Er gewann in Moskau bereits Gold über 100 Meter und 200 Meter. Jetzt hat Usain Bolt auch noch das Staffel-Gold über 4 x 100 Meter gewonnen. Damit ist der 26-Jährige nun offiziell der erfolgreichste Athlet der WM-Geschichte.

Moskau. Superstar Usain Bolt hat sein drittes Gold bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau gewonnen und sich damit zum erfolgreichsten Athleten der WM-Geschichte gekrönt. Der 26-Jährige führte die jamaikanische 4x100m-Staffel mit Nesta Carter, Kemar Bailey-Cole und Nickel Ashmeade zum Sieg in 37,36 Sekunden vor den USA (37,66) und Großbritannien (37,80).

Mit seinem achten WM-Titel überflügelte Bolt, der zuvor über 100 m und 200 m triumphiert hatte, US-Legende Carl Lewis in den Rekordbüchern. Die deutsche Staffel mit Lucas Jakubzcyk (Berlin), Sven Knipphals (Wolfsburg), Julian Reus (Wattenscheid) und Martin Keller (Leipzig) lief nach der Disqualifikation Großbritanniens auf Platz vier (38,04). (SID)

Die Zuschauer huldigten aber alleine Bolt von den Rängen und Nesta Carter, Kemar Bailey-Cole und Nickel Ashmeade wussten genau, wo ihr Platz bei dieser Zeremonie war. Still und heimlich verzogen sich die drei Jamaikaner in den Graben zwischen Laufbahn und Tribüne, um die Bolt-Show nicht zu stören.

Der kostete seinen Triumphzug beinahe in epischer Länge aus, erstmals bei dieser WM nahm sich der schnellste Mann der Welt Zeit. Vor dem Staffelsieg war er zu den Titeln über 100 und 200 m gesprintet und hatte mit seinem zweiten Triple nach Berlin 2009 sein Medaillenkonto auf die historische Marke von acht Gold- und zwei Silbermedaillen aufgestockt. Nach eigenen Angaben zählt er die Plaketten aber gar nicht mehr. „Ich wollte immer nur eine Legende werden. Aber das habe ich schon in London geschafft“.

Diese Anerkennung hatte ihm IOC-Präsident Jacques Rogge nach den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr verweigert. Bolt eine lebende Legende? „Nein, bestimmt noch nicht“, hatte der mächtigste Mann der Sport-Welt geantwortet. Eine Ikone, sicherlich, „aber lasst Usain doch erst einmal an drei, vier Olympischen Spielen teilnehmen und Medaillen gewinnen. Dann kann er zur Legende werden“.

Wenn Bolt nach den Fabel-Weltrekorden von Berlin, den olympischen Dreifach-Triumphen von Peking 2008 und London 2012 eine Motivationsspritze gebraucht hat, Rogge hatte ihm den Antrieb geliefert. Die Provokation saß, Bolt ruhte sich auch in der nacholympischen Saison nicht auf seinen Lorbeeren aus und läuft weiter in seiner eigenen Welt.

Schon über seine Lieblingsstrecke 200 m hatten die Gegner nur die Kulisse gebildet. Die 19,66 Sekunden am Samstag waren zwar weit vom eigenen Weltrekord (19,19) entfernt, Bolt hatte Trainingsparner Warren Weir (19,76) und US-Sprinter Curtis Mitchell (20,04) jedoch schon weit vor dem Ziel abgehängt und ließ am Ende locker austrudeln.

Als Belohnung bekam Bolt neben einer weiteren Goldmedaille auf der anschließenden Pressekonferenz ein gerahmtes Foto überreicht. AFP-Fotograph Olivier Morin hatte ihn beim 100-m-Finale erwischt, als über dem Stadion ein Blitz den Moskauer Nachthimmel erhellte. Die ungeteilte Aufmerksamkeit tat ihm sichtlich gut, Blitz-Bolt begann wieder etwas zu funkeln. Im Stadion war er zuvor nicht der Hauptdarsteller gewesen.

Zwar waren am Schlusswochenende deutlich mehr Zuschauer gekommen als bei seinem Triumph über 100 m. Doch eine Liebesbeziehung zu Moskau baute Bolt in der WM-Woche nicht auf. „Es ist besser geworden, es waren mehr Leute da. Ich habe mehr Energie gespürt, aber London war unvergleichbar.“

Die Weltmeisterschaften 2013 werden nicht als Bolt-Festspiele in Erinnerung bleiben, auch wenn der 26-Jährige wieder einmal Maßstäbe setzte. Das ist ungewohnt, besonders für Bolt persönlich. Das große Ziel lautet Rio 2016. „Dort will ich mein Triple noch einmal wiederholen. Das hat noch niemand geschafft“, sagte Bolt. Auch nicht Carl Lewis, dessen neun olympische Goldmedaillen nun Bolts Ansporn sind.

Auf dem Weg nach Rio liegt zudem 2015 die WM in Peking, auch dort warten weitere Medaillen. „Wenn ich aufhöre, will ich zu den Größten gehören. Jungs wie Michael Jordan, Pele, Muhammad Ali – zu ihnen will ich aufschließen“, hatte er gesagt. In Moskau ist er diesem Ziel einen Schritt näher gekommen.