Berlin. RTL hat ein neues Format für Thomas Gottschalk. Darin empfängt der Showmaster-Altmeister prominente Gäste – und hat harte Konkurrenz.

Das „kleinste gemeinsame Vielfache“ ist etwas, auf das sich alle einigen können, das für alle gilt. Als Thomas Gottschalk das Konzept seiner neuen Show „Mensch Gottschalk“ in Berlin vorstellt, nennt er sich selbst das „größte gemeinsame Vielfache“. Das ist nicht größenwahnsinnig, weil der Moderator mit 66 Jahren auf die beeindruckendste Karriere im deutschen Fernsehen zurückblicken kann und allen Grund hat, nach 23 Jahren mit „Wetten, dass..?“ etwas dicker aufzutragen.

Aber Gottschalk kann sich genauso gut bescheiden geben. Er sagt: „Ja, vielleicht habe ich eine etwas tapsige, altväterliche Art.“ Er bescheinigt sich „eine gewisse Naivität“, eine „gewisse Wurschtigkeit“ und eine „voremanzipatorische Grundeinstellung“. All das stimmt, aber es ist genau das, was in den vergangenen fünf Jahren seit seinem Abschied von der großen Show im deutschen Fernsehen gefehlt hat.

Vielleicht kommt die Show viermal im Jahr

Am kommenden Sonntag also kommt Thomas Gottschalk zurück, um 20.15 Uhr. An jedem anderen Tag wäre es die beste Sendezeit, aber am Sonntag macht er dem „Tatort“ Konkurrenz und der ebenfalls etablierten „Anne Will“ – und das mit einem Showkonzept, das im Untertitel noch vage wirkt: „Das bewegt Deutschland“.

Ähnlich einem Jahresrückblick sollen in drei Stunden zwischen zwölf und 15 Themen verhandelt werden: Flüchtlingspolitik, Angst vor Terror, selbstfahrende Autos, Fußball-EM und die Volkskrankheit Krebs. Das sind Gebiete, die Gottschalk in den vergangenen Jahren eher selten bearbeitet hat – oder woran er mit der „Gottschalk Late Night“ im Jahr 2012 sogar scheiterte. Vielleicht sagt er deshalb, dass er „dankbar“ sei für „diese Chance“. Er wollte schon lange nicht mehr nur am Strand von Malibu sitzen. „Ich habe auf so ein Konzept gewartet, es wird eine echte Herausforderung.“ Er will harte Themen so vorstellen, dass sie jeden erreichen. „Ich will die Stimme des Publikums sein.“

Samuel Koch ist zu Gast

Vorerst ist nur eine Sendung geplant, aber das Redaktionsteam aus Spiegel-TV, dctp und ihm kann sich vorstellen, alle drei Monate dem Land auf den Zahn zu fühlen. Für die Premiere am 5. Juni haben sich unter anderem der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, die Sängerin Nena und Daimler-Chef Dieter Zetsche angekündigt. Frauke Petry könne er sich als Gast nicht vorstellen. „Leute, zu denen ich keinen Zugang habe, will ich nicht treffen.“

Zugesagt hat ebenfalls Samuel Koch, der in einer Live-Sendung von „Wetten, dass..?“ 2010 verunglückte und seitdem im Rollstuhl sitzt. Er selbst denke noch oft an den Moment zurück. „Ich mache das nicht“, sagt Gottschalk, „weil ich mehr Honig aus dem Unfall heraussaugen will.“ Sie beide seien jetzt in einer völlig neuen Phase ihres Lebens. „Es wird eine Begegnung von zwei Männern, die gemeinsam in die Zukunft blicken.“

Auch „Mensch Gottschalk“ wird live übertragen. Den Einschaltquoten sieht er gelassen entgegen, auch diesen Luxus hat er sich nicht abgewöhnt. Während des Gesprächs in Berlin sagt er gleich mehrfach, warum: „Ich spüre ja, dass die Menschen mich noch mögen, wenn sie mich auf der Straße sehen.“ Das gebe ihm Kraft.