Berlin. Joko und Klaas warben mit Show-Ideen um die Publikumsgunst. Die beste Quote gab’s für ein Format mit Ziegen und Matthias Schweighöfer.

Damit eins mal direkt klar ist: Natürlich haben die Zuschauer am Samstagabend auf ProSieben nicht die beste Show der Welt gesehen. Und natürlich, so viel dürfte auch klar sein, war das nie der Anspruch von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Denn trotz all der Aufmerksamkeit, die den Grimme-Preisträgern seit einigen Jahren zuteil wird, größenwahnsinnig sind sie noch nicht.

Wenn Joko und Klaas also „Die beste Show der Welt“ ankündigen, dann nicht ohne Ironie. Sondern wohl wissend, dass derzeit nichts schwieriger ist, als eine Sendung zu erfinden, die die Massen am Samstagabend zurück vor die TV-Bildschirme lockt. Ihr Versuch, in einer Show herauszufinden, welche Art von Show heute beim Publikum überhaupt noch ankommt, also quasi eine Casting-Show für Shows zu veranstalten, ist als Konzept gut, krankte aber noch an den Show-Ideen selbst. Denn die erinnerten allzu oft an Altbekanntes.

Studio-Publikum entscheidet über Top oder Flop

Acht Shows zum Preis von einer – so kann man zusammenfassen, was ProSieben seinen Zuschauern in der Post-Raab-Ära am Samstagabend bot. Und das Moderatoren-Duo fuhr alles auf, mit dem man Menschen gemeinhin an den Haken bekommt: große Emotionen, Wettkämpfe, Tierbabys. Zwar taugte wohl keine der Ideen als abendfüllende Sendung, als Teil des Potpourris kam aber dennoch eine über weite Strecken unterhaltsame Show heraus.

Über Wohl und Wehe der einzelnen Beiträge entschied das Studio-Publikum. Es konnte sich per Knopfdruck aus der im Wechsel von Joko und Klaas vorgestellten Show aus- und wiedereinklinken und so die „Einschaltquote“ steuern, die am Bildrand eingeblendet wurde und am Ende über den Sieg entschied. Sank die Quote länger als eine Minute unter 25 Prozent, wurde die Show unmittelbar abgesetzt. Welche Ideen dieses Schicksal ereilte und welche gut ankamen – die Rangliste, in umgekehrter Reihenfolge:

8. Der Schöne und der Dumme – Bijo to Baka

Nur ein paar Minuten hielt es das Studio-Publikum mit dieser Spielshow aus, die Joko als das japanische „Wetten, dass ...?“ angekündigt hatte. Worum es ging? Schwer zu sagen. Es war bunt. Es war laut. Es war verstörend. Dass Klaas, den Joko mittels Joker als Kandidaten in seine Show geholt hatte, ein pinkes Krakenkostüm übergestülpt bekam, machte es nicht besser. Die Quittung folgte schnell: Das Publikum zappte weg – abgesetzt!

7. Kein Herz für Tiere

Eigentlich klang die Idee von Klaas recht vielversprechend: Drei Prominenten – Laufsteg-Trainer Jorge Gonzalez, Ex-GNTM-Jury-Mitglied Rolf Schneider und Moderatorin Palina Rojinski – wurden niedliche Tierbabys vorgesetzt, eine Gefühlsregung durften sich die drei davon aber nicht entlocken lassen. Sozusagen die „Circus Halligalli“-Rubrik „Aushalten“ als Cute-Edition. Doch was im Netz die Massen begeistert, reichte nicht im Fernsehstudio. Von den Kätzchen Tapsi, Maunzi und Dr. Kuschel hatte das Publikum bald genug gesehen – abgesetzt!

6. Höhenangst – die Show

Besser, aber auch nicht berauschend lief es für Klaas’ bahnbrechenden Einfall, zum gefühlt 53. Mal Joko mit seiner Angst vor Höhen zu konfrontieren. Davon mal abgesehen, dass es allein schon fragwürdig ist, ein Spiel aus der Angst von jemanden zu machen, hat man Joko darunter schon in unzähligen Varianten beim „Duell um die Welt“ leiden sehen. Jokos Kletterei über ein wackliges Gerüst aus Leitern hätte es deshalb nicht gebraucht. Vom Publikum schauten immerhin durchschnittlich 65 Prozent zu. Das reichte nur zu Platz sechs.

