Pep Guardiola erwartet gegen Pilsen ein anderes Spiel als beim 5:0 in München. Der Fall Hoeneß hat die Begleitumstände verändert. Robben fehlt beim angestrebten vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale.

Pilsen. Von wegen entspannte Dienstreise. Die Nachricht vom Gerichtsverfahren gegen Vereinspatriarch Uli Hoeneß erwischte den FC Bayern eiskalt auf dem Weg nach Tschechien und platzte mitten in die Vorbereitung auf das Champions-League-Spiel bei Viktoria Pilsen. Der Wirbel um den Präsidenten wird die Münchner Stars laut Vizekapitän Bastian Schweinsteiger aber nicht davon abhalten, am Dienstagabend (20.45 Uhr/im Liveticker bei abendblatt.de) im gerade einmal 12.000 Zuschauer fassenden Stadion des tschechischen Meisters die nächste Topleistung in Europas Fußball-Königsklasse abzurufen. Mit dem vierten Sieg im vierten Gruppenspiel können die Bayern den Einzug in das Achtelfinale womöglich schon frühzeitig perfekt machen.

„Wir können uns ungestört auf das Spiel vorbereiten, das hat nichts mit dem Fußball zu tun“, versicherte Schweinsteiger nach der verspäteten Ankunft der Münchner Reisegruppe im Teamhotel. Wie kann das Team dem Präsidenten in belastenden Zeiten helfen? „Wir tun ihm den größten Gefallen, wenn wir die Spiele gewinnen und Erfolg haben“, antwortete der Nationalspieler.

An einem weiteren Sieg gegen den punktlosen Tabellenletzten zweifelt zwei Wochen nach dem 5:0-Torfestival im Hinspiel niemand. „Aber es wird schwieriger als in München, da bin ich mir sicher“, warnte Trainer Pep Guardiola, der auf Arjen Robben verzichten muss. „Es ist viel besser bei ihm, aber er ist noch nicht fit“, sagte der Coach. Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mahnte, „nicht mit Arroganz“ aufzutreten. Schweinsteiger erwartet einen Gegner, der „natürlich noch mal richtig angreifen“ werde. „Das Spiel könnte ein bisschen anders laufen als in der Allianz Arena“, meinte er.

„Wichtiger ist, im Mai die großen Titel zu gewinnen“

Rund herum herrschte durch den Fall Hoeneß schon am Montag Aufregung. Umringt von Reportern und Kameras mussten sich die Spieler nach dem Ausstieg aus dem Mannschaftsbus einen Weg ins Teamhotel bahnen. Hoeneß blies die Backen auf und sprach kurz in die vielen Mikrofone. Er genießt den Rückhalt in seiner Bayern-Familie, der ihm „in den letzten schwierigen Monaten extrem geholfen“ habe.

Die Mannschaft liefert schließlich auch unter Neu-Coach Guardiola viel Grund zur Freude. Erster in der Bundesliga, Erster in der Königsklasse, in der die Bayern mit einem Erfolg in Pilsen den Rekord des FC Barcelona von neun Siegen in Serie einstellen könnten. „Wenn man die Gelegenheit hat, Rekorde zu knacken, dann sollte man das auch tun“, äußerte Schweinsteiger. „Wichtiger ist, im Mai die großen Titel zu gewinnen“, bemerkte Guardiola zur Bedeutung von Bestmarken.

„Wir wollen versuchen, uns frühzeitig zu qualifizieren“

Für weitere Trophäen treibt der Starcoach seine Spieler permanent an, auch nach Siegen. Die Ankündigung nach dem knappen 2:1 bei 1899 Hoffenheim, sein „Konzept korrigieren“ zu wollen, beruhte aber wohl mehr auf seinem Streben zur Perfektion, wie Hoeneß meinte: „Er wird nicht nur erfolgreiche Spiele erwarten, sondern schöne und aus seiner Sicht tolle Spiele.“ Es gebe immer Dinge zu verbessern, bestätigte Guardiola, selbst bei der aktuellen Bayern-Mannschaft, deren „Niveau in the sky“ liege, wie er sagte, also himmelhoch, kaum zu steigern.

Die Bayern-Bosse vertrauen Guardiola bei seinem Wirken ganz und gar. „Er wird das alles so machen, wie er das für richtig hält. Denn wir haben den möglicherweise besten und vor allem populärsten Trainer in der Geschichte des FC Bayern und auch vielleicht in der Welt bei uns. Das ist der größte Fachmann, den man sich da holen konnte. Dem werden wir gesichert nicht irgendwelche Ratschläge erteilen“, sagte Rummenigge. Er wünscht sich schon mit Blick auf das Gigantenduell am 23. November beim großen Rivalen Borussia Dortmund eine noch entspanntere Champions-League-Situation nach dem Pilsen-Trip: „Wir wollen versuchen, uns frühzeitig zu qualifizieren, damit wir den Fokus ein bisschen mehr auf die Bundesliga legen können.“