Nach dem spektakulären Sprengstoff- und Waffenfund in Becherbach sichtet die Polizei die gefährliche Sammlung. In den Ort kehrte Ruhe ein.

Kaiserslautern/Becherbach. Nach dem Fund einer riesigen Waffen- und Sprengstoffsammlung in Becherbach verschaffen sich die Ermittler nun nach und nach einen Überblick über das Arsenal. Die zahlreichen Waffen, Munition und anderen Kriegsgeräte werden erst einmal erfasst, wie ein Polizeisprecher am Montag sagte. Es blieb zunächst weiter unklar, wie viele Waffen und andere Kriegsgegenstände der 62 Jahre alte Rentner in einer angemieteten Scheune gelagert hatte. Der Kaiserslauterer Oberstaatsanwalt Paul Scheidner sprach von „über zwei Wagenladungen“.

Das Material werde nun katalogisiert, sagte der Polizeisprecher. Das könne einige Tage dauern. Der als „Pulver-Kurt“ bekannte Mann soll im Laufe der Ermittlungen weiter befragt werden, um etwa die Herkunft der Waffen zu klären. Bislang hat er zu den Vorwürfen geschwiegen. Sein Arsenal war vermutlich die größte Waffen- und Sprengstoffsammlung, die bislang bei einem Privatmann in Deutschlandentdeckt worden ist.

Oberstaatsanwalt Scheidner geht von längeren Ermittlungen aus. Er zeigte sich eher skeptisch, ob die Herkunft der Waffen überhaupt geklärt werden kann. Diese seien ja vor Jahrzehnten hergestellt worden, wohl aber noch funktionsfähig.

Der knapp 600 Einwohner zählende Ort Becherbach im Landkreis Bad Kreuznach war am Wochenende zeitweise komplett evakuiert worden, nachdem Beamte am Freitag Sprengstoff und zahlreiche Waffen in der Scheune entdeckt hatten. Rund 40 Kilogramm eines nitroglycerin-ähnlichen Stoffes waren am Sonnabend außerhalb des Ortes gesprengt worden. Die restlichen Waffen und Militärgegenstände - darunter Maschinengewehre und Handgranaten - wurden mit dem Lastwagen abtransportiert.

Gegen den 62-Jährigen wird wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Sprengstoffgesetz ermittelt. Auch in seinem Haus im nahe gelegenen Hundsbach hatten die Ermittler einige Tage zuvor bereits jede Menge Kriegsmaterial gefunden. Bei dieser Durchsuchung hatte der 62-Jährige einen Kreislaufkollaps erlitten. Die Ermittler gehen bislang davon aus, dass es sich bei dem Rentner um einen Sammler handelt. Die Polizei war eher per Zufall auf den Mann und sein Waffenarsenal gestoßen, weil sich in einem anderen Ermittlungsverfahren Hinweise ergeben hatten, dass der 62-Jährige eine Waffe gekauft hatte.

In Becherbach selbst herrscht nach Angaben des Ortsbürgermeisters Manfred Denzer inzwischen wieder „eine gewisse Normalität“. Der Sprengstofffund und die Evakuierung seien aber schon noch Thema. Dass Becherbach prominent in sämtlichen Nachrichtensendungen zu sehen war, kann den Bürgermeister nicht so recht freuen. „Becherbach ist jetzt zwar bekannt, aber auf diese Art der Publicity hätten wir verzichten können.“

Der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) sieht nach dem Fund in Becherbach die Notwendigkeit konsequenter Kontrollen bei Waffenbesitzern bestätigt. „Es war richtig, dass wir nach dem Amoklauf von Winnenden das Waffenrecht verschärft und die Überprüfung der Besitzer intensiviert haben“, sagte Bruch in Mainz.