Reus: „Die Tabelle lügt nicht“ – Auch Hecking lobt: „Eine der besten Mannschaften“

Mönchengladbach. Als sein verwandelter Foulelfmeter in den Katakomben des Borussia-Parks über die Bildschirme flimmerte, huschte ein Lächeln über das Gesicht von Filip Daems. „Man sollte sich nicht zu sicher sein, nervös war ich aber nicht“, sagte der Kapitän von Borussia Mönchengladbach nach dem 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg. Für die Borussia war es am siebten Spieltag der fünfte Saisonsieg und der vierte Minimalisten-Erfolg insgesamt. Still und heimlich hat sich der Fast-Absteiger der vergangenen Saison plötzlich in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga festgesetzt.

Für Daems war der Siegtreffer in der 76. Minute der zehnte verwandelte Elfmeter im zehnten Versuch. Das Geheimnis des Gladbacher Erfolges erklärte der Belgier mit der gewonnenen Stabilität: „Wir lassen insgesamt wenig zu.“ Das Team versuche, die gute Form aufrecht zu erhalten. „Wir machen das seit Monaten ziemlich gut“, sagte Daems.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und so langsam sollte sich der fünfmalige deutsche Meister an das Bild gewöhnen: Die Tabelle ähnelt unverkennbar der aus den 70er-Jahren, als Gladbach Stammgast in den oberen Gefilden war. „Die Tabelle lügt nicht“, sagte dann auch Marco Reus, der den Strafstoß von Daems herausgeholt hatte. Die Borussia eilt von Sieg zu Sieg, gewinnt auch typische 0:0-Spiele und hat inzwischen ein Luxus-Problem.

Rund um den Borussia-Park werden die Verantwortlichen nämlich nicht müde, von einer schweren Saison zu sprechen. „Wir sind zufrieden, mehr aber nicht. Am Ende sind es nur drei Punkte“, sagte Trainer Lucien Favre: „Wir waren nicht so effizient. Es ist ärgerlich, dass das Tor durch einen Elfmeter gefallen ist“, sagte der Schweizer gewohnt kritisch.

Unrecht hatte Favre nicht, denn größtes Manko gegen harmlose Nürnberger war die Chancenverwertung. Zahlreiche sogenannte Hundertprozentige ließen die Borussen gleich reihenweise liegen. „Oft ist es so, dass es beim 0:0 bleibt oder man solche Spiele noch verliert“, sagte Daems, der sich an einen ähnlichen Lauf nicht erinnern kann. Die Borussia gewinnt solche Spiele inzwischen zwar, trotzdem gebe es keinen Grund zur Euphorie, sagte Favre, den die Tabelle grundsätzlich nicht interessiert: „Es ist unseriös, von einer Spitzenmannschaft zu sprechen.“

Dass Kollegen wie Jupp Heynckes, Felix Magath und auch Nürnbergs Trainer Dieter Hecking dies seit Wochen tun, kontert Favre gewohnt höflich: „Sie sind halt sehr, sehr nett. Es hätte ganz anders sein können.“ Für Favre gab der Auftaktsieg der Saison bei Bayern München, natürlich mit 1:0, den Ausschlag für den derzeitigen Höhenflug. „Der Sieg in München hat uns sehr geholfen. Wenn du dort verlierst, stehst du sofort unter Druck und musst punkten. Wenn das nicht klappt, stehst du ganz schnell wieder unten drin.“

Nürnbergs Coach Dieter Hecking hingegen war sichtlich angefressen. „Kurz und knapp, das war ein verdienter Sieg für Gladbach“, sagte Hecking, der Lob nur an den Gastgeber verteilte: „Man hat gesehen, was für eine Qualität sie vorne haben. Borussia gehört zu den derzeit besten Mannschaften.“

Die Statistik

Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dante, Daems - Marx (88. Nordtveit), Neustädter - Reus, Arango - Hanke (63. Bobadilla), de Camargo. - Trainer: Favre

Nürnberg: Stephan - Chandler, Wollscheid, Klose, Pinola - Feulner, Simons - Hegeler (78. Eigler), Mendler (46. Cohen), Esswein (80. Bunjaku) - Pekhart. - Trainer: Hecking

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Tor: 1:0 Daems (76., Foulelfmeter)

Zuschauer: 51.117

Beste Spieler: Reus, Dante - Stephan, Esswein

Gelbe Karten: Bobadilla (3) - Klose

Torschüsse: 21:8

Ecken: 9:3

Ballbesitz: 58:42 Prozent

Fouls: 12:20