mitgebracht. © RTL | Stefan Gregorowius

Wegfahren, und zwar in ein neues Leben, möchte auch Melanie Kindle. Und zwar als „Lecker Käsemädsche“. Die 27-Jährige träumt von ihrem eigenen Verkaufswagen, mit dem sie auf dem Markt ihrer Heimatstadt Hameln Käseplätzchen unters Volk bringen kann. Die herzhaften Happen darf Günther Jauch sogleich verkosten: Es gibt „Knister Twister“, einen Cracker mit verbrannter Tomate (Jauch: „Was ist das Schwarze?“). Aber bitte nur drei Stück, Herr Jauch hatte mittags schon Tortellini in Gorgonzola-Sauce.

Also, schnell zu den Fragen, die die gelernte Einzelhandelskauffrau und Mutter einer Tochter nicht ganz so schnell beantworten kann – wenngleich sie eigentlich nicht allzu schwer anmuten. Ein Beispiel: „Zum neunten Mal gewählt wurde 2016… A: Hoeneß als Bayern-Präsident, B: Tom Cruise als ‚Sexiest Man Alive’, C: Merkel als CDU-Vorsitzende, D: ein Wal als Fisch des Jahres?“ Für Antwort C braucht die junge Frau einen Fifty-Fifty-Joker, und auch bei der ehemaligen deutschen Lebensgefährtin von „Bond“-Darsteller Daniel Craig, Heike Makatsch, hapert es ein wenig.

Kandidatin scheitert an Veganer-Frage

Aber Käsecracker drüber, und weiter geht’s: Für 32.000 Euro will Jauch von Kindle wissen, welche Bezeichnung auf dem Etikett eines italienischen Weins Näheres über sein jeweiliges Ursprungsgebiet verrät. Die Antwort D, Classico, kennt der Telefonjoker Herr Dovermann, ein Handelsvertreter für Weine und Spirituosen, zum Glück – obwohl er sich nicht sicher ist.

Erst bei 64.000 Euro ist die Quizrunde für Melanie Kindle beendet. Die Antwort auf die Frage, worüber sich in Großbritannien im Herbst 2016 zahlreiche Veganer empörten, nämlich den neuen Fünf-Pfund-Schein, kennt die Käsefachfrau nicht.

„Vielleicht ist auf dem Schein etwas nicht so Schönes drauf?“, rätselt sie. „Die Queen?“, entgegnet Günther Jauch, der in Hochstimmung ist, als wäre schon wieder Weihnachten. Ne, der Schein enthält nur Spuren von tierischem Talg.

Jauch plaudert über Rente

Tierisch soll es auch für Kandidat Christoph „Schmiddi“ Schmidt werden, höchst sympathisch anmutender Bahn-Mitarbeiter aus Essen. Er möchte nämlich einen Bauernhof mit integrierter Kita aufbauen, und da kommen 125.000 Euro Gewinn gerade recht.

Christoph Schmidt will mit seinem Gewinn einen Bauernhof mit Kita aufbauen.
Christoph Schmidt will mit seinem Gewinn einen Bauernhof mit Kita aufbauen. © RTL | Stefan Gregorowius

Schwer tätowiert – auf seinen Fingerknöcheln steht „Ruhrpott“ – und so unverschämt gut gelaunt, dass er Jauch Konkurrenz machen kann, spielt er sich von Gewinnstufe zu Gewinnstufe. Einzig bei der Frage zu Max Giesingers Erfolgssong von 2016, „80 Millionen“, wird es kurz peinlich. Den Titel hat vergangenes Jahr doch jeder gehört, oder? Das Publikum hilft, 99 Prozent tippen auf die richtige Antwort.

Doch Schmidts Glücksbringer, eine Holzlok vom Patenkind, hilft ihm aus der Patsche – und er geht selbstbewusst voran. Selbst über Jauchs Warnung bei der 32.000-Euro-Frage lacht er hinweg. Jauch: „Sie können auf 500 runterdonnern!“ Schmidt: „Aber nur, wenn ich etwas nicht weiß!“ Und wenn er etwas nicht weiß, helfen eben andere – so wie der Studiogast, der sagen kann, dass die Haare für Trachtenhüte auf dem Rücken eines Gamsbock wachsen. In der Eifel, wo der Helfer herkommt, möchte Jauch übrigens auch seine Rente verbringen, Ziegen jagend.

Doch solange die Sendungen so erfolgreich laufen wie bislang, geht er wohl vorerst nirgendwo hin…