Essen. „Aktenzeichen XY Spezial“ zeigt, wie man sich gegen kriminelle Banden schützt. 2015 gab es fast eine Million angezeigte Betrugsfälle.

Hanna Westphal ist Witwe, mit 45 Jahren. Sie kümmert sich allein um ihr Kind. Und sie sehnt sich nach Liebe. Über eine Internetplattform lernt sie den amerikanischen Soldaten James kennen, ebenfalls ein alleinerziehender Vater, wie er behauptet. Westphal mag den Mann, den sie nur vom Telefon und aus Onlinechats kennt. Eines Tages bittet er sie um Geld. Aus Angst, ihn zu verlieren, hilft die verliebte Frau dem Fremden – und verliert so ein mittleres Vermögen.

Geschichten wie diese hören Polizisten jeden Tag. Fast eine Million angezeigte Betrugsfälle gab es 2015, das sind 2647 Fälle pro Tag. Die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. In einer Spezialsendung von „Aktenzeichen XY“ verrät Moderator Rudi Cerne (58) am Mittwoch die aktuellen Tricks der Betrüger. Fünf Fälle stellt er den Zuschauern in 90 Minuten vor – darunter den von Hanna Westphal, der von einem modernen Heiratsschwindler geprellten Witwe aus Köln.

Rudi Cerne geriet selbst ins Visier von Kriminellen

Für Cerne ist der Kampf gegen die Hintermänner etwas Persönliches. Über deren Skrupellosigkeit regt er sich auf: „Besonders erschreckend finde ich es, wie rücksichtslos, kaltblütig und gezielt sie sich vor allem ältere Menschen als Opfer aussuchen. Sie spielen mit den Zukunftsängsten von Menschen, die jahrzehntelang ihr Geld eisern zusammengehalten und zur Bank gebracht haben“, sagte er der „Hörzu“.

Auch Cerne selbst geriet schon ins Visier einer kriminellen Bande. „Ich bekam eine E-Mail, in der sich jemand als BKA-Beamter ausgab und vortäuschte, mich zu kennen.“ Ein Bluff! „Dieser Trick hat mich gelehrt, dass erhöhte Wachsamkeit und ein Grundmisstrauen dringend geboten sind.“ Der gebürtige Wanne-Eickeler hat Verständnis dafür, dass viele auf die Tricks hereinfallen.

Auf Betrugsmaschen vorbereitet sein

Wenn sich ein Betrüger etwa als Polizist ausgebe, sei das nicht leicht zu durchschauen: „Den Mut und die Ruhe muss man erst mal aufbringen, um in so einer Situation richtig zu handeln. Deshalb werden wir erklären, welche Möglichkeiten man hat und wie man sich auf solche Situationen besser vorbereiten kann.

Maschen wie der „Enkeltrick“ haben sich zwar herumgesprochen. Trotzdem erwartet Cerne von der Sendung einen „relevanten und wichtigen Beitrag zur Verbrechensbekämpfung“. Das Problem: Die Banden ersinnen immer neue Methoden. Der frühere Eiskunstläufer zieht den Vergleich zur Dopingbekämpfung im Sport: „Sobald ein Mittel zur Aufklärung gefunden wurde, ist schon die nächste verbotene Substanz auf dem Markt.“

Organisierte Callcenter im Ausland

Häufig betreiben die Betrüger organisierte Callcenter im Ausland. Im Display der Opfer erscheint dennoch eine deutsche Festnetznummer. Die Anrufer geben sich als Beamte aus oder setzen ihre Opfer durch Gewaltandrohung unter Druck. Das Bundeskriminalamt schätzt, dass die Banden auf diese Weise mindestens 120 Millionen Euro pro Jahr erbeuten.

Seit fast 50 Jahren läuft „Aktenzeichen XY“ im ZDF, seit 2002 moderiert Rudi Cerne die Show. Ein Ende ist nicht in Sicht, sagt er: „Ich glaube, dass uns der Stoff für solche Sendungen nicht so schnell ausgehen wird.“

ZDF, 26. Oktober, 20.15 Uhr