Hamburg. Die Spiele in Rio werden zum Mega-Fernsehereignis. ARD und ZDF berichten mehr und länger als vor vier Jahren in London – auch online.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey verspricht „Samba rund um die Uhr“: ARD und ZDF werden von den Olympischen Spielen vom 5. bis zum 21. August in diesem Jahr so viel berichten wie nie zuvor. Rund 340 Stunden live senden die beiden TV-Sender aus Rio de Janeiro. Das kündigten sie am Dienstag in Hamburg an. Vor vier Jahren umfasste die klassische Fernsehberichterstattung aus der Olympiastadt London etwa 260 Stunden. „Wir wollen so nah wie möglich an die Sportler herankommen“, verspricht Frey.

Mit sechs parallelen Livestreams auf den Online-Seiten bieten das Erste und das Zweite zudem ein umfangreiches Programm im Internet. Dieses Angebot summiert sich auf deutlich mehr als 1000 Stunden für den Empfang über Computer und Smartphones. Es kann auch über Smart-TV mit Internetverbindung empfangen werden. Aber nicht alle Live-Übertragungen werden kommentiert.

ARD und ZDF im täglichen Wechsel

Die Sender berichten im täglichen Wechsel an den insgesamt 19 Übertragungs-Tagen. Die Olympia-Sendungen beginnen bereits zwei Tage vor der Eröffnung am 5. August im Maracanã-Stadion in Rio mit den Übertragungen vom Frauenfußball-Turnier.

Die Moderatoren Gerhard Delling (l.) und Alexander Bommes stehen bei der ARD in der ersten Reihe bei Olympia in Rio.
Die Moderatoren Gerhard Delling (l.) und Alexander Bommes stehen bei der ARD in der ersten Reihe bei Olympia in Rio. © dpa | Lukas Schulze

Rund 480 Mitarbeiter entsenden die Öffentlich-rechtlichen nach Brasilien. Die TV-Gesichter der Olympischen Spiele werden bei der ARD vor allem die Moderatoren Alexander Bommes und Gerhard Delling sein. Für das ZDF führen Rudi Cerne und Katrin Müller-Hohenstein durch die wichtigsten Sendungen. Die Vorbereitungen der beiden Sender laufen seit drei Jahren. Die Produktionskosten liegen laut ARD-Programmdirektor Volker Herres leicht über den von London liegen. Damals ließen sich ARD und ZDF die Spiele rund 20 Millionen Euro kosten.

Neu ist das Angebot von Virtual Reality (VR). Mit der innovativen Übertragungstechnik können die User – ob mit einer entsprechenden 3D-Brille oder PC, Tablet und Smartphone – noch tiefer in die Sommerspiele eintauchen und neben der Eröffnungs- und Schlussfeier jeden Tag ausgewählte Wettkämpfe live im 360-Grad-Rundum-Blick und im VR-Format verfolgen.

Öffentlich-rechtliche vorerst letztmals die Platzhirsche

Und doch könnte es mit dem öffentlich-rechtlichen Olympia-Zauber nach Rio vorbei sein, ARD und ZDF droht schon bei den Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang ein historischer TV-Blackout. Sämtliche TV- und Multiplattform-Übertragungsrechte der Spiele 2018 bis 2024 liegen beim US-Unternehmen Discovery Communications. Die Muttergesellschaft des Spartensenders Eurosport zahlte dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) dafür im vergangenen Sommer satte 1,3 Milliarden Euro.

„Wir sind zurzeit in Gesprächen, was die Sublizenzen angeht“, sagte Herres. Und ZDF-Chef Frey kündigte an: „Wir wollen in Rio noch einmal zeigen, was öffentlich-rechtliche Qualität bedeutet.“

Viele Wettkämpfe am frühen Morgen MEZ

Die Sportfans in Deutschland müssen während den Spielen Durchhaltevermögen beweisen. Wegen der Zeitdifferenz finden viele Wettbewerbe am späten Abend oder nachts statt. So ist das 100-Meter-Finale der Männer gegen halb vier Uhr morgens MEZ terminiert. Die Fußball-Endspiele der Herren und der Damen sollen dagegen schon gegen 21.30 und 22.30 Uhr angepfiffen werden.

In 28 Sportarten werden in insgesamt 306 Wettbewerben olympische Medaillen vergeben. Nach 112 Jahren steht erstmals wieder Golf im Programm. Das hatte die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees im Oktober 2009 beschlossen. Golf war bisher nur 1900 und 1904 olympisch.

Wieder im Programm ist auch Rugby. Im Jahr 1900 zählte Rugby Union zu den olympischen Sportarten – mit Unterbrechungen bis 1924. Nun, 92 Jahre später, gehört die Sportart wieder dazu. In Rio wird 7er-Rugby gespielt, eine Variante, bei der mit sieben statt mit 15 Spielern gespielt wird. (mit dpa)