Mainz. Die düstere Krimireihe „Die Brücke – Transit in den Tod“ geht in eine dritte Staffel. Saga Norén hat einen neuen dänischen Partner.

Die Leiche ist geschminkt, der Mund rot verschmiert, und die ermordete Frau sitzt am gedeckten Tisch mit drei Schaufensterpuppen, als wäre es eine Familie beim Frühstück: Der Tod ist monströs und zeigt gleich zu Beginn seine Fratze. Für Saga Norén, die ebenso geniale wie verstörende Ermittlerin aus Malmö, der blutige Alltag, wie sie ihn in zwei fünfteiligen Staffeln der Serie „Die Brücke – Transit in den Tod“ bereits an der Seite des Polizisten Martin Rohde aus Kopenhagen erlebte. Die ebenso grandios erzählte wie gespielte Reihe gilt als Perle der skandinavischen Thriller-Schatzkammer und erlebt nun die dritte Auflage mit fünf Doppelfolgen.

Auf den bulligen Kommissar aus Dänemark muss nicht nur seine Kollegin bei der Aufklärung einer neuen Mordserie verzichten. Auch das Publikum könnte Rohde alias Kim Bodnia zunächst einmal vermissen. Als Saft- und Kraftmensch mit all seinen Charakterschwächen gab er einen kongenialen Partner für die introvertierte Schwedin ab. Saga Norén hatte Rohde am Ende der zweiten Staffel ins Gefängnis verfrachtet, weil er einen Mörder gerichtet hatte.

Ihr Leben ist ihre Arbeit

Die unbestechliche Polizistin mit dem messerscharfen Verstand ist hart und direkt, dabei ehrlich und arglos und stets regungslos im Gesichtsausdruck, weil sie selbst angesichts emotionaler Katastrophen die Gangart nicht ändern kann: ein Roboter in Menschengestalt. Ihr Leben ist die Arbeit, der sie alles unterwirft, sie wechselt ihr T-Shirt am Schreibtisch, Lederhose und Kurzmantel scheinen ihr angewachsen.

Sie ist psychisch krank, doch die Krankheit ist weit mehr als eine der Marotten, mit denen Krimiautoren heute gerne ihre Helden ausstatten. Sofia Helin gelingt auch diesmal der Drahtseilakt, diese faszinierende Figur nicht zur Karikatur verkommen zu lassen. Zwar drängt bei Saga ein düsteres Familiengeheimnis ans Licht, aber Regisseur Henrik Georgsson achtet darauf, dass es den spannenden Fall nicht überstrahlt.

Nach der geschminkten Toten wird als zweites Opfer ein Pfarrer tot auf einer Kinderschaukel gefunden. Mit der ermordeten Frau eint ihn, dass er für eine liberale Geschlechterpolitik kämpfte und schwule Paare traute. Und eine gemeinsame Feindin hatten sie: eine erzkonservative Bloggerin (Sonja Richter), die Stimmung macht gegen Gesellschaftsveränderer.

Drehbuchautor Hans Rosenfeldt verstreut die Spuren über die komplexe Geschichte und stellt Saga Norén einen neuen dänischen Ermittler (Thure Lindhardt) an die Seite, ein junger Familienvater, der seine Libido nicht kontrollieren kann. Wie beiläufig dieser Krimi das Leben seiner Helden einbaut, gehört zu den großen Qualitäten der Serie.

Düstere, verstörende Bilder

Die milchig düsteren Bilder von der Öresundbrücke, die Dänemark mit Schweden verbindet, begleitet vom melancholischen Titelsong, entwickeln schon zu Beginn jeder Folge einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen mag. Leichte Kost ist das nicht, aber gibt es davon nicht ohnehin genug im deutschen Fernsehen? Einmal mehr dringt „Die Brücke – Transit in den Tod“ auf beklemmende Weise ins menschliche Herz der Finsternis ein und gibt sich nicht mit erzählerischer Oberflächlichkeit zufrieden. Die Serie setzt das Maß.

Fazit: Packend, düster, verstörend: Wenn es nur ein skandinavischer Krimi sein soll, dann dieser. Funktioniert auch ohne Kenntnis der beiden ersten Staffeln.

• Sonntag, 14. Februar, 22 Uhr, ZDF: „Die Brücke – Transit in den Tod“