Berlin. Großes Drama von Filmemacher Dominik Graf. Arte zeigt seinen Friedrich-Schiller-Film „Die geliebten Schwestern“ mit Hannah Herzsprung.

Er ist eigentlich vor allem ein Spezialist für Spannung aus dem Hier und Jetzt: Mit Filmen wie „Die Katze“, „Die Sieger“ oder der herausragenden Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ hat sich Dominik Graf einen Ruf als einer der besten deutschen Krimiregisseure erworben. Doch der Filmemacher kann auch anders, wie er in diesem
Liebesfilm eindrucksvoll unter Beweis stellt: Sein Historiendrama „Die geliebten Schwestern“ überzeugt mit einer Dreiecksgeschichte aus der Zeit des Sturm und Drang.

Im Mittelpunkt des Kostümfilms steht der neben Johann Wolfgang von Goethe wohl bekannteste und wirkungsmächtigste deutsche Dichter, Friedrich Schiller (1759–1805). Erzählt wird eine amouröse Geschichte zwischen einem Mann und zwei schönen Frauen: Schiller (Florian Stetter), der 29-jährige Dichterfürst, hat ein Verhältnis mit zwei adeligen Damen.

Eine zarte Romanze verbindet ihn mit der 21-jährigen Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius). Doch auch zur drei Jahre älteren Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) fühlt sich der Schlingel hingezogen.

Schiller und ein Sommer voller Sturm und Drang

Dass sie verheiratet ist, wen stört’s? Ganz im Sinne des Sturm und Drang leben sich die jungen Leute einfach mal richtig aus und setzen sich über alles hinweg, was recht ist. Irgendwann ist Schluss mit lustig, und die Hochzeit mit Charlotte steht ins Haus.

Nicht nur der Wunsch nach Freiheit ist das zentrale Thema: Ein Clou der Geschichte ist der Blick auf die Kommunikation. Das ständige Briefeschreiben wirkt keineswegs antiquiert, sondern eher wie eine Vorstufe des ständigen SMS-Schreibens von heute. Graf gelingt es auf leichte Weise, die hohe Kunst ins Alltagstaugliche zu übersetzen. Auch Maja Maranow als Frau von Stein gibt der Literaturverfilmung das fernsehtaugliche Bodenständige. Dass die Dreiecksbeziehung
nie wirklich belegt wurde, spielt für den TV-Zuschauer keine Rolle, der ja geübt ist in fiktiven Geschichten.

Für alle , die sich vor hoher Literatur fürchten, gibt es Entwarnung: Die Kunst wird hier nicht abgehoben zelebriert. In ihrer Kulisse entsteht ein Zauber, für den Kameramann Michael Wiesweg den Bayerischen Filmpreis erhielt.

Fazit: Dominik Graf ist ein überaus stimmiger Film über gefährliche Liebschaften und den Sinn oder Unsinn gesellschaft­licher Konventionen gelungen, die Zeitreise ins 18. Jahrhundert wirkt überaus modern und wirft Fragen auf, über die auch heutzutage noch herzhaft gestritten werden kann.

Arte, 20.15 Uhr