5. Game of Drones

Einfallsreicher und spannender war da Jokos Drohnen-Rennen in futuristischer Optik, bei dem Kandidaten aus dem Publikum Geld auf vier Spieler setzen konnten. Jene Zuschauer, die am meisten Geld locker gemacht hatten, durften mitfiebern. Am Ende hatte Lisa den richtigen Riecher und verzehnfachte durch den Sieg von Team Gelb ihren Einsatz von 150 auf 1500 Euro. Gut vorstellbar, dass diese Idee bald Einzug bei „Schlag den Star“ hält. Einschaltquote: 75 Prozent.

4. The David Flame Show

Zauberei geht immer, dachte sich wohl Klaas und inszenierte sich als „bester Magier der Welt, gesegnet mit der Gabe der perfekten Illusion“. Die Tricks allerdings kannte man bereits von anderen Zauberkünstlern: eine aufgezeichnete Bowlingkugel, die in echt aus dem Papier fällt, eine schwebende Palina Rojinski und Klaas, pardon: David Flame, der sich gefesselt aus einer bald explodierenden Kiste befreien muss. Geschmackssache. Quote: 79 Prozent.

3. Der beste Preis der Welt

Mit am besten funktionieren halt immer noch herzerwärmende Überraschungen. Die hatte Klaas für Kandidatin Katharina vorbereitet, die ihren in Kolumbien lebenden Bruder Sascha seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat. In einer Gameshow, die auch als Mini-Version von „Schlag den Raab“ hätte durchgehen können, musste sie Klaas beim „Murmeln versenken“, „Gläser nach Gehör befüllen“ und „Smartphone fallen lassen, ohne das Display zu beschädigen“ besiegen, andernfalls erhalte sie nur den Trostpreis, erklärte Klaas. Dass der Hauptgewinn ihr Bruder war, wusste Katharina nicht. Kurios: Der Einzige im Studio, der zu glauben schien, dass Klaas ernst mit dem Trostpreis macht und Sascha von Katharina ungesehen wieder zurück nach Kolumbien schickt, war Joko. Der geriet nach Klaas’ Sieg denn auch prompt in Rage: „Du bist das Allerletzte! Dafür hau’ ich dir privat auf die Fresse!“ Doch ein Heufer-Umlauf ist ja kein Unmensch. Also gab’s den Bruder eben als Trostpreis. Quote: 82 Prozent.

2. Yes or No Show

Mit 84 Prozent Einschaltquote war Jokos Version der großen Emotionen einen Hauch besser. Unter dem Vorwand, sie wären Kandidaten in einer Quizshow, lud er Kerstin und Thomas aus Düsseldorf auf die Bühne. Was Kerstin nicht wusste: Thomas machte ihr einen Heiratsantrag. Glück für ihn, dass das Publikum die Show auch so lange anschauen mochte – und Kerstin überhaupt „Ja“ sagte. Okay, Heiratsanträge im Fernsehen sind jetzt eher so mittel-innovativ, aber wenn alle weinen und sogar der Moderator selber mitflennt, dann muss man das doch irgendwie mögen. Der Titel „Beste Show der Welt“ ging trotzdem an eine andere Joko-Idee.

1. Dürften wir?

Schon bei „Wetten, dass ...?“ war es so: Die Außenwetten waren immer weit vorne, wenn es um den Sieg ging. In diesem Fall war das Außen Berlin-Friedrichshain, genauer: die WG von Alina und Robert. Und mit der hatte Joko Schlimmes vor, fragte aber wenigstens vorher höflichst nach – oder besser: ließ nachfragen. Denn als Reporter vor Ort hatte er sich Schauspieler Matthias Schweighöfer ins Boot geholt, der wahrscheinlich per se schon die Einschaltquote hoch hielt. Einfach weil er Matthias Schweighöfer ist. Und eben so normale Dinge fragte wie „Dürften wir dein Zimmer in der modischen Farbe Schwarz übermalen und einen Underground Club daraus machen, Alina?“

Klar, wer hätte nicht gern sein eigens Berghain in der Wohnung? Also her damit für 300 Euro! „Dürften wir denn auch Farmville in euer Badezimmer bauen?“ Auch das war drin. Schaf und Ziege durften für schlappe 100 Euro ihre Geschäfte auf den Fliesen verrichten. Weitere Nachfragen gab’s bezüglich einer Grillparty im Flur und einem Mauerbau direkt vor der Zimmertür. Und während der Vermieter wohl schon die Kündigung aufsetzte, freuten sich Alina und Robert über 2700 Euro, Joko über eine Einschaltquote von 85 Prozent und den Tagessieg – und ProSieben vielleicht über eine neue Show im Programm. Zumindest aber wohl über eine neue Rubrik bei „Circus Halligalli“.