Das deutsche Davis-Cup-Team hat die erste Chance zum vorzeitigen Klassenverbleib verspielt. Das Doppel unterlag dem brasilianischen Duo glatt, konnte es aber trotzdem genießen.

Neu-Ulm. Um eine Niederlage genießen zu können, müssen schon ganz besondere Umstände herrschen. Martin Emmrich und Daniel Brands konnten diese am Sonnabendnachmittag geltend machen, immerhin waren die beiden deutschen Tennisprofis erstmals für das Daviscupteam aufgelaufen und hatten ebenso zum ersten Mal das Vergnügen, gemeinsam im Doppel anzutreten. Dass ihnen die 1200 Zuschauer in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena, die bessere Stimmung machten als die 3000 am Vortag, deshalb die 3:6, 4:6, 4:6-Niederlage gegen Marcelo Melo und Bruno Soares verziehen, war gerechtfertigt. Immerhin zählen die beiden Brasilianer, die durch den Erfolg im Relegationsduell um den Verbleib in der Weltgruppe auf 1:2 verkürzen konnten, zur Weltspitze im Paarspiel.

„Es hat riesigen Spaß gemacht, ich habe das Match genossen und hätte noch zwei Stunden länger spielen können und wollen“, sagte Emmrich. Dem 28 Jahre alten Magdeburger, Sohn des DDR-Weltklassespielers Thomas Emmrich und erster Ostdeutscher im Daviscupteam seit der Wiedervereinigung, merkte man an, dass er als Doppelspezialist mehr Erfahrung im Spiel zwei gegen zwei besitzt als Brands. Der 26-Jährige aus Deggendorf tat sich vor allem beim Returnieren schwer. „Ich war eigentlich erst im dritten Satz richtig im Match drin, und da war es schon zu spät. Dennoch habe auch ich großen Spaß gehabt“, sagte Brands.

Melo/Soares bewiesen ihre Ausnahmestellung im Doppel mit einer beeindruckenden Sicherheit, sie verloren kein einziges Aufschlagspiel, machten kaum Fehler und nutzten die ihrer Kontrahenten eiskalt. Nach 1:55 Stunden verwandelten sie ihren ersten Matchball, weil Brands eine Vorhand meterweit ins Aus beförderte. „Sie haben uns nichts geschenkt und völlig verdient gewonnen. Man muss zugeben, dass das ein Klassenunterschied war“, sagte Emmrich. Wie es um die Zukunft des Doppels Brands/Emmrich bestellt ist, bleibt abzuwarten. Brands war als dritter Einzelspieler nominiert worden und ist im Doppel keine Größe, Emmrich will bei Turnieren weiter mit seinem gewohnten Partner André Begemann (Lemgo) antreten. „Dennoch werden wir uns beide reinhängen, um auch in Zukunft nominiert zu werden. Verstanden haben wir uns sehr gut“, sagte Brands.

Den Klassenerhalt müssen an diesem Sonntag (13 Uhr/live bei Sat.1 Gold und im Internet bei ran.de und tennis.de) allerdings die Topspieler sicherstellen. Zunächst hat der Augsburger Philipp Kohlschreiber gegen Brasiliens Spitzenmann Thomaz Bellucci die Chance, den entscheidenden dritten Punkt zu holen. Sollte er verlieren, liegen die Hoffnungen auf dem formstarken Bayreuther Florian Mayer, der es mit Rogerio Dutra Silva zu tun bekommt. Auch Brands und Emmrich werden dann wieder gemeinsam antreten – als Unterstützer auf der Teambank.