Hamburg. ARD-Modertor Jörg Pilawa moderiert erstmals den „Silvesterstadl“. Im Interview spricht er über die krampfhaften TV-Verjüngungskuren.

An Silvester ist noch auf manche Dinge Verlass. Zumindest im TV. „Dinner for One“ gehört dazu, und seit 1989 auch der „Silvesterstadl“ im Ersten. Dieses Jahr moderiert zum ersten Mal Jörg Pilawa die Partyshow, die das einzige Überbleibsel des TV-Klassikers „Musikantenstadl“ ist – die Sendung war nach einem gescheiterten Verjüngungsversuch eingestellt worden. Aus dem österreichischen Graz begrüßt der 51-Jährige am 31.12. ab 20.15 Uhr Gäste wie die „Edlseer“, Nik P. oder die „Saragossa Band“. Jörg Pilawa im Gespräch über die Herausforderung, einen Live-Marathon von vier Stunden zu moderieren.

Herr Pilawa, Sie arbeiten Silvester. Was sagt denn Ihre Familie dazu, dass sie diesmal ohne Sie feiern muss?

Jörg Pilawa: Muss sie gar nicht. Die kommen einfach mit mir nach Graz. Als ich das Angebot zu dieser Moderation bekam, bin ich nach Hause gegangen und habe meine Lieben gefragt, was sie davon halten. Dann haben meine Kinder gesagt: „Ach, bevor wir wieder Bleigießen machen und darauf warten, dass es zwölf wird, feiern wir gerne mit dir in der Show.“ Wir werden in der Graz-Arena einige Reihen mit Pilawas und Freunden der Pilawas füllen. Das ist echt cool.

Stichwort Bleigießen: Haben Sie Silvester in den vergangenen Jahren so richtig traditionell gefeiert?

Pilawa: Mein Ältester ist knapp 19, meine Kleinste gerade mal fünf Jahre alt. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren immer zu Hause gefeiert, es gab Klassiker wie Fondue. Die letzte große Party für mich selber war, als ich zur Jahrtausendwende Silvester am Brandenburger Tor moderieren dufte. Daran schließe ich jetzt an.

Hatten Sie gar keine Berührungsängste mit dem „Silvesterstadl“ und der Welt von Blasmusik und Lederhosen?

Pilawa: Nein, aber ich hatte mir natürlich eine Bedenkzeit erbeten. Wenn da „Stadl“ draufsteht, fragt man sich schon: Kannst du ein „Stadl“-Moderator sein? Kann ich wirklich ein volkstümlicher Moderator sein? Aber ich habe mir dann ein paar Sendungen aus der Vergangenheit angeguckt und gemerkt, dass im „Silvesterstadl“ ja viel weniger „Stadl“ drin ist als in den Ausgaben, die früher während des Jahres liefen. Das ist einfach eine große Partyshow. Und eine große Hallenmoderation als Party ist gar kein Problem für mich.

Die Silvesterausgabe ist das Einzige, was nach einer missglückten Verjüngungskur vom „Musikantenstadl“ übrig geblieben ist. Wie finden Sie es, dass man den TV-Klassiker eingestellt hat?

Pilawa: Ich kann nicht so viel dazu sagen. Ich kann aber sagen, dass schon vor 25 Jahren die ersten Intendanten zu mir kamen und meinten: „Wir müssen mit dem Programm jünger werden.“ Dann habe ich immer gesagt: „Ja klar, aber wir dürfen die älteren Zuschauer nicht verlieren.“ Verjüngung ja, aber nicht um jeden Preis.

Apropos: Hat die Midlife-Crisis auch bei Ihnen angeklopft?

Pilawa: Ich fühle mich pudelwohl. Und was wirklich sehr entspannend ist: Ich bin jetzt 51 Jahre, und ab 50 macht man nur noch Sachen, auf die man Lust hat, privat wie beruflich. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich jetzt über 50 bin.

ARD, Samstag, 31. Dezember, um 20.15 Uhr