Packender Politthriller „Die vierte Gewalt“ auf Arte: Der Film liefert ein Schlaglicht auf den Berliner Medien- und Politikbetrieb.

Reporterfilme sind wie Thriller aus dem wahren Leben. Das liegt in der Natur der Sache: Als Vertreter der „vierten Gewalt“ haben Journalisten die Aufgabe, Missstände aufzudecken und publik zu machen. Wer ihnen dabei in einem Spielfilm über die Schulter schaut, erkennt, wie schwer das gegen mächtige Gegenspieler sein kann. Und wie packend und ehrenhaft eine Recherche im Dienste von Wahrheit und Öffentlichkeit ist. So beim diesjährigen Oscargewinner „Spotlight“, in dem Reporter den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche aufdecken. Oder beim US-Klassiker „Die Unbestechlichen“, der vor ein paar Tagen noch zum 80. Geburtstag von Robert Redford im Fernsehen lief und die Watergate-Affäre des US-Präsidenten Richard Nixon aufrollt.

Auch der Film „Die vierte Gewalt“, den Arte am Freitag zeigt, hat alle Zutaten eines wirklichkeitsnahen Reporter-Thrillers mit seinen unterschiedlichen, stets auf eigenen Vorteil bedachten Mitspielern: Die Presse auf der einen Seite, die „typischen“ Politiker auf der anderen. In dem Film des Grimme-prämierten Duos Brigitte Maria Bertele und Jochen Bitzer kommt noch eine dritte Seite dazu: die lieben Kollegen.

Organspende-Betrug auf der Spur

Erst in dem Zusammenspiel der Medien entwickelt sich der fesselnde Plot, der – trotz intensiver Recherche bei „Spiegel online“ – zwar mehr erdacht, als authentisch sein dürfte. Der aber in seiner Zuspitzung dann doch einen düsteren Blick auf den Berliner Medien- und Politbetrieb wirft – egal wie stimmungsvoll die Bilder vor originaler Kulisse sein mögen.

Es beginnt ganz klassisch, im Dunkel der Nacht an einer Einfahrt zum Krankenhaus, wo Jan Schulte (Benno Fürmann) brisante Unterlagen zugespielt werden: Die Bundesgesundheitsministerin soll dafür gesorgt haben, dass ihr Bruder bei einer Herztransplantation bevorzugt wurde. Schulte, der als freier Mitarbeiter des Magazins „Die Republik“ schon beim Liebesspiel mit Kollegin Britta (Jördis Triebel) alles hat, was ein guter Journalist so braucht – „Spürsinn, Liebe zum Detail, Entdeckerfreude“, wie es heißt – wittert die große Story. Zugleich ist es für ihn die Chance auf eine Festanstellung. Nur, allen voreiligen Vorurteilen zum Trotz, bleibt er, der ewig Klamme, in dieser interessanten Reporterfilmvariante noch der am wenigsten Korrumpierbare im Spiel.

Jagd nach den meisten Onlineklicks

Denn dass die Geschichte einer Faktenprüfung nicht standhält, heißt nicht, dass sie vom Tisch ist. Plötzlich werden die sensiblen Unterlagen aus dem Tresor des Chefredakteurs gestohlen, die Konkurrenz vermeldet den Einbruch sofort auf Seite eins, der Staatsschutz ermittelt. Die Story verselbstständigt sich, egal noch, ob sie wahr ist oder nicht. Das gegenseitige Hochjazzen des möglichen Skandals, die Jagd nach den meisten Onlineklicks, interne Wetten, ob die Geschichte nicht doch die Ministerin zu Fall bringen wird, bestimmen fortan den redaktionellen Alltag.

Fazit: Ein packender Politthriller, der ein kaltes Schlaglicht auf den Berliner Medien- und Politikbetrieb wirft.

Arte, Freitag um 20.15 Uhr