Essen. Seit 35 Jahren ist Barbara (Ulrike Krumbiegel) verheiratet – aber gelangweilt. Mit einem Französischkurs findet sie neue Lust am Leben.

Der Titel klingt wahnsinnig altbacken, aber beim ARD-Film „Mutter reicht’s jetzt“ handelt es sich tatsächlich um eine aktuelle Produktion und nicht um eine deutsche Komödie aus den 50er Jahren.

Erzählt wird die Geschichte von Barbara Weller (Ulrike Krumbiegel), einer bescheidenen Frau in den besten Jahren, die sich zum 35. Hochzeitstag einen kleinen großen Traum erfüllen möchte – und ihren Mann (Ernst Stötzner) zu einer gemeinsamen Reise in die Provence einlädt. Der aber lehnt schroff ab, weil ihm lange Reisen zu beschwerlich sind. Die kühle Reaktion ihres Mannes ist kein großer Schock für Barbara. Das Feuer der Liebe ist bei den Wellers längst erloschen, die Ehe wird nur noch verwaltet. Sie storniert die Reise und steckt wieder mal zurück.

Neuanfang durch Französischkurs

Doch kurz darauf weht ein frischer Wind bei ihr, denn durch einen Zufall landet sie in einem Französischkurs an der Volkshochschule. Der charismatische Lehrer Alexander (Dominique Horwitz) bringt seinen Schülern nicht nur die Sprache bei, sondern vermittelt ihnen auch seine ganz eigene, französisch geprägte Philosophie von einem erfüllenden Leben.

Alle Schüler haben spezielle Gründe, warum sie die französische Sprache lernen wollen. Und schon nach kurzer Zeit beichten sich diese unterschiedlichen Menschen ihre Lebensgeheimnisse. So etwas würde in Wahrheit niemals passieren, aber das ist nicht das eigentliche Problem des Films.

Viele angerissene Themen

Das besteht eher darin, dass Autor Stefan Kolditz und Regisseur Matthias Tiefenbacher die Figuren mit allzu schweren Problemen beladen haben. Durch die Fülle von angerissenen Themen kann jedes einzelne nur oberflächlich betrachtet werden.

Miriam („Tatort“-Star Lisa Wagner) etwa will in den Senegal reisen und dort ihren zehnjährigen Sohn besuchen, der angeblich von seinem Vater vor Jahren dorthin entführt wurde. Sämtliche Konfliktthemen unserer Zeit wurden hineingerührt: Homosexualität, Islam, jüdische Identität, Drogenabhängigkeit und Naziverbrechen. Viel zu viel für 90 Minuten und unpassend für diesen Mix aus Komödie und Drama.

Ensemble ist exzellent

Was den Film rettet, ist das exzellente Ensemble. Alle Schauspieler verleihen ihren Figuren Charakter und Tiefe, schnell wachsen sie einem ans Herz. Im Zentrum steht dabei natürlich die wunderbare Ulrike Krumbiegel. Es macht Spaß, dabei zuzusehen, wie sie als vom Alltag deprimierte Barbara aufblüht, Selbstbewusstsein erlangt, neue Freunde und Inspiration findet.

Hervorgehoben sei auch Dominique Horwitz, der eine Art Münchhausen gibt und ständig neue, unglaubliche Geschichten parat hat. Sein Schüler Mehmet reagiert anfangs allergisch darauf, am Ende sieht er es locker: „Es gibt keine wahren oder unwahren Geschichten. Es gibt nur schlecht oder gut erzählte.“ Angesichts dieses Films möchte man ergänzen: Stimmt nicht ganz, es gibt auch mittelmäßig erzählte.

Fazit: Sympathisches Schauspieler-Ensemble in einer überfrachteten Geschichte über Lust und Last des Lebens.

ARD, 28. Oktober, um 20.15 Uhr