Essen. „Im Namen meines Sohnes“ ist ein intensives Drama mit Tobias Moretti. Die Story basiert auf einer echten Serie von Verbrechen an Jungs.

Eigentlich wollte er die Rolle gar nicht spielen. Zu grausig fand Tobias Moretti die Geschichte eines Vaters, der seinen Sohn durch ein grausames Verbrechen verliert. Letztlich ließ er sich von Produzent Ulrich Stiehm und Regisseur Damir Lukacevic doch überzeugen, den Claus Jansen zu spielen. Obwohl „Im Namen meines Sohnes“ sich sehr genau an die Fakten hält, ist der Name der Hauptrolle geändert, der wirkliche Vater hieß Ulrich Jahr. Lukacevics aufwühlender Film ist die wahre Geschichte einer jahrelangen Jagd auf den sogenannten „Maskenmann“.

Dieser schwarz gekleidete und maskierte Mann drang immer wieder in Schullandheime, Zeltlager und Internate im Raum Bremen ein und missbrauchte und tötete Jungen. 1992 verschwindet Claus Jansens Sohn Hannes aus einem Internat und wird ein paar Wochen später tot aufgefunden. Der Informatiker ist mit der Arbeit der Polizei nicht zufrieden und macht sich selbst auf die Suche nach dem Täter. 19 Jahre dauert es, bis der „Maskenmann“ gefasst wird. Im Februar 2012 wird Martin N. vom Landgericht Stade wegen dreifachen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Moretti spielt Claus Jansen als einen Mann, für den die Jagd auf den unbekannten Mörder zur Obsession wird. Anfangs gibt er sich eine Mitschuld am Tod des Sohnes, weil er ihn für eine nur befriedigende Note in einer Mathearbeit getadelt hat und glaubt, dass Hannes aus dem Internat weggelaufen sei. Doch seine Recherchen ergeben, dass der Mörder in das Internat eingedrungen sein muss. Moretti geht in seine Figur hinein, spielt sie jedoch viel emotionaler als den wirklichen Kindsvater.

Moretti über die Dreharbeiten

„Jansens Lebenswelt ist die Mathematik gewesen. Er war ein Logiker, ich dagegen platze vor Emotionen. Deshalb musste ich ihn ganz anders spielen“, sagt er. Moretti erzählt auch, wie ihn die Dreharbeiten mitgenommen haben: „Es hat Szenen gegeben, da hat es mich meuchlerisch von hinten gepackt. Da habe ich nach dem Dreh wie ein zitterndes Elend flennend in einer Ecke gesessen.“

Auch wenn man gut auf eine Rolle vorbereitet sei, gäbe es Aspekte, die man nicht mitdenken könne: „Was macht das mit einem?“, fragt der Schauspieler. Mit Tobias Moretti hat diese Figur des Claus Jansen offensichtlich eine Menge gemacht. Noch Monate nach Ende der Dreharbeiten wirkt er immer noch etwas fassungslos, wenn er an das Schicksal von Jansen denkt: „In der Weltliteratur sind Grausamkeiten und Psychosen der Nährboden für das Dramatische. Hier kommt noch etwas anderes hinzu: das Dokumentarische, das Bewusstsein von der furchtbaren Realität dessen, was erzählt wird. Das macht diese Geschichte so grausam.“

Fazit: Der Film fordert viel Aufmerksamkeit und verliert sich manchmal in Details, bietet aber tiefe Einblicke in seelische Abgründe. Die vielen Rückblenden verwirren ein wenig. Dennoch ein bemerkenswerter TV-Film.

• Montag, 2. Mai, ZDF, 20.15 Uhr