Berlin. 360-Grad-Videos gibt es mittlerweile Tausende. Ein deutsches Institut bietet nun aber die Möglichkeit zum fast perfekten Live-Stream.

Wer die Zukunft des Fernsehens eindrucksvoll erleben will, der muss über Berlin in die Vergangenheit reisen. Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) schickt so Zuschauer zurück zum 13. Juli 2014. Reiseziel: Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, Anlass: das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien.

Das Institut präsentiert Szenen des Spiels, um seine eigens entwickelte 360-Grad-Kamera, die Omnicam 360, zu präsentieren. 360-Grad-Kameras und entsprechende Videos gibt es viele, doch die Bilder der Kamera sind dennoch beeindruckend. Im Gegensatz zu ähnlichen Techniken gibt es in den Bildern keine Schnittkanten eine besondere Variante der Kamera erlaubt es dem Zuschauer zu zoomen und damit ein fast vollkommenes 3-D-Erlebnis zu haben.

Technik macht virtuellen Rundgang möglich

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So lässt sich das entscheidende Tor von Mario Götze im WM-Finale (ab Minute 4:39 im Video) nicht nur einfach nachschauen, sondern man kann sich umsehen und inmitten von Deutschland-Fans auf der virtuellen Tribüne jubeln. Oder aber man zoomt drei Reihen vor und bemitleidet den argentinischen Anhänger, der sich nach dem Tor enttäuscht auf seinen Sitz fallen lässt.

Die Aufnahmen des WM-Finales lassen sich jetzt nachträglich ansehen. Das HHI bietet Veranstaltern aber genau so an, 360-Grad-Videos mit 3-D-Funktion live zu senden. Wir klären die wichtigsten Fragen zu der neuen Technik – so etwa, wann sie flächendeckend zum Einsatz kommt.

Was genau an der Technik ist neu?

Das Konzept des HHI ist vollkommen auf Immersion – also das Eintauchen in eine Szene – zugeschnitten. Das Panorama-Bild, das die Kamera sendet, entspricht der zehnfachen HD-Auflösung (10.000x2000 Pixel). Vergangene Woche hat das Fraunhofer Institut zudem eine Übertragung über den Astra-Satelliten getestet. Dieser Satellit ist auch derjenige, der normale TV-Sender überträgt. Der Aufbau der Kamera und eine Software ermöglichen es, dass Panorama-Bilder live gesendet werden – ohne dass menschliche Gesichter verzerrt oder Bild-Teile abgeschnitten werden. „Einen Mehrwert hat ein 360-Grad-Live-Video nur, wenn es in ansprechender Technik gesendet wird“, sagt Christian Weißig, Projektleiter Leiter der Forschungsgruppe Aufnahme- und Anzeigegeräte am Fraunhofer HHI.

Bei einem Konzert der Berliner Philharmoniker stand die Kamera direkt neben der Bühne.I
Bei einem Konzert der Berliner Philharmoniker stand die Kamera direkt neben der Bühne.I © HHI | Fraunhofer

„Die Aufnahmen der Kamera bieten Premiumpositionen, die sonst nur wenigen Konzert- oder Stadionbesucher vorbehalten sind “, so Weißig. Bei einem Konzert der Berliner Philharmoniker saß der Zuschauer etwa direkt neben den Musikern auf der Bühne – Angela Merkel saß bei dem Termin irgendwo zwischen der zehnten und 30. Reihe. Die Kamera kann zudem still stehen und dem Zuschauer mit der 3-D-Technik trotzdem die Möglichkeiten bieten, um digital auf einer Bühne herumzuwandern.

Kann ich als Zuschauer die Technik jetzt schon nutzen?

Ja. Beim Empfang über einen PC oder ein Tablet ist eine gute Internetanbindung nötig. Dazu sollte der Bildschirm oder der Fernseher mindestens HD-fähig sein. „Wir arbeiten aber auch an Lösungen, die Bilder über das 5G-Mobilfunknetz zu verbreiten“, sagt der Projektleiter am Fraunhofer HHI. Der ISTAF-Finaltag sei über diese Technik bereits einzelnen Personen zur Verfügung gestellt worden.

Wann kommt die Technik flächendeckend zum Einsatz?

Im Prinzip steht die Technik, es braucht nur noch Veranstalter, die sie bei ihren Events einsetzen. Die Berliner Philharmoniker haben ein Konzert bereits live gesendet. Auch eine Präsentation von Porsche bei der IAA wurde für Pressevertreter live gesendet. Laut Christian Weißig gibt es Veranstalter aus dem Musikbereich, die die Technik regelmäßig anbieten wollen.

Wieviel kostet eine Live-Übertragung mit der Omnicam 360?

Das Fraunhofer Institut hat ein Team, das weltweit unterwegs ist, und den Kunden die Technik bereitstellt. Bei Sportveranstaltungen, Hollywood-Drehs oder bei Produktpräsentationen kommt die Technik zum Einsatz. Die Kosten und der Aufwand ein Event live zu übertragen ist in etwa mit den Kosten für eine normale Film- oder Fernsehproduktion zu vergleichen. „Die Kosten eines 360-Drehs sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Aber beim Preis sind wir definitiv konkurrenzfähig“, so Christian Weißig.

Gibt es auch alternative Techniken?

Facebook und Google experimentieren ausgiebig mit 360-Grad-Videos. Auch die Deutsche Telekom hat dieses Feld für sich erkannt. In Kooperation mit der Google-Tochter YouTube hat das Telekommunikationsunternehmen zuletzt ein Konzert der Red Hot Chilli Peppers live in einer 360-Grad-Version gesendet. Doch zoomen konnte der Zuschauer hier nicht.

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Ähnliches gilt für eine Übertragung vom Musikfestival Coachella in den USA. Hier waren bei einem DJ-Auftritt immer wieder Bildfehler zu sehen – ein Zeichen für eine qualitativ minderwertige Kamera und deren Software.

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Auch Sport-Veranstalter experimentieren mit 360-Grad-Videos – allen voran die Basketball-Liga NBA aus den USA. Doch bis Filme wie die Highlight-Videos der NBA auch live erlebbar sind, wird es wohl noch etwas dauern.

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