30 Jahre nach Yannick Noah hält Jo-Wilfried Tsonga die Hoffnungen auf einen französischen Sieg in Paris am Leben. Tsonga ließ Federer kaum eine Chance. Ebenfalls weiter ist Top-Favoritin Williams.

Paris. 30 Jahre nach dem letzten Heimsieg hält Jo-Wilfried Tsonga die Hoffnungen auf einen französischen Erfolg in Roland Garros weiter am Leben. Der Weltranglistenachte bezwang im Viertelfinale der French Open den Schweizer Rekord-Grand-Slam-Sieger Roger Federer in einem einseitigen Match mit 7:5, 6:3, 6:3 und steht erstmals im Halbfinale des wichtigsten Sandplatzturniers der Saison. Dort trifft Tsonga am Freitag auf David Ferrer (Spanien/Nr. 4), der sich gegen seinen Landsmann Tommy Robredo mit 6:2, 6:1, 6:1 durchsetzte.

„Es ist außergewöhnlich, hier gegen Roger zu triumphieren, der alles gewonnen hat. Aber heute war ich an der Reihe“, sagte Tsonga, der im Turnierverlauf noch immer ohne Satzverlust ist: „Das hätte ich mir nie träumen lassen.“ Auch Top-Favoritin Serena Williams schaffte erstmals seit zehn Jahren den Sprung unter die besten Vier. Die Weltranglistenerste aus den USA ließ beim 6:1, 3:6, 6:3 gegen die Kerber-Bezwingerin Swetlana Kusnezowa (Russland) allerdings die Dominanz der vorherigen Runden vermissen.

Bei 0:2 im entscheidenden Durchgang drohte ihre Erfolgsserie zu reißen, doch Williams drehte noch einmal auf und gewann nach 1:56 Stunden ihr 29. Spiel in Serie. Im Halbfinale gegen die Vorjahresfinalistin Sara Errani (Italien/Nr. 5), die 6:4, 7:6 (8:6) gegen Agnieszka Radwanska (Polen/Nr. 4) gewann, ist Williams am Donnerstag trotz der durchwachsenen Vorstellung favorisiert. In fünf Duellen gegen Errani hat die 31-Jährige bisher erst einen Satz abgegeben. Mit ihren ersten Brocken Französisch bedankte sich Williams bei den Zuschauern und versprach: „Jetzt bin ich bereit für mehr.“ 2002 hatte die 15-malige Grand-Slam-Siegerin ihren bislang einzigen Titel in Roland Garros gewonnen.

Yannick Noah glaubt nicht an Tsonga

Die Tennisfans in Paris warten noch ein paar Jahre länger auf einen französischen Champion bei den Männern. Am 5. Juni 1983 hatte Yannick Noah als bislang einziger Franzose in der Ära des Profitennis (seit 1968) den Titel bei den French Open gewonnen. An Tsonga glaubt der charismatische Ex-Profi mit den Rasta-Zöpfen trotz dessen beeindruckender Vorstellung gegen Federer nicht. „Er kann einen der Top Fünf jederzeit in einem Match schlagen, aber zwei in Folge kann er nicht bezwingen. Über fünf Sätze sind Nadal, Djokovic oder Federer einfach besser“, hatte Noah bereits vor dem Turnier gesagt.

Auf dem Court Philippe Chatrier war es allerdings Tsonga, der mit seinen mächtigen Grundschlägen die Begegnung mit Federer dominierte. Zwar schaffte der Schweizer das erste Break und führte 4:2, Tsonga schlug jedoch umso vehementer zurück und nahm Federer dessen Aufschläge zum 4:4 und 7:5 ab. In ungeheurem Tempo ging es weiter, doch Spannung kam nie auf. Zu einseitig war die Partie, es wirkte, als glaube der 31-jährige Schweizer nicht an seine Chance.

Tsonga nun gegen den Spanier Ferrer

Federer verpasste durch die vierte Niederlage im 13. Duell mit Tsonga, sich zum Rekordsieger in Paris zu küren. Mit 58 Siegen bleibt der 31-Jährige auf einer Stufe mit Guillermo Vilas (Argentinien) und Nicola Pietrangeli (Italien). Sandplatzkönig Rafael Nadal hat somit die Chance, mit drei Siegen an diesem Trio vorbeizuziehen. Tsonga überwand mit seinem Erfolg nach 1:51 Stunden auch das Viertelfinaltrauma des vergangenen Jahres. Damals hatte der 28-Jährige vier Matchbälle gegen den späteren Finalisten Novak Djokovic, der am Mittwoch in der Runde der besten Acht auf Tommy Haas trifft, vergeben.

Tsonga spielt gegen Ferrer um das zweite Grand-Slam-Finale seiner Karriere nach den Australian Open 2008. Im spanischen Duell auf dem Court Suzanne Lenglen hatte unterdessen der Weltranglistenfünfte Ferrer keine Probleme mit seinem Freund Robredo und steht wie im vergangenen Jahr im Halbfinale. Als Robredo 0:2 nach Sätzen zurücklag, fehlte ihm nach seinen drei Fünfsatz-Krimis in den Runden zuvor die Kraft für eine weitere Wende. Gegen Igor Sijsling (Niederlande), Gael Monfils (Frankreich) und Nicolas Almagro (Spanien) hatte Robredo jeweils einen 0:2-Rückstand gedreht und damit den 86 Jahre alten Rekord von Henri Cochet egalisiert.